SiFa-Ausbildung über VBG, aber kleiner Betrieb

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  • Schönen guten Abend,

    ich arbeite derzeit in einem kleinen Ingenieurbüro, u.a. als SiGeKo. Da ich davor schon viel mit dem Thema Arbeitssicherheit zu tun hatte und darauf gerne meinen Schwerpunkt legen möchte, möchte ich die SiFa-Ausbildung machen.

    Mein Chef wollte das eigentlich unterstützen, da wir anschließend ggf. auch in dem Bereich beratend tätig sein könnten. Nun habe ich jedoch von unserer TAP der VBG mitgeteilt bekommen, dass ich mir für den Praxisteil einen größeren Betrieb suchen muss, mind. 20 MA.

    Das stellt leider ein großes Problem dar: Mein Chef kann mich unmöglich mehrere Wochen freistellen. Wir sind nur zu zweit und es fallen ja noch andere Aufgaben an (Bauleitung, Ausschreibungen,...). Zudem muss der Betrieb leider auch noch bei der VBG sein. Ich habe fachlich allerdings eher mit der BG Bau zu tun. Einen VBG-Betrieb zu finden, der mich für ein Praktikum nimmt, scheint sich schwierig zu gestalten (die, die ich kenne und gefragt habe, sagen, dass das Thema auf unterstem Level und nebenher läuft; Interesse, das zu verändern, besteht nicht).


    Nun frage ich mich, was ich machen soll. Zudem frage ich mich, was macht man denn genau in den Praxisphasen im Betrieb? Muss man da wirklich Vollzeit sein?

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  • Ich habe noch die Ausbildung Sifa 2.0 gemacht und da war die BG des Praktikumsbetriebs egal da es ja eh noch der fachunspezifische Teil 2 ist und ich war da genau 2 Mal für insgesamt vielleicht 3 Stunden und habe mir die Arbeitsplätze angeschaut und fotografiert bzw. Notizen gemacht. Die eigentliche Arbeit ist dann die LEK2 in der eine GBU des Praktikumsbetriebs gemacht wird und das wirst du kaum neben einem Vollzeitarbeitstag hin bekommen. Etwas Zeit muss man dir für die Sifa-Ausbildung gönnen sonst nimmst du nicht viel mit oder fällst gar durch die LEKs.


    Mein Praktikumsbetrieb war übrigens auch teilweise VBG und teilweise Unfallkasse Hessen weil die sich bei den Berufsfeuerwehren in Hessen zwischen Beamten und Angestellten wohl unterscheidet hat man mir gesagt.

    2 Mal editiert, zuletzt von codc ()

  • Hallo K_F,

    der Schritt vom SiGeKo zur Sifa ist interessant! Ich habe das andersherum vor. ;)

    Meine Baustellen, die ich eh schon als Projektsteuerer und gelegentlich als Baukontrolleur betreue, liegen in BG ETEM und BG BAU Revieren.


    Aber: Unterschätze die Sifa-Ausbildung nicht!

    Das ist kein Freizeitprojekt und meiner Meinung nach nebenberuflich nicht sinnvoll möglich. Die Ausbildung zieht zu viel Energie und Zeit, als daß das allein aus der Freizeit abzudecken wäre. In dem Fall gräbst Du in Deine Erholungsphasen und minderst die Qualität Deiner normalen Arbeit. Der 8-Stunden-Tag kommt nicht von ungefähr, sondern hat seinen Grund.

    Und die Freistellung für die Weiterbildung ist explizit vertraglicher Bestandteil der Ausbildungsvereinbarung zwischen Dir, Deinem Chef und der BG. Auch das hat seinen Grund.


    Im Vorfeld zur Ausbildung gibt Dir die BG einen Ausbildungsplan mit normierten Zeitaufwänden. Die haben wir nach der SOL1 und dem ersten Präsenzlernen gemeinsam bewertet und korrigiert. Erwarte hier einen Faktor von 2 bis 3.

    Beispiel: Das Praktikum 2 (PRA2) ist mit 10 Arbeitstagen über 10 Wochen veranschlagt. Ich bin aktuell (Abgabe ist am Donnerstag) in der Größenordnung von 20 Tagen, zuzüglich der Freizeit, die noch hineingeflossen ist.


    Die Präsenz im Praktikumsunternehmen dürfte allerdings begrenzt sein. Je nach Arbeitssystem hast Du da ein paar Begehungen und die Gespräche mit der Leitung und den Vorgesetzten. Den Rest wirst Du im eigenen Büro machen können. Viel zu tun ist aber trotzdem, auch und gerade weil Du hier das erste Mal eine vollständige BdA durchführst und nebenher noch die Mitarbeiter des Unternehmens überzeugen mußt.


    Inhaltlich: Das PRA2 (und dann auch das PRA3) versetzt Dich in die Lage der Sifa eines Unternehmens. Du übst also Beratungssituationen anhand der Schritte der Beurteilung der Arbeitsbedingungen.

    Dafür wird vorab ein Arbeitssystem ausgewählt und vorgeschlagen. Die AP trifft dann die Entscheidung, ob Dein Arbeitssystem angemessen ist, also weder zu groß noch zu klein. Für die VBG kannst Du damit rechnen, daß 08/15-Bildschirmarbeitsplätze nicht durchgehen. Da ist die Schöpfungshöhe zu klein bzw. die bereits vorhandene Dokumentation zu üppig.


    Generell: Wenn Du die Sifa-Ausbildung machst, gehst Du ja mittelbar davon aus, daß Du nachher auch im eigenen Unternehmen als Sifa tätig sein wirst, dort also auch einen Teil Deiner Arbeitszeit aufwenden wirst. Dieser Anteil läuft in den ersten beiden Jahren in die Ausbildung und die parallel laufende Arbeit am eigenen Unternehmen.

    Für eine nach extern vermietete Sifa sind das dann später die abrechenbaren Stunden.


    Für ein Ingenieurbüro mit einem Angestellten ist das eine Investition, die sich zwar mittelfristig lohnen dürfte, die aber erstmal einen erheblichen Bremsklotz und signifikante Kosten darstellt.

    Insofern solltest Du das vorher klären, damit Du nicht unterwegs abbrechen mußt.


    Die Sifa ist eine coole Sache, wenn man Herzblut mitbringt und für das Thema brennt. Man muß sich aber auch die Freiräume schaffen, um das richtig und nachhaltig zu machen.

    Gruß


    Thilo


    "...denn bei mir liegen Sie richtig!"

  • Hallo K_F,

    der Schritt vom SiGeKo zur Sifa ist interessant! Ich habe das andersherum vor. ;)

    Meine Baustellen, die ich eh schon als Projektsteuerer und gelegentlich als Baukontrolleur betreue, liegen in BG ETEM und BG BAU Revieren.

    Habe ich ebenso gemacht! Mit Abschluss der SiFa-Ausbildung konnte ich den letzten geforderten Teil RAB 30 Teil C innerhalb einer Woche bei der BG abschließen und den SiGeKo damit relativ "einfach" bekommen.

    Die Grundvoraussetzungen zur Teilnahme an der SiGeKo Ausbildung waren mit der SiFa-Ausbildung und dem Nachweis der Tätigkeit/Berufserfahrung von mindestens 2 Jahren in Planung und/oder Ausführung von Baumaßnahmen gegeben.

  • Ich habe noch die Ausbildung Sifa 2.0 gemacht und da war die BG des Praktikumsbetriebs egal da es ja eh noch der fachunspezifische Teil 2 ist und ich war da genau 2 Mal für insgesamt vielleicht 3 Stunden und habe mir die Arbeitsplätze angeschaut und fotografiert bzw. Notizen gemacht. Die eigentliche Arbeit ist dann die LEK2 in der eine GBU des Praktikumsbetriebs gemacht wird und das wirst du kaum neben einem Vollzeitarbeitstag hin bekommen. Etwas Zeit muss man dir für die Sifa-Ausbildung gönnen sonst nimmst du nicht viel mit oder fällst gar durch die LEKs.

    Danke codc! Eigentich hatte ich dir schon gestern geantwortet, aber anscheinend die Antwort nicht abgeschickt...

    Verstehe ich das richtig, dass die "alte" Ausbildung einen kürzeren Praxisanteil hatte?

    Hallo ThiloN, vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Erst mal hast du insofern recht, als dass ich den Zeitaufwand sicher nicht richtig einschätzen kann. Ich habe vor meinem jetzigen Job (vor Kind Nr. 2, also rund 3,5 Jahren) u.a. als eine Art SiFa ohne Ausbildung gearbeitet und in einem Industriebetrieb die ASA-Sitzungen organisiert/ geleitet, die Gefährdungsbeurteilung größtenteils geschrieben, bin am Gefahrstoffkataster verzweifelt usw. Dazu hatte ich mehrere Schulungen bei der BG RCI besucht. Also glücklicherweise kenne ich dadurch ein bisschen die Grundlagen, würde ich sagen.

    Als SiGeKo habe ich zwar erst beide Lehrgänge besucht, aber lerne immer noch bei jedem Baustellenbesuch etwas Neues - ich vermute, dasselbe wird als SiFa der Fall sein:-)

    Völlig neu ist mir gerade der von dir dargestellte zeitliche Aufwand: Von diesen 10 Arbeitstagen in 10 Wochen habe ich noch nichts gehört. Für unseren kleinen Betrieb wäre es halt fatal, wenn ich 10 Wochen abwesend wäre. Wenn ich zumindest zwei Tage die Woche im Büro andere Sachen machen könnte, wäre das schon enorm hilfreich.

    Die Ausbildung zur SiFa ist vor allem mein Wunsch, den mein Chef aber gerne unterstützen möchte. Wir würden dann unsere Tätigkeiten dahingehend erweitern, da wir vor allem von Betrieben der BG Bau immer wieder um Unterstützung gefragt werden. Zudem möchte ich mich, wenn mein Chef in ein paar Jahren in Rente geht, ausschließlich dem Thema Arbeitssicherheit widmen - das ist inzwischen einfach so ein Herzensding geworden, was mir wirklich Spaß macht.


    Ich werde also noch mal unsere AP darum bitte, mir Details zu den Praxisteilen zu geben. Und dann muss ich das natürlich noch mal genau mit meinem Chef besprechen. Sofern machbar, möchte ich sowieso erst nächstes Jahr im Sommer starten, da das dann bei uns mit den Kindern zeitlich und praktisch gut passt.


    Leider fällt es mir schwer, gerade bei der VBG einen geeigneten Betrieb zu finden. Ich habe ja eher mit der BG Bau zu tun und möchte natürlich nicht nur mit Büroarbeitsplätzen zu tun haben. Psych. Belastungen finde ich spannend, aber vielleicht eher schwierig in der Umsetzung?

    Habt ihr Empfehlungen für Betriebe? Ich kenne zwar jemanden von der Kirche, möchte das dort aber eher nicht machen.


    TotoGabbani, als SiFa der BG Bau ist der Schritt zum SiGeKo vermutlich wirklich nicht mehr groß. Eigentlich ist nur der Betrachtungswinkel ein etwas anderer. Aber ich finde es immer ganz spannend, zusammen mit den SiFas der GUs die Begehungen zu machen. Da ergeben sich oft mal gute Gespräche und Lösungsvorschläge, auf die man sonst nicht kommen würde.

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  • Danke codc! Eigentich hatte ich dir schon gestern geantwortet, aber anscheinend die Antwort nicht abgeschickt...

    Verstehe ich das richtig, dass die "alte" Ausbildung einen kürzeren Praxisanteil hatte?

    Die alte Ausbildung 2.0 hat glaube ich tatsächlich einen kürzeren Praxisteil – seitens der BGen wurden für die LEK2 80 Stunden veranschlagt. Im Praktikumsbetrieb verbringt man davon aber kaum Zeit sondern an der Ausarbeitung des Berichtes sitzt man lange wobei der Umfang je nach Bildungsanbieter unterschiedlich ist. Ich bin tatsächlich ziemlich schreibfaul aber bei mir war der auch deutlich länger als meine Diplomarbeit und die war knapp 70 Seiten lang. Neben der Ausarbeitung der LEK2 ging aber der tägliche achtstündige Unterricht erbarmungslos weiter.

  • Völlig neu ist mir gerade der von dir dargestellte zeitliche Aufwand: Von diesen 10 Arbeitstagen in 10 Wochen habe ich noch nichts gehört. Für unseren kleinen Betrieb wäre es halt fatal, wenn ich 10 Wochen abwesend wäre. Wenn ich zumindest zwei Tage die Woche im Büro andere Sachen machen könnte, wäre das schon enorm hilfreich.

    Hallo K_F,

    schau mal hier rein.

    In der PDF-Datei ist auf Seite 18 die Ausbildung nochmal mit den von der DGUV gewürfelten Aufwänden dargestellt. Wie schon gesagt sind die sehr optimistisch und de facto höher.

    Allerdings bist Du nicht Vollzeit unterwegs.

    Bei mir ist es so, daß ich mir in der Regel jeden Tag etwas Zeit nehme und einen Tag pro Woche. Bei den Ausarbeitungen (SOL, LEK, PRA) brauche ich aber wesentlich mehr und habe dann zum Teil die ganze Woche geblockt, damit ich klarkomme. Bei der LEK1 war es extrem, da wir bei der VBG da nur eine Woche Bearbeitungszeit haben. Das ist so richtig eng!


    Sprich mit Deiner AP in Ruhe darüber. Es gehört aber auch dazu, sich mit dem erforderlichen Aufwand durchzusetzen. Als Sifa hast Du auch das im täglichen Geschäft, sowohl gegenüber Deinem Chef als auch potentiellen Auftraggebern. Was erforderlich ist, legst dabei erstmal Du selbst fest.

    Und Recherche ist zeitaufwendig, auch wenn sie nach und nach leichter von der Hand geht.


    Lebenslanges Lernen ist für jeden selbstverständlich, also auch für Sifa und SiGeKo. Und irgendwann kommst Du an den Punkt, daß Dich auch andere SiGeKo oder Sifa mal nach Deiner Einschätzung fragen. Das tut dann schon gut! ;)


    Ach ja: Die AP sollte Dir auch Tips für Praktikumsbetriebe geben können.

    Ich habe da Glück gehabt, weil wir groß genug sind und ich im ETEM-Bereich wildern kann.

    Schau mal die Branchen der VBG durch. Bahn ist sicher interessant, Glas&Keramik ist möglicherweise etwas üppig für den Anfang.

    Gruß


    Thilo


    "...denn bei mir liegen Sie richtig!"

  • Hey,
    Ich hatte eine ähnliche Problematik. Auch mir wurde gesagt ich muss in einem anderen Unternehmen mein Praktikum absolvieren. (Wir sind Berater im Bereich Maschinensicherheit, deshalb auch VBG)
    Ich konnte das ganze aber im Endeffekt so argumentieren, dass ich lieber die Grundlegenden Tätigkeiten in unserem Unternehmen betrachten würde, da hier keine Betrachtung vorlag und ich mir somit einen sinnvollen Grundstein für meine spätere Tätigkeit als SiFa bei uns im Unternehmen legen kann.
    Vielleicht wäre das auch eine Möglichkeit für dich. Falls du weitere Fragen hast kannst du dich gern bei mir melden!