Neue Stühle "gut gemeint"

ANZEIGE
Werbung auf Sifaboard
  • Tach zusammen.

    Dieses Thema passt wahrscheinlich sowohl in Ergonomie, als auch in psychische Belastungen.


    In unserer Personalabteilung bemüht sich eine Kollegin um neue Stühle für eine Reihe von Kollegen. Sie hat einen Rundgang unternommen und defekte, alte, wackelige und unergonomisch wirkende Stühle auf eine Liste für einen Austausch gesetzt.


    Einerseits sind wirklich objektiv kaputte Stühle aufgefallen, die aus dem Verkehr gezogen werden müssen. Andererseits gibt es alte gammelige Modelle, die aber grundsätzlich noch in Ordnung und auch nach 20 Jahren noch stabil sind.


    Jetzt mache ich mir einige Gedanken.

    Warum haben die Kollegen ihre kaputten Stühle nicht gemeldet? Warum sagt der betroffene Abteilungsleiter auf Anfrage: "Ich brauche hier keine neuen Stühle." Viele der angesprochenen Kollegen sagen das auch, winken mit einem "Nein Danke" ab.


    Klar, es gibt viel Resignation. "Es ändert sich eh nix"; "Die Kollegin wird genauso scheitern, wie alle vor ihr auch." usw.


    Ich bin gespannt, was daraus wird. Kaputte und möglicherweise gefährliche Stühle müssen sofort getauscht werden. Wenn der GF bei den Leuten nachfragt und sich keiner traut, um einen neuen Stuhl zu bitten, sagt GF anschließend wieder: "Was wollen Sie? Ist doch alles bestens."


    Ich würde jedem, der seinen Stuhl liebt und dessen Stuhl auch in Ordnung ist, keinen neuen Stuhl aufdrängen. Niemand kann zu seinem Glück gezwungen werden.


    Ich habe der Kollegin empfohlen, dass einige Modelle zum Probesitzen angefordert werden. Ähnlich wie bei PSA geht es natürlich nur mit den Kollegen gemeinsam.


    Wie würdet ihr das moderieren?


    P.S.: Eine regelmäßige Prüfung der Stühle gehört zu den vielen bei uns vor meiner Zeit nie geregelten und nie durchgeführten Prüfungen von Arbeitsmitteln. Das ändert sich jetzt...

    Arbeitsschutz ist wie Staubwischen.

  • ANZEIGE
  • Wir haben einen Stuhllieferanten gleich um die Ecke bei uns. Der kommt 2 mal im Jahr vorbei und überprüft jeden Stuhl und weist ggf. die Leute darauf ein. Das funktioniert auch sehr gut und die Mitarbeiter sind sehr zufrieden. Es besteht natürlich auch die Möglichkeit eine Sitz-Steh-Hilfe zu erhalten.

  • Ich würde jedem, der seinen Stuhl liebt und dessen Stuhl auch in Ordnung ist, keinen neuen Stuhl aufdrängen. Niemand kann zu seinem Glück gezwungen werden.

    Vielleicht über den Punkt "Rücken" gute Stühle federn z. B. leicht nach , wenn man sich hinsetzt.

    (ohne diese Effekt gibt es immer ein miniminimale Stauchung der Wirbelsäule, wenn man sich schwungvoll hinsetzt).

    Ich weiss nicht wie fit Du bist im ergonomischen Optmieren von Bürostühlen, da kann man die Leute auch mal bitte einen Teststuhl der optimal eingestellt ist ein Wochen lang zu testen (Anfangs anstrengender, aber bei einigen ist dasnn "Rücken" besser).

    Evtl könnte auch mal eien Frauenbürostuhl zum Testen zur Verfügung gestellt werden.

    Unisex ist meist für Männeranatomie, frau werden nur anhand dieser Anatomie kleingerechte, was nicht der Realität entspricht.

    Bei nur Mannsvolk ist das dann eher keine Option :P

    Grüßle
    de Uil


    „Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwende ich das generische Femininum. Diese Formulierungen umfassen gleichermaßen alle Personen; alle sind damit selbstverständlich gleichberechtigt angesprochen und mitgemeint.“


    Omnia rerum principia parva sunt. [Der Ursprung aller Dinge ist klein.] (Cicero)

  • Vielleicht über den Punkt "Rücken"

    Das könnte als Ansprache geeignet sein. Schon möglich, dass die Kollegen über ihre Beschwerden nicht von sich aus reden. Manchmal wundere ich mich auch, wie sehr jemand ptötzlich wach wird, weil ich schon lange schlummernde Ideen anspreche.

    Arbeitsschutz ist wie Staubwischen.

  • Wenn der GF bei den Leuten nachfragt und sich keiner traut, um einen neuen Stuhl zu bitten, sagt GF anschließend wieder: "Was wollen Sie? Ist doch alles bestens."

    Naja, ganz so einfach ist es nicht. Weisungs- bzw. Direktionsrecht erfolgt top down. Ihr kennt das alle: "der Arbeitgeber hat alle Gefahren zu ermitteln etc.. unter Beachtung des Stand der Technik geeignete Maßnahmen usw. . Sitzhaltung, Rücken Schaden ergonomie sind da die Schlagworte die enthalten sein sollten.

    Wenn also die Notwendigkeit neuer Stühle vorhanden ist, hat der GF keine Wahl außer den Austausch durchzuführen. Fällt unter Prävention im Arbeitsschutz und genau so muss das übermittelt werden.


    Dabei sollte diese Ansage von ihm kommen. Würde bekräftigten das er hinter Arbeitsschutz steht und sich dafür einsetzt. Kann positiv in der Belegschaft rüberkommen. Dann wäre natürlich die Einbindung und eine Auswahl Sitzproben schön, würde die Mitarbeiter einbeziehen.


    Ich würde jedem, der seinen Stuhl liebt und dessen Stuhl auch in Ordnung ist, keinen neuen Stuhl aufdrängen. Niemand kann zu seinem Glück gezwungen werden.

    Und nein, wenn jemand seinen alten Stuhl abgeben muss ist das ein Fakt. Auch das steht im Arbeitsschutzgesetz unter §15 Pflichten der Mitarbeiter. Da gibt es kein "Wünsch dir was".


    Anfangs würde ich noch verpacken das wie in §16 aufgeführt, bereits vorhandene Defekte ja schon gemeldet sein sollten. Allerdings nur so, das es als Hinweis und nicht als Anschuldigung aufgenommen wird.


    Stühle die dem Stand der Technik entsprechen und keinen Defekt aufweisen braucht man ja nicht austauschen.


    Allgemein wird das Thema als überfrachtet betrachtet weil die wenigsten, mit Stühlen verbundene Gefahren auf dem Schirm haben.

    Keine Demonstration verändert die Welt.

    Es ist die unpopuläre und stille Eigenverantwortung im Handeln jedes Einzelnen, die eine Wandlung in Bewegung setzt.:evil::saint:

  • ANZEIGE
  • Manchmal muss man auch über die Gewichtszulassung von solchen Stühlen sprechen, da die 120kg schon mal zu knapp ausfallen können.

    Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst - Albrecht Müller

  • Grundsätzlich hast Du völlig recht, PeKe, aber:

    Dabei sollte diese Ansage von ihm kommen. Würde bekräftigten das er hinter Arbeitsschutz steht und sich dafür einsetzt. Kann positiv in der Belegschaft rüberkommen.

    Diese Ansage wird NIE vom GF kommen. Wie ebenfalls beschrieben kommt auch nichts von der zuständigen FK. Kaputte Stühle tauschen wir natürlich. Der GF wird aber dagegen arbeiten ("Nehmen Sie doch einen der alten Stühle aus dem Sperrlager. Die sind noch gut. Die Armlehne können wir kleben." ...).


    Ich würde die Kollegin bei der Verbesserung der Zustände auch über grundlegende Pflichten hinaus helfen, bevor sie sich totläuft und die nächste ist, die resigniert.

    Arbeitsschutz ist wie Staubwischen.

  • Manchmal muss man auch über die Gewichtszulassung von solchen Stühlen sprechen, da die 120kg schon mal zu knapp ausfallen können.

    Ja, richtig, Ein Kollege mit geschätzt 130kg sitzt auf einem viel zu schwachen Stuhl. Hier muss ich schriftlich bei FK/GF intervenieren, da sonst nichts geschieht. Auch der Kollege sagt, er sei zufrieden. Es ist zum ... :22:

    Arbeitsschutz ist wie Staubwischen.

  • Dann wäre natürlich die Einbindung und eine Auswahl Sitzproben schön, würde die Mitarbeiter einbeziehen.

    So sind wir das angegangen:

    Ausgangslage: zig unterschiedliche Stühle - defekte mit ausgerissener Sitzfläche bis hin zum "Schreibtischstuhl aus dem Kinderzimmer"


    Einen Teil haben wir mit Hygiene angepackt, einen Teil mit Defekten und einen Teil mit "Für die Tätigkeit nicht geeignet"


    Dann Sitzprobe mit 6 Modellen (für jeden Bedarf 2 zur Auswahl)...


    Fertig...

    Beste Grüße aus Mainz


    E.weline



    Versicherung der Unsicherheit ist Sicherheit.

    Hanspeter Rigs (*1955), Dr. phil., deutscher Philosoph und Aphoristiker


  • ANZEIGE
  • Natürlich wurden dann die Modelle fixiert und es dürfen nur noch diese beschafft werden...

    Beste Grüße aus Mainz


    E.weline



    Versicherung der Unsicherheit ist Sicherheit.

    Hanspeter Rigs (*1955), Dr. phil., deutscher Philosoph und Aphoristiker


  • Tja Kinder. ;)


    Ich hatte hier mal nachgefragt, um Ideen zu bekommen, wie man eine Auseinandersetzung um etwas, was keiner so recht für notwendig hält (ungeachtet aller Vorschriften und sonstiger Gebote) moderieren und beruhigen kann. Solche Debatten macht sicher jeder von uns mal durch.


    Der Vollständigkeit halber die Auflösung:

    Der GF hat für alle Stühle, die die Kollegin bei ihrem Rundgang moniert hat, ohne Debatte den Ersatz genehmigt. Alle strahlen und die Kollegin ist stolz auf ihr erstes Personalprojekt. Sie scheint auch für die Zukunft freie Hand zu haben.

    Ich habe zu den technischen Daten und ergonomischen Erfordernissen meinen Senf dazu gegeben, war also mal ganz der Berater, der ich auch sein soll. Für unser Haus ist das eine kleine Sensation.

    Arbeitsschutz ist wie Staubwischen.

  • Ich habe zu den technischen Daten und ergonomischen Erfordernissen meinen Senf dazu gegeben, war also mal ganz der Berater, der ich auch sein soll.

    Bei Neubeschaffungen gibt es bei uns ein Jour Fixe wo die Arbeitssicherheit ihre Meinung und Empfehlung kund tun darf. Ohne unsere Beratung gibt es keine Neubeschaffung.

    Bei unseren Neubauplanungen besteht inzwischen unser Projektmanager darauf, dass die Arbeitssicherheit dabei ist. Wenn wir andere Termine haben, sagt er zukünftig alle tangierten Besprechungen ab. Er hat begriffen, dass unsere Beratungsleistung bei der Umsetzung einiges an Ärger einsparen kann.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • (...) Andererseits gibt es alte gammelige Modelle, die aber grundsätzlich noch in Ordnung und auch nach 20 Jahren noch stabil sind. (...)

    Nach 20 Jahren ist ein Bürostuhl definitiv kaputt. Die Mechanik mag noch funktionieren, die Räder sicherlich auch, aber die Kunststoffe/Polsterungen sind nur noch tote Materie. :44:



    So 8 - 13 Jahren sollen wohl für Bürostühle avisiert sein, es kommt natürlich auf die Nutzung an. Evtl. gibt es Herstellerangaben. Der Bürostuhl, den mein Vater hatte, und mit nach Hause nehmen durfte, war da bereits kaputt. Die Sitzfläche war aus Holz und darauf war ein Schaumstoff. Dieser Schaumstoff existierte nur noch in Spuren.


    Der Stuhl ist übrigens immer noch im Einsatz: ohne Lehne als Werkstattstuhl im Keller. Es könnte sein, dass dieser Stuhl die Markteinführung des Flügeltürer SLK miterlebt hat :91:

    Soweit sollte man es nicht kommen lassen. Er ist übrigens stabil wie am ersten Tag (Fuß aus solidem Aluguss).

  • ANZEIGE