Wenn wir die Personen in der HAB mit einem
Rückhaltesystem sichern können sie nicht abstürzen -> also brauche ich auch
kein Rettungskonzept…ist diese Sichtweise richtig?
Leider nicht. Diese Denke ist gefährlich und unzulässig, der Kollege MichaelD hat schon darauf hingewiesen und ich möchte das Thema noch vertiefen.
Der Mitarbeiter, der nicht abstürzt, weil er korrekt PSAgA benutzt, fällt "nur" in den Gurt. ABER: Eine Worst-Case-Betrachtung, die hier angemessen wäre, berücksichtigt, dass der Mitarbeiter durch den Fall in den Gurt wie ein aufgehängtes Gewicht ins Pendeln gerät, mit dem Kopf eventuell an einem Objekt anschlägt und dadurch bewusstlos und nicht mehr ansprechbar wird. Er hängt quasi leblos im Gurt. Damit fängt seine Lebenszeituhr an zu ticken... Stichwort Hängetrauma und ein sehr kleines Zeitfenster, innerhalb dessen er geborgen werden muss, wenn er nicht bleibende oder gar tödliche Schäden erleiden soll. Natürlich braucht es hierzu ein praktikables Rettungskonzept! Und eine solche Rettung muss vor dem ersten Einsatz trainiert werden, damit sie im Ernstfall zügig durchgeführt werden kann. Ich kann mir eigentlich kein Szenario mit Einsatz von PSAgA vorstellen, bei dem man kein Rettungskonzept benötigte.
Für das Argument "kurze Verbindungsmittel, max. 1 Meter Länge, da kann niemand heraus- und in den Gurt fallen" habe ich folgenden Himweis: Spielt mal bitte in Gedanken durch, dass ein Mitarbeiter bei einer solchen Tätigkeit z. B. durch Herzinfarkt ausfällt und bewusstlos wird an einem so genannten exponierten, also schwer erreichbaren, Arbeitsplatz. Das ist dann zwar kein Arbeitsunfall, weil innere Ursache, aber wegen der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers müsst Ihr auch dafür eine schnelle Bergung durchführen können, damit der Notarzt an den Patienten gelangen kann.