Sicherheitsrelevante Änderung durch neue PC-Ansteuerung?

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  • Hallo,

    Ich habe folgendes Problem, zu dem ich eure Hilfe benötige.

    Wir haben eine Anlage, bei der aus verschiedenen Silos und Behälter Materialien gemischt und abschließend in Säcken oder BigBags abgepackt werden. Die Anlage arbeitet weitestgehend automatisch, d. h. mittels Förderschnecke wird Material in der gewünschten Menge aus Silos in den Mischer geben, Mischer startet, Material wird aus dem Mischer entweder zum BigBag oder zur vollautomatischen Absackanlage gegeben. Die Anlage wird von einer SPS gesteuert.


    An der Anlage steht ein PC (Blechkiste mit Monitor, Tastatur und Maus), der den Prozess visualisiert. Der PC ist über eine Schnittstelle mit der SPS verbunden. Der PC übermittelt die gewünschten Mengen für die Mischung, stellt Störungsmeldungen und Füllstände dar und führt ähnliche Aufgabe durch. Die Anlage wird somit am bzw. vom PC bedient. Sicherheitsrelevante Störungen, z. B. öffnen einer Zugangstür oder Klappe, führen zum Not-Halt und müssen vor Ort an Tastern quittiert werden. Es wurden bereits zwei weitere Bedienstellen (Tastatur, Monitor, Maus) des Herstellers im Umfeld aufgestellt, die über Leitungen mit dem PC verbunden sind. Von den Aufbauorten ist die Anlage nur teilweise oder gar nicht einsehbar. Somit wird die Anlage schon heute aus der Entfernung gesteuert.


    Jetzt möchte man weitere Bedienstellen anlegen, damit die Mitarbeiter die Anlage auch bei der Bedienung anderer Maschinen im Auge haben bzw. diese steuern können. So sollen z. B. Meldungen erfolgen, dass Paletten nachgelegt werden müssen. Der Mitarbeiter unterbricht seine Tätigkeit und erledigt diese Aufgabe.

    Die weiteren Bedienterminals sind jedoch erheblich teurer und durch die Leitungsverbindung komplizierter in der Montage.

    Jetzt kam der Gedanke, den PC durch einen Container auf einem Server abzubilden. Der Server simuliert dabei den PC. Die Bedienung soll über andere Anwendungen (z. B. VNC) auf jeden anderen PC darstellbar sein, d. h., die Oberfläche des simulierten PCs wird auf einem anderen PC abgebildet und ist auch von dort bedienbar. Es bleibt die Originalsoftware des Herstellers im Einsatz.


    Meine Fragen:

    Handelt es sich dabei um eine wesentliche Änderung, die zum Verlust der CE-Konformität führt?

    Müssen vorab irgendwelche Risiken bewertet und dokumentiert werden?

    Kann der PC durch die vorgenannte Änderung einfach so ersetzt werden?


    Vielen Dank für eure Hinweise.

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  • Ein emuliertes Bedienprogramm kann außerhalb seiner Sandbox übersteuert werden (Beispiel: Windows auf Linux-Rechnern emulieren). Der Hersteller wird dazu keine Konfomität aufrechterhalten.

    Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst - Albrecht Müller

  • Die Fragen die ich stellen würde:

    - ist das starten der Anlage über den PC möglich?

    - ist das zurücksetzen von sicherheitsrelevanten Meldungen/Störungen über den PC möglich?


    wenn beides mit Nein beantwortet wird spricht für mich jetzt erstmal nichts gegen die geplante Änderung

  • Die Frage die ich stellen würde ist:

    Entstehen durch die weiteren Steuerungen neue Gefährdungen?

    - Wenn Du mehrere Bedienstellen anlegst, muss eine gegenseitige Gefährdung ausgeschlossen sein.

    - Es muss ausgeschlossen sein, dass sich MA gegenseitig gefährden durch das Überstimmen von Befehlen oder durch den Start der Anlage. (Wenn zum Beispiel von den neuen Stellen eine Gefährdungsstelle nicht eingesehen werden kann)

    Kennst Du das Papier vom BMAS dazu?

    https://publikationen.dguv.de/…pdf/download/article/4666

    " Kenntnisse kann jedermann haben, aber die Kunst zu denken ist das seltenste Geschenk der Natur." Friedrich der Große

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  • das ist ein interessantes Vorhaben! Bezüglich der CE-Konformität: Jede wesentliche Änderung an einer Maschine kann tatsächlich zum Verlust der CE-Konformität führen. Daher wäre es ratsam, eine Risikobewertung durchzuführen und die Änderungen zu dokumentieren. Die Virtualisierung des PCs auf einem Server klingt machbar, aber es gibt sicherlich technische Herausforderungen zu beachten.