Einstellung Motorschutzschalter

ANZEIGE
ANZEIGE
  • Hallo Sifas,

    diese Frage geht an die Elektrotechniker unter den Sifas:
    Auf welchen Wert (Strom) ist der Motorschutzschalter eines Drehstrommotors einzustellen?

    Ich schwanke zwischen:
    - Nennstrom entsprechend den Herstellerangaben (Ein zu hoher Strom führt zur thermischen Überbelastung und früher oder später zum Versagen des Motors)
    - 10% über dem Nennstrom (Einstellbereich des Schutzschalters und Fertigungsgenauigkeit des Motors lassen Schwankungen zu)

    Was meint ihr?
    Hintergrund der Frage ist, dass wir eine fabrikneue Schleifmaschine an den Hersteller zur Nachbesserung zurückschicken (ja, es war Made in Germany ;( ).
    Neben vielen anderen Problemen ist dort ein Motorschutzschalter 2,8 - 4 A verbaut. Und der Motor hat eine Nennstromaufnahme von 2,6 A. (Der Schutzschalter 2,8-4 war wohl grad noch im Regal :D )

    Erste Antwort des Herstellers: Vor der Auslieferung wurde die Maschine auf Herz und Nieren geprüft und wir können uns gar nicht vorstellen ....
    Und, köstlich: Der Notaus muss die Hauptenergiequelle der elektrischen Spannung nicht abschalten...

    Gruß, Niko.

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -

  • ANZEIGE
  • Hi Niko,

    in den klimatischen Verhältnissen in "D" auf den Nennstrom, den du auf dem Typenschild des Motors finden kannst.

    Wieso das? In extremen heissen Zonen/Schaltschränken wird der thermische Auslöser etwas anders eingestellt. Aber das ist dann eher was für die Spezies.

    .
    .
    .
    ... viele Grüße vom Waldmann.


    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

  • Erste Antwort des Herstellers: Vor der Auslieferung wurde die Maschine auf Herz und Nieren geprüft und wir können uns gar nicht vorstellen ....

    Ist hier keine CE Erklärung des Herstellers dabei, und zudem ist es Garantie, das geht die Instandhaltug was an. ist die maschine mit allen erforderlichen Papieren ausgeliefert worden, ist sie im betrieb von euch abgenommen worden, warst du auch dabei?

    Und, köstlich: Der Notaus muss die Hauptenergiequelle der elektrischen Spannung nicht abscha

    Es muss auch nicht unbedingt der Hauptstromkreis durch den Notaus getrennt werden, es kann durchaus auch nur der Steuerkreis bzw. Betriebsstromkreis sein, je nach Konstruktion. Es muss aber gewährleistet sein, dass die Maschiene steht und berührungsrelevante Teile abgeschaltet sind.
    Ansonsten sehe ich hier dern Hersteller in der Pflicht. Das soll aber mal der GF oder seine Abteilungsleiter machen. Ich würde nur argwöhnisch beobachten und mich immer auf dem laufenden halten, so dass ich jederzeit eingreifen kann.

    Mit oberschwäbischen Sicherheitsgrüßen
    Ritschi

    Ich denke, also bin ich. Und ab jetzt Frührentner.|?

  • Hallo Sifas,

    danke für die Antworten.
    Zusatzfrage:
    Gibt es eine VDE-Richtlinie zu Machinenschutzschaltern?
    Wikipedia meint auch, dass Motorschutzschalter auf den Nennstrom einzustellen sind. Kennt jemand dafür eine Informationsquelle?


    Ist hier keine CE Erklärung des Herstellers dabei, und zudem ist es Garantie, das geht die Instandhaltug was an. ist die maschine mit allen erforderlichen Papieren ausgeliefert worden, ist sie im betrieb von euch abgenommen worden, warst du auch dabei?

    ?
    - Natürlich war eine CE-Konformitätsbescheinigung, eine Bedienungsanleitung, Datenblätter, usw. dabei.
    - Natürlich ist es Garantie bzw. Gewährleistung. Das ist auch unstrittig. Deswegen schicken wir die Maschine ja auch zurück.
    - Der mangelhafte Zustand der Maschine wurde bei der Inbetriebnahme bzw. Abnahmekontrolle bei uns im Haus durch die Instandhalter festgestellt. Ich wurde dann dazu gerufen und durfte meine Meinung dazu abgeben. 8)

    Es muss auch nicht unbedingt der Hauptstromkreis durch den Notaus getrennt werden, es kann durchaus auch nur der Steuerkreis bzw. Betriebsstromkreis sein, je nach Konstruktion. Es muss aber gewährleistet sein, dass die Maschiene steht und berührungsrelevante Teile abgeschaltet sind.

    Der "Notaus" hat nur den Schütz des Antriebsmotors abgeschaltet. Mehr nicht. Und das ist ein bißchen wenig. Wir haben den Lieferanten aufgefordert, uns sein Sicherheitskonzept anhand der vorgeschriebenen Risikoanalyse zu erläutern.

    Ansonsten sehe ich hier dern Hersteller in der Pflicht. Das soll aber mal der GF oder seine Abteilungsleiter machen. Ich würde nur argwöhnisch beobachten und mich immer auf dem laufenden halten, so dass ich jederzeit eingreifen kann.

    Der Hersteller ist in der Pflicht. Das streitet er auch gar nicht ab. Er kann sich nur nicht vorstellen, etwas falsch gemacht zu haben. ^^

    Ansonsten gibt es bei uns Instandhaltungsabteilungen, die sich um Maschinenabnahmen kümmern. Und einer der Abteilungsleiter kümmert sich um das Thema. Ich darf "nur" eine Stellungnahme dazu abgeben.
    Mein Eindruck ist jedoch, dass dieser Hersteller grundlegende Probleme mit dem Verständnis von Maschinensicherheit hat. Und wenn die Kunden eben nicht genau hinsehen, haben sie auch keine lange Freude mit der Maschine.

    Das soll aber mal der GF oder seine Abteilungsleiter machen. Ich würde nur argwöhnisch beobachten und mich immer auf dem laufenden halten, so dass ich jederzeit eingreifen kann.

    Der GF hat die Instandhaltungsabteilung und die Sicherheitsabteilung beauftragt, Maschinenabnahmen und Maschinenkontrollen in eigener Verantwortung durchzuführen (ArbSchG §13(2)). Er läßt sich über alle Aktivitäten wöchentlich berichten und gibt dann entsprechende Vorgaben.

    Gruß, Niko.

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -

  • ANZEIGE
  • Hallo Niko,

    der "Elektriker" kennt sicher die Antwort.

    Machen wir es andersherum. Ein Motor kann eine bestimmte Leistung abgeben, das sind 100% = max. Nennleistung. er darf weniger abgeben und kuuuuuuuuuuuuuurzzeitig auch mehr. Der Motorschutzschalter oder auch ein Motorschutzrelais soll den Motor jetzt schützen und wird deshalb auf diese 100% eingestellt. Die Auslösung ist oft thermisch, manchmal auch in Verbindung mit einem induktiven Auslöser als Schnellauslöser. Dieses System ist jetzt träge. Bei einer Leistungsabnahme von vielleicht 105% dauert es lange bis das Ding auslöst, bei 130% geht es schon schneller. Das überlebt der Motor ohne Probleme. Packst du jetzt den 100% Level des Schalters höher, weil ein höherer Strom eingestellt ist, könnte der Motor dauerhaft bei entsprechender Belastung, mehr Leistung liefern und sich so die Chance auf einen früheren Tod schneller einstellen.
    Die Aussage des Lieferanten ist somit nicht korrekt. Eigentlich, so würde ich das machen, würde ich den Schalter niedriger einstellen. Damit hätte ich nach oben Luft und ich würde merken, ob ich den Motor überlaste. Das kann man jederzeit im Betrieb mit einem entsprechenden Zangenamperemeter messen.

    Das beschreibt die "normale" billige Variante. Für lecker teure Antriebe gibt es elektronische Überwachungen, die sind wesentlich exakter und auch schneller.

    Einen Schalterwechsel könnte jeder (Industrie)Elektriker recht schnell direkt vor Ort durchführen.

    .
    .
    .
    ... viele Grüße vom Waldmann.


    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

  • Hallo!

    Ich verstehe das Problem überhaupt nicht. Die Typenschildangabe auf dem Motor ist doch mit 10 % Toleranz zu beurteilen.
    Ein Motorschutzschalter bis 2,6 A wäre klar unterdimensioniert.
    Ein normaler Motor dürfte einen Anlassstrom von fünf mal Nennstrom haben. Daher ist für die Betrachtung des Gesamtproblems auch immer die Betriebsart wichtig.

    Was ist bitte an der Aussage zum Not-Aus "köstlich"?

    Grüße
    Flügelschraube

  • ANZEIGE
  • Hallo!

    Ich verstehe das Problem überhaupt nicht. Die Typenschildangabe auf dem Motor ist doch mit 10 % Toleranz zu beurteilen.
    Ein Motorschutzschalter bis 2,6 A wäre klar unterdimensioniert.
    Ein normaler Motor dürfte einen Anlassstrom von fünf mal Nennstrom haben. Daher ist für die Betrachtung des Gesamtproblems auch immer die Betriebsart wichtig.

    Was ist bitte an der Aussage zum Not-Aus "köstlich"?

    Grüße
    Flügelschraube


    Moin,

    also kann ich frohen Mutes jeden 100KW Motor dauerhaft als 110KW Einheit betreiben? Super, Geld gespart beim Einkauf.
    Oder kommen die Schwankungen des Stromes von Schwankungen der Betriebsspannung? Betreibe ich den Motor mit 50Hz oder 60Hz?

    Die Ausgangsfrage war der Bezug Typenschild und Motorschutzorgan. Das wird auf den Nennstrom eingestellt.

    .
    .
    .
    ... viele Grüße vom Waldmann.


    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

  • Hallo Flügelschraube,

    Was ist bitte an der Aussage zum Not-Aus "köstlich"?

    Die Betriebssicherheitsverordnung fordert:
    Arbeitsmittel müssen mit deutlich erkennbaren Vorrichtungen (zum Beispiel Hauptbefehlseinrichtungen) ausgestattet sein, mit denen sie von jeder einzelnen Energiequelle getrennt werden können. Beim Wiederingangsetzen dürfen die betreffenden Beschäftigten keiner Gefährdung ausgesetzt sein. Diese Vorrichtungen (zum Beispiel Hauptbefehlseinrichtungen) müssen gegen unbefugtes oder irrtümliches Betätigen zu sichern sein; dabei ist die Trennung einer Steckverbindung nur dann ausreichend, wenn die Kupplungsstelle vom Bedienungsstand überwacht werden kann. Diese Vorrichtungen, ausgenommen Steckverbindungen, dürfen jeweils nur eine "Aus"- und "Ein"-Stellung haben.

    Und wenn ein Hersteller meint, mit einem Abschalten des Schützes für den Antriebsmotor sei diese Forderung erfüllt, dann finde ich das schon köstlich. Oder amüsant. 8o

    Die Typenschildangabe auf dem Motor ist doch mit 10 % Toleranz zu beurteilen.

    Woher hast du diese Erkenntnis? Unsere Fachleute sind nicht dieser Meinung.

    Ein Motorschutzschalter bis 2,6 A wäre klar unterdimensioniert.

    Zur Klarstellung: Es war ein Motorschutzschalter 2,8-4 A eingebaut. Zwischenzeitlich hat der Hersteller auch bestätigt, dass dies nicht korrekt ist.

    Ich verstehe das Problem überhaupt nicht.

    Der Hersteller hat es verstanden. Und jetzt geht es darum, ob Nachbesserung - Ersatzlieferung - Wandlung zum Tragen kommt.

    Das beschreibt die "normale" billige Variante. Für lecker teure Antriebe gibt es elektronische Überwachungen, die sind wesentlich exakter und auch schneller..

    Danke. Das ist auch in etwa die Meinung unserer Elektro-Instandhalter. Hier hat sich halt mal wieder die "Geiz ist geil"-Einstellung durchgesetzt.

    Gruß, Niko.

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -

  • Tut mir leid, wenn ich euch nicht glaube.
    Beispiel: Die Firma Pilz hat 9 verschiedene Varianten von Not-Aus-Systemen im Angebot. Da geht es nicht nur darum, dass einzelne Teile abgeschaltet werden. Zum Teil laufen Komponenten weiter oder es werden bewusst Rückstellfunktionen aktiviert. Notaus heiß nicht unbedingt Strom-Aus-total.
    Wenn ich mit Auszubildenden die Daten des Typenschides nachrechnete ergaben sich häufig Differenzen. Ich schließe auf Toleranzen und nicht Fehler der Hersteller.

  • ANZEIGE
  • Hallo Flügelschraube,

    du brauchst dich doch für deinen Glauben nicht zu entschuldigen.
    Gruß, Niko.

    PS: Wir lassen zur Zeit (und für die nächsten 3 Jahre) von der genannten Firma "Risikobeurteilungen nach Betreiberpflichten" für alle, weltweiten Haupt-Produktions-Maschinen erstellen. Und Notaus-/Nothalt und korrekte SIL-Integration nach EN61508 ist jetzt schon ein Hauptthema.

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -