Gehörschutz im Bereich der extraauralen Lärmbelastung nach ASR (<80db)

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  • Hallo Zusammen,

    ich habe mal wieder eine Frage bezüglich Lärm, im besonderen bezüglich der Bereitstellung der PSA.

    Unser Fachbereich für den pädagogischen Bereich (Kita, Schulkindbetreuung, Musikschule etc.) stellt den Beschäftigten auf Wunsch Gehörschutz zur Verfügung obwohl wir noch im Bereich unter 80 dbA liegen. Soweit ja schon mal ganz gut, damit auch die negativen Auswirkungen vom extraaulanen Lärm vermindet werden.

    Nun ist der Gehörschutz ein "PartyPlug", vermutlich eher für den privaten Bereich. Auf den ersten Blick sehe ich nur eine EG-Konformitätserklärung bezüglich der EG 2016/425, aber keine Konformität bezüglich der DIN 352.

    Sehe ich das richtig, dass auch hier bei der Bereitstellung der Gehörschutz nach DIN 352 hergestellt werden muss?

    Mal davon abgesehen, dass eigentlich anstelle der "Partyfilter" vermutlich besser welche genutzt werden sollten, der "Kindergeschrei" oder "eine durchgehende Trompete" filtern und die Sprache hervorheben sollte. Der Gehörschutz wurde wohl vom lokalen Einzelhändler empfohlen.

    Welchen Gehörschutz nutzt ihr in den Situationen? Gern als PN, falls das gegen das Werbeverbot ist.

    Würdet ihr auch hier grundsätzlich Otoplastiken empfehlen? Kostenunterschiede sind ja schon groß und gerade in dem Bereich der extraaulen Lärmbelastung würde mir hier nur der Vorteil des besseren Tragekonfomforts und dadurch etwas besseren Wirksamkeit einfallen. Oder habt ihr noch weitere Argumente dafür?

    Achja und bitte nehmt zunächst einfach mal an, dass technische und organisatorische Maßnahmen bereits ausgeschöpft werden ;)

    Hat sonst noch jemand Erfahrungen in so einer Situation?

    Danke vorab für eure Rückmeldungen und viele Grüße

    Kai

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  • Moin,

    bei allen technischen und organisatorischen Maßnahmen wird es in einer Kinderbetreuungseinrichtung nie ganz ausbleiben, dass es in Kinderbetreuungseinrichtungen zu Beeinträchtigungen durch Lärm kommt.

    Für die Musikschule ganz klar: Otoplastiken, die auf den Unterricht abgestimmt sind. Das kann dann auch mal verschiedene Otoplastiken für eine Person bedeuten, je nach Unterrichtsfach/Instrument.

    Bei der Schulkindbetreuung und den Kitas ist es schwierig, geeigneten Gehörschutz zu empfehlen, da hier die Tätigkeiten und die Lärmquellen sehr unterschiedlich sind (tobende Kinder im Turnraum, Geschirrklappern beim Essen, "Hämmern" mit Bauklötzen etc.). Je nach Betreuungssituation ist die Sprachverständlichkeit mal erforderlich, mal tritt sie eher in den Hintergrund.

    Erziehungspersonal, das bereits eine Vorschädigung des Gehörs hat - immer Otoplastiken. Ansonsten haben wir Spenderboxen mit den alleseits beliebten "Ohrenkaugummis". ;)

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • Hi,

    scheint ihr hättet euch schon für einen Gehörschutz entschieden. Da ihr keine Verpflichtung habt, ist ein "Muss" was die Ausstattung angeht eher sekundär. Dennoch würde ich welche nach DIN EN 352 nehmen. Von Otoplastiken würde ich absehen, getreu dem Motto "Soviel Schutz wie erforderlich, nicht soviel Schutz wie möglich". Bedenke das du für diese zur Verfügung gestellten Gehörschützer auch eine GBU und entsprechende Unterweisungen (regelmäßig) brauchst.

    Ganz im Ernst, ich würde das den Mitarbeitern selbst überlassen. Wir müssen als Arbeitsschützer nicht jedem seine Selbstständigkeit abnehmen.

    Gruß

    Peter

    Keine Demonstration verändert die Welt.

    Es ist die unpopuläre und stille Eigenverantwortung im Handeln jedes Einzelnen, die eine Wandlung in Bewegung setzt.:evil::saint:

  • Ansonsten haben wir Spenderboxen mit den alleseits beliebten "Ohrenkaugummis". ;)

    Wird da auch praktisch vorgeführt, wie diese zu tragen sind?

    Oder wird darauf verzichtet in der Hoffnung, dass die Anwender sie nicht korrekt tragen und somit die Dämpfung nicht zu hoch ausfällt?

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Das Problem haben wir auch in der Kinderbetreuung einer unserer Kliniken.

    Ohrenstöpsel --> werde ich mal prüfen.

    Gefunden habe ich diese Seite:

    Gehörschutz für Erzieherinnen (m/w/d)

    Man(n) ist erst dann ein Superheld, wenn man sich selbst für Super hält!
    (unbekannt)
                                                                                                                                                              
    „Freiheit ist nicht, das zu tun, was Du liebst, sondern, das zu lieben, was Du tust.“
    (Leo Tolstoi)

    *S&E* Glück auf

    Gruß Mick

    Einmal editiert, zuletzt von Mick1204 (3. Mai 2023 um 12:59)

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  • Danke für eure Antworten.

    Mick1204: den Gehörtschutz hatten wir auch als erstes gefunden und den würde ich auch zumindest mal zum testen gut finden.

    Jetzt haben die aber "PartyPlugs" für Konzerte und Festivals getestet (ohne Zertifizierung nach DIN 352) und wollen diesen bereitstellen. Das find ich auf den ersten Blick nicht so gut.

    Die Frage für mich ist nun auch, soll ich dazwischen gehen oder ist die Bereitstellung von den PartyPlugs in Ordnung? Ich möchste das am liebsten auch gleich für die ganze Stadtverwaltung klären, dh. den Beschäftigten die z.B. im Großraumbüros sitzen und durch den Lärm beeinträchtigt sind, sollten die gleichen (oder ähnliche) Teile bekommen können.

    PeKe: ja, es gibt hier vielleicht kein klar definiertes "muss" auf Basis einer Verordnung. Allerdings lese ich die ASR A3.7 so, dass dies eine Maßnahme ist die man treffen "muss", wenn der Lärm zu hoch ist (wenn organ./technisch nichts mehr geht).

    Unter 80 dbA ist das ja auch sehr subjektiv und ich möchte auch jemanden den Gehörschutz zur Verfügung stellen, der bspw. bei 55dbA schon in seiner Arbeit(sleistung) und ggf. Gesundheit beeinträchtigt ist.

  • auch noch zur Info

    Dateien

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    (unbekannt)
                                                                                                                                                              
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    Gruß Mick

  • Kai P. So wie sich das liest, solltet ihr die Anwendungen im Blick behalten. Auf der Seite, die Mick verlinkt hat, gibt es Stöpsel, die mit "Hochton-Gehörschutz ... äußerst effektiv gegen schrillen Lärm ...". beschrieben werden. Die schießen in einem Büro über das Ziel hinaus. 55 dBA ist Bürokulisse ohne Gespräche und Telefonate. Ein einheitlicher Typ für die ganze Stadtverwaltung dürfte schwer zu finden sein.

    "dazwischen gehen" kannst Du ohenhin nur mit Hinweisen auf die fehlende Zertifizierung der "PartyPlugs" und mit der Präsentation von Ersatztypen. Wenn dann trotzdem andere beschafft werden, hast Du deinen Beitrag geleistet.

    Arbeitsschutz ist wie Staubwischen.

    Einmal editiert, zuletzt von caterpilar (3. Mai 2023 um 13:51)

  • Ich möchste das am liebsten auch gleich für die ganze Stadtverwaltung klären, dh. den Beschäftigten die z.B. im Großraumbüros sitzen und durch den Lärm beeinträchtigt sind, sollten die gleichen (oder ähnliche) Teile bekommen können.

    Moin Kai,

    in einem Großraumbüro halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass sich dort durch technische Maßnahmen kein akzeptables Lärmniveau erreichen lässt. Hole Dir mal einen Profi, der sich die Räume mal anschaut. Da geht sehr viel und "verschönert" oft sogar noch den Arbeitsplatz. ;)

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

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  • Gefunden habe ich diese Seite:

    Bis auf die PureFilters halte ich bei den anderen beiden die Dämpfung für zu hoch. Bei den PureFilters ist die Dämpfung im oberen Frequenzband auch recht hoch.

    Zu hohe Dämpfung führt zum Gefühl der Isolation und kann auch die Sprachverständlichkeit stark beeinflussen. Ich würde eher zu Gehörschutz für Musiker mit relativ linearem Frequenzgang tendieren. Sind dann in der Regel Otoplastiken mit entsprechendem Preis :(. Dämpfung 10-15 dB. Beispiel

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Nochmal danke.

    Mir ist klar, dass es nicht ein Model für alle Tätigkeiten gibt. Ich möchte am besten aber ein einheitlichen Vorgehen wie "jeder MA der beeinträchtig ist bekommt einen Stöpsel, zur Auswahl stehen XYZ" und das Großraumbüro war vielleicht ein blödes Beispiel aber ggf. im Einzelfall doch mal möglich.

    Grundsätzlich haben wir meist ein ganz guten Standard und nutzen lieber Headsets als Gehörschutz im Büro.

  • Da geht sehr viel und "verschönert" oft sogar noch den Arbeitsplatz. ;)

    Gruß Frank

    Da hat der verbeamtete Bürostuhldreher wieder Recht! 😏

    Aber...in vielen Fällen ist es gar nicht die Lautstärke, sondern die Geräuschkulisse und/oder der Frust, in einem Großraumbüro zu sitzen. Diesen Problemen, Kai, kannst du mit Gehörschutz nicht begegnen.

    Ein 'Rundumschlag" mit nicht erforderlicher PSA ist sicher nicht der richtige Weg. Bedenke: Jegliche PSA ist IMMER eine zusätzliche Belastung für die MA.

    Ich würde im Fall eines gegebenen Schutzbedarfes immer alles möglich machen und anbieten.

    Wenn dieser Bedarf allerdings nicht gegeben ist, werden MA u.U. seeehr unangenehme Gespräche (die dann am Ende des Tages meist mit einem: "Nein, gibt's nich!" enden) mit mir führen.

    'Nice to haves" oder rein persönliche Wünsche wurden von mir im Bereich Arbeitsschutz noch nie unterstützt.

    Hört sich nicht schön an, ist es manchmal auch nicht, bin ich aber immer gut mit gefahren.

    In diesem Sinne

    Der Michael

    "You'll Clean That Up Before You Leave..." (Culture/ROU/Gangster Class)

  • MichaelD: Wann fängt denn bei dir der Schutzbedarf an? (erst gemeinte Frage)

    Vermutlich wenn die Beurteilungspegel nach ASR je nach Tätigken (55/70dba) überschritten sind?

    Und was mit der Person machen, die bereits früher vom Lärm gestört ist?

    Zum Betriebsarzt, Akustiker, Psychologen schicken? Gehörtschutz nur nach Attest?

    Um den Personkreis geht es vermutlich größtenteils und hier würde ich grundsätzlich auch schon Gehörschutz zur Verfügung stellen. Selbst wenn es teils nur die "Geste" ist. Es obliegt ja dann auch den Beschäftigten diesen sinnvoll und ohne Belastung zu nutzen.

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  • Kai,

    Grundsätzlich sind die Pegel genau dafür gedacht, ja.

    Selbstverständlich spielen Anamnese, Vorbelastungen etc.pp ebenfalls eine Rolle. Und hier ist, ja, die Medizin (Haus-, Betriebs- od. Facharzt) an erster Stelle.

    Auf "Zuruf" aktiv zu werden, geht einfach zu häufig in die Hose.

    Du kannst selbstverständlich machen was Du willst, aber nur weil sich ein MA auf einem 20 cm Podest unsicher fühlt, werde ich es nicht mit einer Absturzsicherung versehen.

    In diesem Sinne

    Der Michael

    "You'll Clean That Up Before You Leave..." (Culture/ROU/Gangster Class)

  • Danke.

    Ich muss mich übrigendends bezüglich der DIN352 korrigieren: Die PartyPlugs sind danach zugelassen.

    Nachdem die nun schon gestestet und für gut befunden wurden, spricht meines erachtens nach nichts gegen die Verwendung.

    Danke dennoch für den Input!

  • Vermutlich wenn die Beurteilungspegel nach ASR je nach Tätigken (55/70dba) überschritten sind?

    Moin,

    wenn es um diese Pegel geht, kann man mit relativ wenig technischem und organisatorischen Aufwand Maßnahmen dieser Kategorien umsetzen, die auch etwas bringen.

    Und was mit der Person machen, die bereits früher vom Lärm gestört ist?

    Die sind in der regel nicht vom Lärm gestört, sondern von der Schallquelle. Einfach mal fragen, was genau stört.

    • Der Klingelton des Telefons des Gegenüber ist ätzend.
    • Der Drucker quietscht.
    • Die Kollegen rufen quer über vier Schreibtische, anstatt den Arsch hoch zu bekommen und sich zu dem gewünschten Gesprächspartner zu bewegen.
    • Das Faxgerät steht direkt neben dem Schreibtisch.
    • Der Kaffeevollautomat wurde ausgerechnet in dem großraumbüro platziert. Mahl- und Brühgeräusche sowie Small-Talk beim Käffchen der Kollegen inklusive.
    • usw. usw.

    Oftmals sind es Dinge, die sich relativ einfach lösen lassen, und vielen ist schon geholfen, wenn man ihnen einfach mal zuhört und sich um sie kümmert. Mit Gehörschutz wirst Du da nicht punkten können, da der zwar Geräusche dämmt, aber in diesen Fällen die eigentliche Ursache der Belastung woanders liegt.

    Ich habe auf dem Stockwerk eine neue Kollegin (vier Büros weit entfernt). Wenn die im Büro lacht, habe ich auch etwas davon. Am Anfang war das noch ganz lustig, mittlerweile nervt es eher. Kann ich das ändern? Nein. Rege ich mich so darüber auf, dass ich tätig werde? Nein Also akzeptiere ich es, dass sie 5 mal am Tag nervt. Ist ja keine Dauerbeschallung.

    Gruß Frank

    P.S. Ansonsten bin ich inhaltlich beim Kartoffelstäbchen-Sortierer. :doppelthumbsup:

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • Natürlich hast auch du mit deinen Punkte recht.

    In den Fällen bei uns ist es allerdings tatsächlich eher die allgemeine "hohe" Lärmbelastung als einzelne Geräsche oder Lärmquellen.

    Im Kita-Bereich könnte man auch klar sagen, das schreiende Kinder nunmal dazu gehören... in Zeiten des Fachkräftemangels sind wir allerdings froh, wenn wir mit einer Investition von 20€ oder selbst 200€ die Beschäftigten halten können.

    Wir brauchen also irgendeine Regelung bezüglich des Gehörschutzes. Denke, ich bin nun ein Stück näher dran, daher danke für die Diskussion.

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  • Moin Kai,

    im Kitabereich bin ich bei Dir.

    In den Fällen bei uns ist es allerdings tatsächlich eher die allgemeine "hohe" Lärmbelastung als einzelne Geräsche oder Lärmquellen.

    Die solltest Du mit technischen Maßnahmen in den Griff bekommen. Lasse Dich mal fachkundig beraten. Wir haben sogar den Unterrichtsraum für Schlagzeugunterricht mit kleinen Maßnahmen effektiv umgestaltet. Das war ein einziger Absorber, aber in der richtigen Größe, an der richtigen Stelle mit dem richtigen Material war das ruck zuck gegessen.

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • Wir brauchen also irgendeine Regelung bezüglich des Gehörschutzes.

    Wie wäre es, über eine Lärmampel nachzudenken? Da können sich die Kinder gegenseitig zur Disziplin rufen und manchmal wird ein richtiger Wettbewerb daraus, möglichst leise zu sein.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Wie wäre es, über eine Lärmampel nachzudenken? Da können sich die Kinder gegenseitig zur Disziplin rufen und manchmal wird ein richtiger Wettbewerb daraus, möglichst leise zu sein.

    Grundsätzlich bin ich ja bei dir. Aber wir reden hier über spielende Kinder. Das ist kein lauter Kompressor.

    "Stöpsel" ins Ohr, das fällt nicht so auf.

    Aus meiner Sicht sind die Gruppen der zu betreuenden Kinder zu groß. Immer mehr, mit weniger Personal. Empfohlene Gruppengrößen sind 12 Kinder. Die Realität sind 20 manchmal auch mehr. Und dann wird es halt laut, überlaut.

    Man(n) ist erst dann ein Superheld, wenn man sich selbst für Super hält!
    (unbekannt)
                                                                                                                                                              
    „Freiheit ist nicht, das zu tun, was Du liebst, sondern, das zu lieben, was Du tust.“
    (Leo Tolstoi)

    *S&E* Glück auf

    Gruß Mick