Hallo Kollegen,
irgendwie habe ich das Gefühl, dass von einigen Forenteilnehmern die Effektivität elektrostatischer Entladungen als Zündquelle deutlich unterschätzt wird. Wer sich ernsthaft mit der Materie beschäftigt hat, wird mir zustimmen. Ein Großteil von Explosionen oder Bränden in lösemittelverarbeitenden Betrieben wird durch elektrostatische Entladungen verursacht und nicht durch Zigaretten oder elektrische Funken. Die Energie, die bei elektrostatischen Entladungen freigesetzt wird, liegt in Größenordnungen von 5-10³ mJ. Dabei ist die Art der Entladung unerheblich.
Die MZE von Ethanol liegt beispielsweise bei 0,28 mJ, die von den meisten anderen brennbaren Lösemitteln im vergleichbaren Bereich. Das bedeutet, dass praktische alle brennbaren Lösemittel durch elektrostatische Entladungen zur Zündung gebracht werden können. Grundsätzlich ist daher nicht auszuschließen, dass bei dem beschriebenen Vorfall, sofern er nicht in den Bereich der "Urban Legends" einzuordnen ist, eine elektrostatische Aufladung ursächlich war.
Warum kommt es jetzt nicht häufiger zu solchen Vorfällen? Der Wirkungsbereich von elektrostatischen Entladungen ist im Gegensatz zu dem von offenen Flammen räumlich und zeitlich sehr begrenzt. Nur wenn gleichzeitig eine elektrostatische Entladung und eine Konzentration zwischen UEG und OEG vorliegen kann es zu einer Zündung kommen. Im Falle der Händedesinfektion sehe ich das als einen Sechser im Lotto, aber mit Zusatzzahl.
Daher denke ich, dass man im vorliegenden Fall den Ball eher flach halten sollen. Es gibt da viel wahrscheinlichere Szenarien im täglichen Umgang mit brennbaren Lösemittel. Ich möchte da nur an die Flächendesinfektion, die Verwendung von Klebstoffen und den unkontrollierten Umgang mit Aerosolen (Haarspray !!!) erinnern.
Gruß
Andreas