Entgraten von 3D-Kunststoffdrucken - Vermeiden von Schnitt-/Stichverletzungen?

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  • Hallo liebes Forum,

    wieder mal ein nettes Thema:

    Bei uns ist ein Unfall passiert, in dem sich ein Werkstattmitarbeiter mit einem Messer in die Daumenbeuge geschnitten hat. Er erstellt im 3D-Druckverfahren individuelle Kunststoffbauteile, bei denen im Nachgang die Stützstrukturen entfernt werden - teilweise funktioniert dies durch ablösen/abbrechen; aber teilweise muss wohl auch mit einem Messer (aktuell ein normales Werkstatt-/Taschenmesser) entgratet werden.

    Mir können die erzählen, was Sie wollen und wir können festlegen, was wir wollen... da es sich um individuelle - teilweise auch experimentelle - Bauteile handelt, werden immer wieder neue Voraussetzungen hinsichtlich Größe, Zusammensetzung und Formgebung auftauchen.

    Gibt es ein Sicherheitsmesser, welches für diese Voraussetzungen (Kunststoff) geeignet ist (Falls man mal abrutscht, das die Klinge gesichert ist...) - die Sicherheitsmesser (z.B. Martor) zum Karton- und Folie-Aufschneiden erscheinen mir hinsichtlich der Einsatzbereiche und der Klingenbeschaffenheit (Länge der Schnittfläche, Stabilität bei erhöhtem Druck) nicht optimal. Hakenmesser sind wohl auch nicht für jedes Entgraten verwendbar...

    Hat sich jemand auch schon mit solch einer Problematik herumschlagen müssen und was waren eure Lösungen, welche auch funktionieren?

    Da immer mehr der Bereiche auf den 3D-Druck kommen, werden die Unfälle bei uns vermutlich zunehmen...

    Unterweisung im im Umgang mit Schneidewerkzeugen und Schnittschutzhandschuhe stehen auch auf der Agenda... hängt aber auch davon ab, ob es für z.B. filigrane Bauteile anwendbar ist.

    Danke schon mal für euren Input...

    Beste Grüße aus Mainz

    E.weline

    Versicherung der Unsicherheit ist Sicherheit.

    Hanspeter Rigs (*1955), Dr. phil., deutscher Philosoph und Aphoristiker

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  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass es da ein Sicherheitsmesser gibt, das wirklich gut für diesen Anwendungszweck geeignet ist. Zum Abtrennen von Stützstrukturen ist ein schmaler Seitenschneider recht gut geeignet (Beispiel). Muss man mechanisch wuchten, gehen auch Flach- und Spitzzangen. Zum Entgraten würde ich Schlüsselfeilen empfehlen. Man kann auch aus dem Kosmetikbereich die Glasfeilen verwenden. Ziehklingen könnten auch gehen (habe ich noch nicht ausprobiert). Für feine Ecken usw. dann Messer mit starren Klingen, die wie Skalpelle aussehen (Beispiel). Dabei immer weg vom Körper arbeiten.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Der von AxelS beispielhaft genannte Seitenscheider schneidet sehr fein und sauber. Kunststoff-Stege dürfte der spielend schaffen. Es bleibt ein kleiner flacher Stummel übrig, der weggefeilt werden muss.

    Die Messer von Martor und anderen dürften mit ihrem Griffkörper mit Messerfach zu klobig sein. Die kann man nicht gut flach ansetzen, um einen Steg zu schneiden.

    Arbeitsschutz ist wie Staubwischen.

    Einmal editiert, zuletzt von caterpilar (23. Januar 2023 um 11:17)

  • Wo mit Messern umgegangen wird hat man immer die Problematik dass man sich schneidet...

    Könnt ihr schnittfeste Handschuhe verwenden? Die gibt es auch z.B. aus Kevlar gestrickt, um mehr gefühl zu haben als ein Kettenhandschuh... (z.B. Stahlflex)

    Krieg ist Verbrechen!

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  • Wir haben die Herausforderung so in der Art auch, eigentlich bräuchten wir ein schön großes Fleischermesser mit stehender Klinge. Wir haben Schnittschutzhandschuhe festgelegt da mit allen getesteten Sicherheitsmesser das Ergebnis nicht befriedigend war und dann das auch nur für die eine Tätigkeit.

  • Habt ihr das mal mit einem Entgrater versucht? Ist nur ein Beispiel, gibt es in verschiedenen Ausführungen.

    Gruß Roy

    80-123-31-1_187354_640x480.jpg

    In diese Richtung gehen auch meine Überlegungen... Irgendwas mit vielleicht gebogener klinge, damit man sich beim Abrutschen nicht in die Extremität säbelt...

    Wir haben Schnittschutzhandschuhe festgelegt da mit allen getesteten Sicherheitsmesser das Ergebnis nicht befriedigend war und dann das auch nur für die eine Tätigkeit.

    Auch das wird ein Thema sein... Problem: Teilweise sind die gedruckten Bauteile sehr filigran, so dass beim Nachbearbeiten ein gutes Griffgefühl vorhanden sein muss...

    Beste Grüße aus Mainz

    E.weline

    Versicherung der Unsicherheit ist Sicherheit.

    Hanspeter Rigs (*1955), Dr. phil., deutscher Philosoph und Aphoristiker

  • Auch das wird ein Thema sein... Problem: Teilweise sind die gedruckten Bauteile sehr filigran, so dass beim Nachbearbeiten ein gutes Griffgefühl vorhanden sein muss...

    Dann probiere doch mal den Uvex phynomic air Lite B aus.

    Der ist sehr feinfühlig und hat zudem Schnittschutz Klasse B.

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  • Auch das wird ein Thema sein... Problem: Teilweise sind die gedruckten Bauteile sehr filigran, so dass beim Nachbearbeiten ein gutes Griffgefühl vorhanden sein muss...

    Das Thema hatten wir im Gaszählerbau:
    riesige tiefgezogene Bauteile (ca. DIN A3), gestanzt, und dazu kleine Schrauben (M3 maximal) für den Zähler.
    Gute Erfahrungen haben wir hier mit dem P3000 von Ansell gemacht, bei dem an drei Fingern die vorderen Kuppen fehlen.
    Die Akzeptanz war bombastisch...

    „Ich habe 26 eklatante Sicherheitsverstöße gezählt!...27!!!!!!!!“ (frei nach Melman Mankowitz, Madagascar)

  • Moin


    ich habe mit der Pathologie ( Schnellschnitt/ Makroskopische Probenbearbeitung aus OP) viele Schnittschutzhandschuhe getestet.
    Wir haben was brauchbares gefunden. Was sogar unterdem Nitrilhandschuhh getragen werden kann.

    Also ja Filigranes arbeiten möglich bei mittlerer Schnittschutzstufe.

    Grüßle
    de Uil

    „Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwende ich das generische Femininum. Diese Formulierungen umfassen gleichermaßen alle Personen; alle sind damit selbstverständlich gleichberechtigt angesprochen und mitgemeint.“

    Omnia rerum principia parva sunt. [Der Ursprung aller Dinge ist klein.] (Cicero)

    Einmal editiert, zuletzt von de Uil (2. Februar 2023 um 08:34)

  • @eweline ein Gedanke wäre auch das Risko komplett zu elimieren. Bei uns werden Stützstrukturen mit wasserlöslichem Filament gedruckt -> nach dem Druck kommt das Teil in warmes wasserbad und die Stützstrukturen lösen sich auf.

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  • @eweline ein Gedanke wäre auch das Risko komplett zu elimieren. Bei uns werden Stützstrukturen mit wasserlöslichem Filament gedruckt -> nach dem Druck kommt das Teil in warmes wasserbad und die Stützstrukturen lösen sich auf.

    Danke für den Hinweis... daran habe ich bisher nicht gedacht... die Techniker wohl auch nicht. Bisher wurde mir auch noch nicht mitgeteilt, das es auch wasserlösliches Filament gibt, die benutzen alle andere Filamente...

    Beste Grüße aus Mainz

    E.weline

    Versicherung der Unsicherheit ist Sicherheit.

    Hanspeter Rigs (*1955), Dr. phil., deutscher Philosoph und Aphoristiker

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass es da ein Sicherheitsmesser gibt, das wirklich gut für diesen Anwendungszweck geeignet ist. Zum Abtrennen von Stützstrukturen ist ein schmaler Seitenschneider recht gut geeignet (Beispiel). Muss man mechanisch wuchten, gehen auch Flach- und Spitzzangen. Zum Entgraten würde ich Schlüsselfeilen empfehlen. Man kann auch aus dem Kosmetikbereich die Glasfeilen verwenden. Ziehklingen könnten auch gehen (habe ich noch nicht ausprobiert). Für feine Ecken usw. dann Messer mit starren Klingen, die wie Skalpelle aussehen (Beispiel). Dabei immer weg vom Körper arbeiten.

    Je nach Filament kannst Du mit einer Ziehklinge ganz tolle, große und ungleichmäßige Radien reinschneiden, die in keiner Zeichnung vermerkt sind.

    Den Hinweis von CarstenQ finde ich sehr interessant.

    (Vor allem für Aussenanwendungen...:Lach:)

    Aber jetzt ernsthaft: Wasserlösliches Filament war mir bis dato auch nicht bekannt. Vielen Dank für den Input!

    Liebe Grüße
    Micha


    Glück auf! *S&E*


    Nur Scheiße "passiert". - Unfälle werden verursacht!

  • Manchmal stecken wir doch in einem Rahmen für Überlegungen fest, danke für den Hinweis zum Wasserlöslichen Filament. Er hat wieder die Möglichkeiten erweitert.

    Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst - Albrecht Müller