Trauer in Betrieben: Wenn ein Kollege stirbt

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  • Trauer im Betrieb - ausweichen, schweigen, überspielen?

    Auf der letzten Arbeitsschutz Aktuell kamen Chris und ich am Stand von Sifapage ins Gespräch mit [url='' [url']http://www.brain-active.com[/url] ']Ulrich Welzel[/url] , der als ehrenamt­licher
    Hospizbegleiter und Unternehmensberater ein Konzept zur Beratung von Betrieben bei Trauerfällen entwickelt hat.


    Mit diesem Thema hatte ich mich bisher nicht beschäftigt. Ich denke jedoch, dass wir auch das Thema Trauer mit Blick auf die Arbeitssicherheit und Gesundheit im Betrieb verfolgen müssen.
    Dazu findest Du hier einen Kurzbeitrag hier: „Trauer am Arbeitsplatz: Wenn ein Kollege stirbt “.


    * Welche Erfahrungen liegen bei Dir vor?
    * Gibt es bei Dir eine betriebliche Regelung / Vorsorge? - Wenn "Ja", welche -?


    Danke im voraus für Deine Rückmeldung.

    Hildegard Schmidt


    Ergonomiecampus

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  • Hallo,




    * Gibt es bei Dir eine betriebliche Regelung / Vorsorge? - Wenn "Ja", welche -?.


    Von A bis Z ist alles durchgeregelt, auch hinsichtlich den Beerdigungskosten.
    Dazu haben wir u.a. entsprechende Versicherungen über eine spezielle Sterbekasse
    für Feuerwehren abgeschlossen. Diese läuft zeitlich unbegrenzt und zahlt auch
    nicht nur im Fall eines tödlichen Dienstunfall.


    Gruß
    Simon Schmeisser

    Durch einen guten vorbeugenden Brandschutz und entsprechende Brandschutzaufklärung kann davon ausgegangen werden, dass mehr Menschenleben und Sachwerte bewahrt werden können, als durch alle Einsatzleistungen und Bemühungen im Ernstfall zusammen. Simon Schmeisser These "VB-ein Weg aus der Feuerwehrkrise" Fachzeitschrift Feuerwehr 2010

  • Klasse, wenn es auch noch eine finanzielle Vorsorge gibt und die betroffenen Familie zumindest in dieser Richtung versorgt sind.


    Am liebsten gehen wir präventiv in die Unternehmen um das Notfallmanagement um den Baustein wertschätzender Umgang mit Trauer im Unternehmen zu ergänzen. Wenn ich lese, dass es im pflegenden Umfeld von Reinhard Abschiedsrituale gibt, finde ich das großartig. Oft höre ich von Pflegern: "Dafür haben wir keine Zeit." In Produktionsunternehmen fällt öfters der Spruch: "Todesfall gleich Störfall!".


    Der nächste Punkt ist die Kondolenz. Erst vor ein paar Wochen zeigte mir ein Vorstand ein Musterkondolenzbrief (so heißt das in diesem Unternehmen). In dem Vordruck sollte Anteilnahme zum Tod des Sohnes eines Mitarbeiters ausgesprochen werden.


    Mit diesem Zitat ging es los: "Was man tief im Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren." Johan Wolfgang von Goethe


    Sehr geehrte Familie Mustermann, der Tod Ihres Sohnes macht uns sehr betroffen. Es rechnet doch niemand damit, in so jungen Jahren auf immer Lebewohl sagen zu müssen. Wir alle denken an Sie und wünschen Ihnen und Ihren Angehörigen die Kraft, diesen schmerzlichen Verlust zu ertragen. Mit stillem Gruß ...."


    Bei Kindstod mit diesem Zitat zu starten, löst bei den meisten Betroffenen genau das Gegenteil dessen aus, was gesagt werden sollte. Gerne würde ich die Eltern fragen, was sie zu dem Wort "Lebewohl" im Kontext mit dem Tod des Sohnes sagen.


    Hier seht ihr schon die ersten Fettnäpfchen oder eventuell auch die Ölfässer. Ein weiterer Punkt ist die mündliche Kommunikation. Wie werden die Kollegen mit dem im Unternehmen beschäftigte Elternteil reden, wenn er wieder zur Arbeit kommt? ... und, und, und ...


    Soweit mal für heute. Beste Grüße Ulrich

  • Boah. Das ist mal ein Thema!


    Da gehts mal richtig ins Eingemachte! Ähnlich, wie bei psychologischen Gefährdungen.
    Habe einiges an Erfahrung mit diesem Thema. Einerseits als Vorgesetzter des Betroffenen, andererseit durch Verlust von Untergebenen als Vorgesetzter. Weiterhin durch Verluste in den durch mich betreuten Unternehmen.


    Ich habe mit der Zeit festgestellt, dass dieses Thema sehr vielschichtig ist und auch noch gleiche Anzahl an Schichten in verschiedenen Dimensionen existieren. Die Variablen sind sehr entscheidend.


    Wodurch ist der Verlust entstanden? (Verkehrsunfall, Arbeitsunfall, Krankheit)
    Wobei ist der Unfall entstanden? (Bei einer alltäglichen Situation, bei der Hilfe von in Not geratenen Personen, bei einer nicht vorhersehbaren Situation)
    Wo kam es zum Verlust? (Im Wald, auf der Straße, am Arbeitsplatz)
    In welchem Bezug stehen Angehörige zu den Betroffenen?
    Wie ist der Zusammenhalt im Unternehmen?
    etc.
    Die Aufzählungen sind natürlich nicht vollständig.
    Ich kann nur raten, dass wenn sich ein Unternehmen dazu entscheidet entsprechende Sachen professionell zu behandeln, dieses für jeden Einzelfall jemanden zu Rate ziehen sollte.
    Da gibts kein Rezept für. Für solche Unternehemn würde ich empfeheln, mal eine Workshop einzurichten und mal ein paar Leute einzuladen: Psychologen, Notfallseelsorger und vllt sogar Menschen, die es schon erlebt haben und sich dazu bereit erklären.


    Gruß


    Jens

    "... das kannste schon so machen aber dann ist es halt kacke!"


    "Wenn das die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!" (Rockband Haudegen)

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  • Hallo,


    schwierig, schwierig...................
    Ich denke, dass muss wie bei Jens "Globetrotter" beschrieben Situationsbedingt erfasst und behandelt werden. Hier kann man m. M. n. nicht Checklistenartig mit Vordruck vorgehen. Wir haben bei uns in der Behörde einen betrieblichen Sozialdienst eingerichtet. Dieser ist jederzeit erreichbar und hilft im Besonderen bei familiären Problemen. Er ist natürlich auch bei allen anderen Problemen Ansprechpartner.

    Man(n) ist erst dann ein Superheld, wenn man sich selbst für Super hält!
    (unbekannt)
                                                                                                                                                              
    „Freiheit ist nicht, das zu tun, was Du liebst, sondern, das zu lieben, was Du tust.“
    (Leo Tolstoi)

    *S&E* Glück auf


    Gruß Mick

  • Bei uns ist Anfang September ein junger Kollege (22) durch einen Zusammenstoss mit einem LKW auf dem Heimweg ums Leben gekommen. Es war für alle ein grosser Schock, freundschaftliche Beziehungen unter den jungen Kollegen waren sehr eng. Sie wurden für einen Tag von der Arbeit freigestellt, alle durften bei voller Bezahlung an der Beerdigung teilnehmen, Fotos wurden aufgestellt. Unser Geschäftsführer hat auch den Grosseltern des jungen Mannes Hilfe angeboten, finanzieller Art und auch sonstige. Ich denke, es kommt immer auf die Grösse eines Betriebes auch mit an, bei uns ist eigentlich eine recht familiäre Stimmung, da reissen einen solche Situationen schon ganz schön aus dem Ruder. Ein Thema aber, was man nicht unter den Tisch kehren sollte!!

    Was muss, das muss..... :D

  • Hallo in die Runde,


    vielen Dank für eure interessanten Beiträge.


    Jens hat es gut beschrieben: Mit einer Checkhlistenmentalität kommen Führungskräfte nicht weiter. Wie YVGRI schreibt, ist in kleinen Unternehmen mehr Empathie vorhanden. Toll, wie der AG nach dem Tod des jungen Kollegen reagiert hat.


    In meiner Arbeit bin ich viel mit Problemen konfrontiert, wenn der trauernde MA wieder zurück ins Unternehmen kommt. Oft erleben Trauernde die Unsicherheit der Kollegen. Nach drei Wochen musst Du wieder funktionieren. "Na Kollege, hast ne harte Zeit hinter Dir. Kopf hoch das wird schon wieder!" sagt ein Dipl. Psychologe seinem (nach drei Wochen zurückkehrendem) trauernden Kollegen und gibt ihm noch einen Klapps auf den rechten Oberarm. Mittags sitzt der Trauernde alleine in der Kantine. In der Abteilung oder im engsten Kollegenumfeld wird das Thema aus Unsicherheit nicht angesprochen. Häufig kommt es zu Konflikten, Arbeitsunfällen aus Unkonzentriertheit bis hin zu Kündigungen.


    Deshalb ist die Vorbereitung auf Gespräche, Angebot anderer Arbeitszeitmodelle, Veränderung der Abläufe uvm. so wichtig. Präventiv ist viel möglich. Wenn sich die Unternehmensleitung, Personalabteilung, Betriebsrat und je nach Größe des Unternehmens auch der Betriebsmediziner zusammen setzen würden, wäre viel gewonnen.


    Beste Grüße


    Ulrich

  • Den Beitrag habe ich auch an die Kolleginnen und Kollegen geschickt, die entweder bereits fertig sind oder sich noch in Ausbildung bei der BGW befinden. Es haben sich viele an der Diskussion per E-Mail beteiligt.
    Alle Beiträge habe ich zu einem Aufsatz zusammengestellt.


    Du findest in der Zusammenstellung nützliche Vorgehensweisen im Betrieb, Schilderungen wie mit besonderen Trauerfällen umgegangen wurde und Beispiele dafür, dass eine Regelung die Trauer im Betrieb letztlich nur teilweise auffangen kann. Gleichwohl sind Regelungen nützlich, um mit der Betroffenheit der Menschen besser umzugehen. Im weitesten Sinn ist hiervon die Sifa betroffen. Entweder sind trauernde Kolleginnen und Kollegen unkonzentrierter und abgelenkt oder sie sind ganz besonders achtsam (bei Betriebsunfall).


    Hier findest Du die Darstellungen aus der E-Mail-Abfrage.

    Hildegard Schmidt


    Ergonomiecampus

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  • Moin zusammen,


    ich kann den Link leider nicht öffnen - vielleicht geht es anderen auch so ? :?: :?: :?:


    Gruß aus dem Norden


    nj 1964

    Planung bedeutet den Zufall durch den Irrtum zu ersetzen.

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  • Danke für die Unterstützung.
    Wir haben einen aktuellen Fall im Haus. Ein Kollege hat sich wohl das Leben genommen. Da tauchen natürlich Fragen auf.

    Man(n) ist erst dann ein Superheld, wenn man sich selbst für Super hält!
    (unbekannt)
                                                                                                                                                              
    „Freiheit ist nicht, das zu tun, was Du liebst, sondern, das zu lieben, was Du tust.“
    (Leo Tolstoi)

    *S&E* Glück auf


    Gruß Mick