Mehrwert Zertifizierung nach ISO 45001?

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  • Hallo zusammen,


    wie erhalten vermehrt Kundenanforderungen in Bezug auf eine 45001-Zertifizierung.


    Wir sind aktuell nach 9001 zertifiziert und möchten bis Ende 2024 auch die 14001 zertifizieren lassen. Ich bin QMB und werde voraussichtl. auch für UM zuständig sein.

    Wir haben eine externe SIFA, regelmäßig ASA-Sitzung und haben kein Problem mit Arbeitsunfällen.


    Unabhängig von dem Papier an der Wand, welchen Mehrwert bringt denn eine 45001-Zertifizierung in der Praxis tatsächlich? Wie sind denn hier eure Erfahrungen im Vergleich Vor und Nach einer Einführung/Zertifizierung der 45001?


    Würdet ihr eine Einführung und Zertifizierung empfehlen, wenn es nicht um eine Kundenanforderung gehen würde und falls ja, warum?


    Ich freue mich auf Eure Rückmeldungen.

    Im April haben wir die nächste ASA-Sitzung, in der wir das Thema dann durchegehen werden.


    Viele Grüße

    Melanie

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  • Melanie,


    ohne Kunden würde es bei mir gar keine Zertifizierung geben!

    In meinem vorletzten Unternehmen (150.000 MA, international) gab es trotz Kunden keine Zertifizierung. Wir haben ein eigenes QMS gehabt und Kunden bei Bedarf davon überzeugt.


    Anyway, auf Deine Frage bezogen gibt es für das Unternehmen für mich keinen Mehrwert. Wenn ihr im Falle eines Falles auch mal auf einen Kunden verzichten könnt/wollt, dann würde ich es nicht machen.


    Im diesem Sinne

    Der Michael

    "You'll Clean That Up Before You Leave..." (Culture/ROU/Gangster Class)

  • Hallo,


    ich schließe mich MichalD´s Worten an.


    Das Unternehmen profiliert sich sicherlich als solches mehr am Markt aber: Ob der Mehraufwand zum Nutzen steht mag ich bezweifeln. Die DIN und ISO Zertifizierungen halte ich bis zu einem gewissen Grad für sinnvoll, aber wenn ihr nicht gerade Plantagen in Entwicklungsländern unterhaltet, oder Speisen in Drittländern produziert und importiert, dann lasst es.

    Wie mein Vorschreiber schon meinte: Ein eigenes, glaubhaftes QMS mit den für euch wichtigen Standards sagt meist mehr aus wie eine bestandene DIN, oder ISO.


    Gruß Andy

    Willkommen in meiner Welt. *SpiEi*

  • Hallo Melanie,


    wie Du selbst schon schreibst, ist meiner Meinung nach der größte Mehrwert eines Zertifikates die Erfüllung einer Kundenanforderung. In vielen Bereichen ist das Vorhandensein eines AMS Zertifikates ja bereits Voraussetzung für die Teilnahme an Ausschreibungen oder den Zuschlag für Aufträge (z.B. SCC oder SCL im Bereich der Energiewirtschaft).


    Wenn der Auditor gut ist kann er Euch natürlich auch wertvolle Hinweise zur Verbesserung des Arbeitsschutzes geben, da er die entsprechende "Betriebsblindheit" nicht hat. (Wenn er schlecht ist prüft er Alles grün)


    Wenn Ihr sowieso schon 9001 und 14001 macht, ist der Mehraufwand für die 45001 auch sehr gering, da die 45001 über die gesetzlichen Anforderungen eigentlich nur gering hinaus geht und viele Anforderungen auch in der 9001 und 14001 bereits enthalten sind. (High Level Struktur)


    Vorteile:

    - Es ist ein systematischer Ansatz die Anforderungen im Bereich des Arbeitsschutzes einzuhalten und sich kontinuierlich zu verbessern.

    - Externe Audits haben oft den Vorteil, dass unmotivierte Kollegen vielleicht doch noch aktiv werden

    - Man erspart sich oft die Überprüfung von vielen Dokumenten (GBU etc.) durch Kunden wenn ein Zertifikat vorzeigbar ist in der Präqualifizierung

    - Der Geschäftsführer kann nachweisen, dass er seiner Aufsichtspflicht nachkommt, da eine externe ZÜS ihm bestätigt, dass sein Arbeitsschutzmanagement in Ordnung ist.

    - Der Blick von Außen gibt oft gute Denkanstöße und transferiert Wissen aus anderen Bereichen, Branchen und Unternehmen


    Nachteile:

    - Kosten

    - Dokumentationsaufwand


    Ihr könnt aber natürlich auch die ISO 45001 anwenden und leben ohne Euch zertifizieren zu lassen. Dann habt Ihr zumindest den systematischen Ansatz.

    " Kenntnisse kann jedermann haben, aber die Kunst zu denken ist das seltenste Geschenk der Natur." Friedrich der Große

  • Hallo Melanie,


    wie Du selbst schon schreibst, ist meiner Meinung nach der größte Mehrwert eines Zertifikates die Erfüllung einer Kundenanforderung. In vielen Bereichen ist das Vorhandensein eines AMS Zertifikates ja bereits Voraussetzung für die Teilnahme an Ausschreibungen oder den Zuschlag für Aufträge (z.B. SCC oder SCL im Bereich der Energiewirtschaft).

    Hallo zusammen,


    stimme Karl von *** zu.


    Weitere Auswirkungen:

    - einige Mitarbeiter nehmen das Thema Arbeitssicherheit noch ernster,

    - fluchende Handwerker., Fremd- und Partnerunternehmen :doppelthumbsup:.



    Grüße,

    CW

    "Machen ist wie wollen, nur viel befriedigender"


    5. Buch Mose, Kapitel 22, Vers 8:

    Wenn du ein neues Haus baust, so mache eine Lehne darum auf deinem Dache, auf daß du nicht Blut auf dein Haus ladest, wenn jemand herabfiele.

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  • Was ist denn die Realität? In der Regel ist es doch so, dass frühesten 6 Monate vor der Zertifizierung Bewegung in den QMB kommt und alle Führungskräfte aufgefordert werden ihre Dokumente auf Vordermann zu bringen. Dann vergehen weitere drei Monate und alles fängt an zu laufen. 2 Wochen vor der Zertifizierung werden Berge von Überstunden produziert um die letzten Reste noch vor dem Z-Day abzuarbeiten.


    Wo waren nochmal die Vorteile? Klar werden die Standards umgesetzt. Man kann auch alle Zahlen und Werte dokumentieren. Der Geschäftsbericht (vom QMB aufgesetzt) zeigt hervorragende Ergebnisse und Verbesserungen. Glückwunsch!

    Ich mach diesen Schei..... jetzt seit 30 Jahren in unterschiedlichen Industrien mit. Es war nirgends viel anders. Obwohl in der Luft- und Raumfahrtindustrie war es etwas strenger. Aber auch nur bei Kundenaudits. Airbus und Boing etc. die waren strenger als die TÜV oder anderen Auditoren.

    Man(n) ist erst dann ein Superheld, wenn man sich selbst für Super hält!
    (unbekannt)
                                                                                                                                                              
    „Freiheit ist nicht, das zu tun, was Du liebst, sondern, das zu lieben, was Du tust.“
    (Leo Tolstoi)

    *S&E* Glück auf


    Gruß Mick

  • Moin Melanie,

    wenn es nur einen Selbstzweck hat, dann lass es lieber. Die Kohle kann man sich sparen.

    Allerdings wenn Du Änderungspotential siehst, würde ich Dir durchaus dazu raten.

    Allerdings zählt bei jedem Audit nicht nur das Bestehen, das Halten (Aufrechterhalten des Standards) ist die Kunst.....

  • Guten Morgen


    Wenn man externe Kosten sparen will, könnte auch eine Zertifizierung/Begutachtung durch die BG "Sicher mit System" gemacht werden. Die ist kostenlos und wird in der Regel von den Kunden anerkannt.


    Viele Grüße

  • Was ist denn die Realität? In der Regel ist es doch so, dass frühesten 6 Monate vor der Zertifizierung Bewegung in den QMB kommt und alle Führungskräfte aufgefordert werden ihre Dokumente auf Vordermann zu bringen. Dann vergehen weitere drei Monate und alles fängt an zu laufen. 2 Wochen vor der Zertifizierung werden Berge von Überstunden produziert um die letzten Reste noch vor dem Z-Day abzuarbeiten.


    Wo waren nochmal die Vorteile? Klar werden die Standards umgesetzt. Man kann auch alle Zahlen und Werte dokumentieren. Der Geschäftsbericht (vom QMB aufgesetzt) zeigt hervorragende Ergebnisse und Verbesserungen. Glückwunsch!

    Ich mach diesen Schei..... jetzt seit 30 Jahren in unterschiedlichen Industrien mit. Es war nirgends viel anders. Obwohl in der Luft- und Raumfahrtindustrie war es etwas strenger. Aber auch nur bei Kundenaudits. Airbus und Boing etc. die waren strenger als die TÜV oder anderen Auditoren.

    Genau das habe ich doch gesagt :)

    Natürlich ist ein ISO 45001 Zertifikat nicht perfekt und sicherlich stimmt die Theorie mit der Realität nicht überein, aber in den Unternehmen die Zertifiziert sind passiert meiner Meinung nach immer noch mehr als in den nicht zertifizierten.


    "frühestens 6 Monate vor der Zertifizierung Bewegung in den QMB kommt und alle Führungskräfte aufgefordert werden"


    Ohne die Zert würde sich der QMB halt garnicht bewegen und auch Niemanden auffordern.....

    Und dass die Leute Ihre Arbeit kurz vor der Angst machen liegt nicht am dem Zertifikat, sondern daran dass die meisten Leute erst kurz vor der Angst in Bewegung kommen und das in allen Bereichen ....

    " Kenntnisse kann jedermann haben, aber die Kunst zu denken ist das seltenste Geschenk der Natur." Friedrich der Große

    Einmal editiert, zuletzt von Karl von *** ()

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  • ...ohne die Zert würde gar kein QMB existieren... ;)


    In diesem Sinne

    Der Michael

    Naja, einen QMB kannst Du schon haben, auch ein QMS oder AMS...

    Wenn Du deinem Kunden schreibst ich mache dass selbst und lasse es nicht überwachen wird er Dir nur wahrscheinlich nicht glauben bzw. Du erfüllst halt nicht seine Anforderungen.


    Es gibt sicherlich Fälle, in denen der Arbeitsschutz in Unternehmen ohne Zertifikat besser ist als in Unternehmen mit Zertifikat, aber Du darfst halt auch ohne Führerschein nicht fahren, selbst wenn Du der bester Autofahrer aller Zeiten bist :)

    " Kenntnisse kann jedermann haben, aber die Kunst zu denken ist das seltenste Geschenk der Natur." Friedrich der Große

  • Naja, einen QMB kannst Du schon haben, auch ein QMS oder AMS...

    Wenn Du deinem Kunden schreibst ich mache dass selbst und lasse es nicht überwachen wird er Dir nur wahrscheinlich nicht glauben bzw. Du erfüllst halt nicht seine Anforderungen.


    Es gibt sicherlich Fälle, in denen der Arbeitsschutz in Unternehmen ohne Zertifikat besser ist als in Unternehmen mit Zertifikat, aber Du darfst halt auch ohne Führerschein nicht fahren, selbst wenn Du der bester Autofahrer aller Zeiten bist :)

    ...da sind wir dann mal wieder in meinem Lieblingsbereich - der Philosophie! Denn nichts anderes ist die Frage nach QM-Systemen.


    Kein einziges Unternehmen wird "qualitativ oder sicherheitstechnisch besser", nur weil es Millionen in QM pumpt. Solche Systeme machen viel, vergessen nur leider immer die wesentlichste Komponente - den Menschen!


    Hach, ich könnte mich jetzt wieder Monde lang über diese Thematik auslassen, ich bin dessen aber tatsächlich müde.


    Nur soviel: Dieses Theater war einer der 3 entscheidenden Gründe die mich veranlasst haben, meinen Job in der Industrie an den Nagel zu hängen...


    In diesem Sinne

    Der Michael

    "You'll Clean That Up Before You Leave..." (Culture/ROU/Gangster Class)

  • Hallo,


    die Erkenntnis, die ich aus einem Buch von Carsten Busch gezogen habe:

    - ISO ist ein Produkt, das vermarktet wird. Insofern ist es das Ziel, Menschen zu überzeugen, Geld dafür auszugeben.

    - Ziel von ISO ist, ein reibungsloses Funktionieren des Marktes zu gewährleisten. Damit zielt es auf Mindeststandards, die theoretisch von allen erfüllt werden können.

    - ISO regelt den linearen Zusammenhang und setzt auf Standardisierung. Arbeitsschutz ist aber ein komplexes System mit (fast) unendlich vielen linearen Zusammenhängen. Das Reagieren eines komplexen Systems kann nicht vollständig vorhergesagt werden.

    - ISO ist ein Beratungsgeschäft.

    - ISO vermittelt oft eine Illusion, ein verlässliches System implementiert zu haben (siehe Deepwater Horizon Vorfall).


    Insofern sehe ich keine Notwendigkeit für eine Zertifizierung (außer der Kunde wünscht und bezahlt es), aber sehr wohl die Notwendigkeit eines Arbeitsschutz-Managementsystems.

    Gruß, Niko

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -

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  • Danke für Eure Einschätzungen!

    Eine Begutachtung durch die BG als Alternative zur normalen Zertifizierung klingt schon mal richtig gut!


    Wir werden uns mal anschauen, wo wir ggf Lücken zu den 45001-Anforderungen haben und diese wenn sinnvoll mit der 14001-Einführung berücksichtigen. Das wäre zumindest mal mein Plan aktuell ; ))

  • In den Beiträgen habe ich gelesen dass der Mehraufwand, wenn schon 9001 / 14001 Zertifiziert ist, nicht erheblich größer ist.

    Hat jemand von euch einen groben Richtwert bzw. eine Einschätzung wie viele Arbeitsstunden man ca. für den schriftlichen Teil zur Zertifizierung 45001 dann noch zusätzlich benötigt?

    Mit freundlichen Grüßen,

    Eric



    Vor Gericht und auf hoher See sind wir alle in Gottes Hand.

  • In den Beiträgen habe ich gelesen dass der Mehraufwand, wenn schon 9001 / 14001 Zertifiziert ist, nicht erheblich größer ist.

    Hat jemand von euch einen groben Richtwert bzw. eine Einschätzung wie viele Arbeitsstunden man ca. für den schriftlichen Teil zur Zertifizierung 45001 dann noch zusätzlich benötigt?

    Du musst auf jeden Fall noch die internen Audits nach 45001 machen, die Du aber auch gleich als integrierte Audits machen kannst.

    Wenn Du in 9001 und 14001, sowie dem gesetzlichen Arbeitsschutz sauber bist, würde ich den Mehraufwand mit ca. 5 Tagen / a in einem 100 Mann Unternehmen veranschlagen.

    " Kenntnisse kann jedermann haben, aber die Kunst zu denken ist das seltenste Geschenk der Natur." Friedrich der Große

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  • Danke für Eure Einschätzungen!

    Eine Begutachtung durch die BG als Alternative zur normalen Zertifizierung klingt schon mal richtig gut!


    Wir werden uns mal anschauen, wo wir ggf Lücken zu den 45001-Anforderungen haben und diese wenn sinnvoll mit der 14001-Einführung berücksichtigen. Das wäre zumindest mal mein Plan aktuell ; ))

    Die Begutachtung durch die BG hat gegenüber der 45001 zwei nicht zu verachtende Vorteile, erstens, die Begutachtung ist kostenlos (bzw. durch die Beiträge zur BG gedeckt) und zweitens, die Begutachtung kann auch unter Beachtung der 45001 durchgeführt werden. Das steht dann auch auf dem Zertifikat.

    Einen großen Nachteil hat die Begutachtung durch die BG und deren Zertifikat allerdings, es ist international nicht anerkannt, sondern ausschließlich in Deutschland. An der Stelle kann aber der 2. Vorteil ein wenig Abhilfe schaffen, wenn die Anlehnung an die 45001 auf dem Zertifikat vermerkt ist.

    Wer am wenigsten erreicht hat, prahlt oft am lautesten. - MAFEA-Analyse der offiziellen Geschichte des Imperiums - aus: Der Herzog von Caladan


    So verdammt wahr!

  • In den Beiträgen habe ich gelesen dass der Mehraufwand, wenn schon 9001 / 14001 Zertifiziert ist, nicht erheblich größer ist.

    Hat jemand von euch einen groben Richtwert bzw. eine Einschätzung wie viele Arbeitsstunden man ca. für den schriftlichen Teil zur Zertifizierung 45001 dann noch zusätzlich benötigt?

    Guten Morgen,

    eine pauschale Antwort ist nicht möglich. Es fehlen Angaben zu der Anzahl der Mitarbeiter, möglicher Standorte sowie die Festlegung des Geltungsbereiches bzw. des Anwendungsbereiches.

    Bereits vorhandene Zertifizierunge einer ISO Norm (mit HLS Struktur) kann den Aufwand aber nur dann reduzieren, wenn integierte Managementsysteme vorhanden sind.