ArbStättV vs. "diverse" Geschlechtsidentifikation

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  • Liebe Sifa-Gemeinde,

    ich habe ein recht spezielles Thema, bei dem ich mich gefragt habe, ob hier schon jemand Erfahrungen hat: Wir werden eine Dame einstellen, die ursprünglich ein Mann war und sich nun als weiblich identifiziert. Das hat intern viele Fragen aufgeworfen, unter anderem die Nutzung der Umkleideräume (Arbeitskleidung ist bei der Position der Dame vorgeschrieben). Die ArbStättV sagt dazu in Kapitel 4 (3) lediglich:

    (3) Der Arbeitgeber hat geeignete Umkleideräume zur Verfügung zu stellen, wenn die Beschäftigten bei ihrer Tätigkeit besondere Arbeitskleidung tragen müssen und es ihnen nicht zuzumuten ist, sich in einem anderen Raum umzukleiden. Umkleideräume sind für Männer und Frauen getrennt einzurichten oder es ist eine getrennte Nutzung zu ermöglichen.

    Mir ist bewusst, dass gesellschaftliche Veränderungen nur langsam Einzug in den deutschen Arbeitsschutz halten. Nun sind aber bei uns Themen wie gemeinschaftlich genutzte Sanitär- und Umkleideräume (z.B. Unisex mit deckenhohen und bodentiefen Umkleideboxen wie im Schwimmbad) heiß diskutiert. Hat jemand von euch schon Berührung mit solchen Themen gehabt und möchte seine Erfahrungen teilen? Ich denke, dass das Thema für viele Betriebe interessant werden wird. Vor allem weil die Vorgaben (ArbStättV, ASR etc.) nur männlich und weiblich kennen. Vielleicht weiß auch jemand, ob beispielsweise die BAUA oder der Ausschuss für Arbeitsstätten bereits an neuen Richtlinien arbeitet?

    Ich freue mich auf den Austausch!

    Beste Grüße

    Jasper

  • Hi, ich lehne mich jetzt weit aus dem Fenster wenn ich behaupte, dass bei Einführung der entsprechenden Regeln vor zig Jahren die einzige Unterscheidung das biologische Geschlecht war.

    Und auch nur danach sollte meiner Meinung nach, gehandelt werden.

    Zumindest solange, bis entsprechende Regelwerke angepasst werden. Dies wird noch Jahre und mehrere Gerichtsverhandlungen dauern siehe hier : https://www.rnd.de/panorama/erlan…AAUPR76WMQ.html

    Vielleicht könnt ihr Übergangsweise einen gesonderten Raum zur Verfügung stellen. Ich denke, solange noch biologische Merkmale bei Transpersonen vorhanden sind, kann man da nicht von Benachteiligung oder gar Diskriminierung sprechen. Schließlich haben ja Nicht-Transpersonen auch Rechte.

    Keine Demonstration verändert die Welt.

    Es ist die unpopuläre und stille Eigenverantwortung im Handeln jedes Einzelnen, die eine Wandlung in Bewegung setzt.:evil::saint:

  • "Räumlich und zeitlich getrennt nutzbar" bedeutet: abschließbare Tür.

    Die ArbStättV (und andere) kennt zwei Geschlechter: Männer und Frauen.

    Wenn es um andere Definitionen und den Umgang damit geht, ist das kein Arbeitsschutzthema, sondern eine Angelegenheit für den Betriebsrat.

  • Wie die ganze Debatte von Beginn an werden hier Veränderungen seitens der Regelungsgeber nur unter Druck angestoßen und durchgeführt.

    Wie Du sagst, ist hier noch nahezu nichts existent. Daher ist es m.M. nach am sinnvollstennim Betrieb angesiedelt. Abhängig von eurer Kultur und euren wünschen für die Zukunft, euren Beschäftigten etc.pp, beratet in den Gremien, trefft eine Entscheidung kommuniziert diese und setzt sie um. Und dann wartet ab....


    Diese Entscheidung kann natürlich lauten:

    - unisex für alle

    - 2 Geschlechter wie gehabt und die Dame muss sich dem anpassen

    - die Dame gilt als Dame und die Mitarbeiterinnen mpssen sich anpassen

    - die Dame kann aufgrund von "Nichteinigung" nicht eingestellt werden

    In diesem Sinne

    Der Michael

    -...

    "You'll Clean That Up Before You Leave..." (Culture/ROU/Gangster Class)

  • Vielen Dank, Michael! Deine Aussagen treffen den Nagel auf den Kopf. Spannendes Thema, das sicher noch mehr Relevanz gewinnt in der Zukunft.

  • ...und sollte sie nicht eingestellt werden, und klagt dann dagegen, DANN bin ich echt mal gespannt...

    Ein Schelm wer Böses dabei denkt...


    In diesem Sinne

    Der Michael

    "You'll Clean That Up Before You Leave..." (Culture/ROU/Gangster Class)

  • Hallo,

    für mich wäre die "Trans"frau als Frau zu behandeln. Selbst wenn Sie noch männliche Geschlechtsmerkmale hätte. Sollte die betroffene Person damit ein Problem haben wird Sie vermutlich für sich einen weg finden sich um zu ziehen. *IroAN*Wenn die Kolleginnen damit ein Problem haben dürften Sie es behalten... *IroAus*

    Ich glaube aber häufiger macht man sic mehr Gedanken als notwendig.

    Viele Grüße

  • Bei einem ehemaligen Arbeitgeber hatten wir eine ähnliche Konstellation:
    Biofrau/Transmann mit eingeleiteter Hormonbehandlung aber noch nicht angepasst.

    Jeder wusste über D. bescheid, er geht und ging da völlig offen mit um.

    Er hat sich in der Herrenumkleide umgezogen, allerdings (freiwillig) zeitlich etwas versetzt nach den anderen.
    Sollte einer der Kollegen mal einw enig länger gemacht haben und er war nicht alleine in der Umkleide: Achgott, dann war das eben so.

    Es wurde weder verstohlen geguckt, noch getuschelt noch sonstwas. Jedenfall ist mir nichts bekannt.

    Liebe Grüße
    Micha


    Glück auf! *S&E*


    Nur Scheiße "passiert". - Unfälle werden verursacht!

  • Hallo,

    für mich wäre die "Trans"frau als Frau zu behandeln. Selbst wenn Sie noch männliche Geschlechtsmerkmale hätte. Sollte die betroffene Person damit ein Problem haben wird Sie vermutlich für sich einen weg finden sich um zu ziehen. *IroAN*Wenn die Kolleginnen damit ein Problem haben dürften Sie es behalten... *IroAus*

    Ich glaube aber häufiger macht man sic mehr Gedanken als notwendig.

    Viele Grüße

    Hallo Nina,


    ich denke ganz so einfach ist das nicht. Einige Frauen haben vorbehalte und möchten sich auf Grund ihrer "Überzeugung" nicht mit einer Transfrau in der gleichen Umleide umziehen. So war es bei meiner Frau im Betrieb und auch meine Frau, die nicht genant ist, war sich unsicher. Mittlerweile hat der AG der Person einen eigenen kleinen Raum als Umkleide gestellt mit einer Kennzeichnung "Divers", was auch wieder als Zwangsouting falsch war. Das Schild wurde daraufhin wieder entfernt und jetzt läuft es still und leise vor sich hin.

    Zu deinem letzten Satz: Wenn sich vorher keiner Gedanken macht, kann so was einen ungewollte Dynamik bekommen, die keiner will und braucht. Richtig ist sicher, dass das Thema nicht überbewertet werden sollte.

    Gruß Andy

    Willkommen in meiner Welt. *SpiEi*

  • Hallöchen,

    wenn ich die Option hätte würde ich sowieso Umkleidekabinen einplanen aber das unabhängig vom Geschlecht. Da sich ja auch nicht jeder vor seinen Kolleg*innen umziehen will da man vielleicht Probleme mit seinem Körper hat. Ich gehöre allerdings zu der Fraktion die gerne mit Menschen die aus "Überzeugung" andere abgrenzen gerne Diskutiert. Aber das hat ja nichts mit der Frage von Jasper zu tuen.

    Wichtig ist hier definitiv ein gewisses Fingerspitzengefühl walten zu lassen sofern es zu Themen kommt. Viele Transmenschen möchten nämlich auch nicht als solche war genommen werden sondern eben mit dem Geschlecht mit dem Sie sich Identifizieren.

    VG

  • ...aus aktuellem Anlaß...

    In Berlin läuft nun einr Klage gegen das gelbe M und, trau, schau wem...

    ...die Richterin empfielt den Parteien sich zu einigen. Ein Schelm wer Böses dabei denkt.


    ...und da ich ein Schelm bin glaube ich, dass sie nicht die erste Richterin sein möchte, die in einem solchen Fall ein rechtsgültiges Urteil fällen muß...


    In diesem Sinne

    Der Michael

    "You'll Clean That Up Before You Leave..." (Culture/ROU/Gangster Class)

  • Hallo,

    für mich wäre die "Trans"frau als Frau zu behandeln. Selbst wenn Sie noch männliche Geschlechtsmerkmale hätte. Sollte die betroffene Person damit ein Problem haben wird Sie vermutlich für sich einen weg finden sich um zu ziehen. *IroAN*Wenn die Kolleginnen damit ein Problem haben dürften Sie es behalten... *IroAus*

    Ich glaube aber häufiger macht man sic mehr Gedanken als notwendig.

    Viele Grüße

    Naja, so einfach ist es dann doch nicht. Es gibt biologisch gesehen, wie bereits erwähnt 2 Geschlechter und dies wird sich wohl auch die nächste Zeit nicht ändern. Mit der Möglichkeit, sein Geschlecht zu "ändern", dürfen dann plötzlich Männer in Damen Umkleidekabinen oder Toiletten, dies hat mit Diversität mal gar nichts mehr zu tun.

    Der Schutz der persönlichkeitsrechte darf hier nicht tangiert werden und genau dies wird es wenn Männer den zu schützenden Raum von Frauen betreten.

    Nach einer Geschlechtsumwandlung besteht dieses Problem nicht mehr, davor sollte jeder, seinem angeborenem Geschlecht entsprechend die Räume benutzen.

    Ein schwangerer Mann im Frauenkörper geht ja auch auf die Entbindungsstation und nicht in die Urologie 8o

  • Viele Transmenschen möchten nämlich auch nicht als solche war genommen werden sondern eben mit dem Geschlecht mit dem Sie sich Identifizieren.

    Gerade die Transmenschen sollten dann aber auch akzeptieren das die "Original"-Geborenen nicht alle wollen das sie mit Transmenschen eine Umkleide oder Toilette teilen. Da wird dann sehr schnell fehlende Toleranz angeprangert. Das Problem hatte meine Frau erst kürzlich im Sportverein...

    Ich habe dann das Problem mit dem Transmenschen besprochen und versucht zu erklären das sich meine Frau unwohl dabei fühlt. Das war im sch...egal und er hat immer nur gejammert das wir ihn halt akzeptieren sollen wie er ist. Nachdem ich das gefühlt 100x gehört hatte hab ich nur gefragt: "Wieso sollen wir dich so akzeptieren, wenn du selbst nicht dazu bereit bist, dich zu aktzeptieren wie du gebohren wurdest?" und bin gegangen.

    Ich sehe es als Problem für die, die Nicht-Trans sind. Denen wird das ja aufgezwungen mit m/w/d Toiletten, Umkleiden etc zu teilen. Nur weil eine Minderheit das so will. Sie können sich gerne Verhalten wie sie wollen, sie sollen aber auch akzeptieren das es Leute gibt denen ihre Einstellung nicht interessiert und nicht wollen das der persönliche Bereich verletzt wird. Dann brauchen wir künftig 3 verschiedene Toiletten/Umkleiden usw...

    Und ich bin gleichzeitig froh ziemlich ländlich zu wohnen, wo das Problem eigentlich nur zu Fasching auftritt und nicht regelmäßig...

    "Do it or do it not. There is no try. If you fail learn for the next time"

  • Schaut doch einfach einmal in den Perso

    Was steht da drin? In meinem nichts zum Geschlecht.

    Es gibt biologisch gesehen, wie bereits erwähnt 2 Geschlechter und dies wird sich wohl auch die nächste Zeit nicht ändern.

    Aber die Rechtslage hat eben das dritte Geschlecht definiert, ohne hierbei die Folgen zu berücksichtigen, die sich daraus in anderen Rechtsgebieten ergeben. Es gibt ja auch die nonbinären Personen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Aber die Rechtslage hat eben das dritte Geschlecht definiert, ohne hierbei die Folgen zu berücksichtigen, die sich daraus in anderen Rechtsgebieten ergeben. Es gibt ja auch die nonbinären Personen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen.

    ... und dann noch diejenigen, die heute mal Einhörner sind.

    Wie bereits an vielen Stellen erwähnt: sich auf das vorliegende biologische Geschlecht (zwei an der Zahl) orientieren - erschlägt denke ich mal 95% aller Fälle inclusive der religiösen Bedenken... Und für alle, die zwischen den Geschlechtern wechseln, hängengeblieben sind und darunter leiden (wird eine wirklich kleine Population sein) muss - wenn Platz da ist - eine Sonderlösung her (Dritte Toilette, Umkleide) oder erweiterte Nutzung vorhandener Behinderten-Toiletten. Bei den nonbinären Personen kann der Leidensdruck ja nicht so groß sein, denn sonst würden sie gezwungenermaßen einen Geschlechterwandel anstreben um Abhilfe zu schaffen.

    Beste Grüße aus Mainz

    E.weline

    Versicherung der Unsicherheit ist Sicherheit.

    Hanspeter Rigs (*1955), Dr. phil., deutscher Philosoph und Aphoristiker

  • Oder Mensch nimmt eine Umkleide / Dusche / Toilette für alle.

    War damals beim Sport (meist aus Platzgründen in den Dojos) beim Kendo auch kein Problem.

    Wer sich Vollkontakt "traf", konnte auch zusammen duschen.


    Ist halt wie im Hochsommer:

    Vorteil: Man sieht viele leichtbekleidete Menschen.

    Nachteil: Man sieht viele leichtbekleidete Menschen.

    Gruß

    Ralf

    The difference between twin witches is to tell which witch is which!

  • Oder Mensch nimmt eine Umkleide / Dusche / Toilette für alle.

    War damals beim Sport (meist aus Platzgründen in den Dojos) beim Kendo auch kein Problem.

    Wer sich Vollkontakt "traf", konnte auch zusammen duschen.

    Wobei Sport freiwillig und Arbeit erzwungen ist... diejenigen, die doch Probleme damit haben, können dem Sport fernbleiben oder sich eine Möglichkeit rein für Frauen (was an sich ja auch diskriminierend für Männer wäre) suchen - Angebote gibt es ja... Als Beispiel für Arbeitgeber fällt mir da nur ein strenger Frauen-Klosterorden ein...

    Beste Grüße aus Mainz

    E.weline

    Versicherung der Unsicherheit ist Sicherheit.

    Hanspeter Rigs (*1955), Dr. phil., deutscher Philosoph und Aphoristiker