Hilfe bei Zielsetzung LEK2 - Rückschauende Unfallanalyse

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  • Hallo SiFa Kollegen,

    ich stehe momentan etwas auf dem Schlauch. Ich schreibe grade meinen Praktikumsbericht zum Thema " Rückschauende Gefährdungsbeurteilung - Arbeitsunfall Zuwegung an einer Windenergieanlage". Kurz etwas zum Inhalt:

    Es hat einen schweren Arbeitsunfall gegeben, bei dem ein Mitarbeiter beim Tragen einer 42kg Winde auf der Betontreppe mehrere Stufen runtergefallen ist. Resultat war eine gebrochende Schulter, 3 Halswirbel angebrochen und mehrere Schürfwunden.

    Den Fall habe ich jetzt (glaube ich zumindest) Analysiert und mit einer Gefährdungsbeurteilung beurteilt. Das nächste Thema ist das Setzen von Zielen. Bei der Ausbildung hört man ja immer das die Ziele Spezifisch, Messbar und Terminiert sein müssen.

    Ich habe aber grade einen Knoten im Kopf wie ich ein oder mehrere Ziele definieren soll. Was mir halt spontan einfällt, ist das zum nächsten Zeitpunkt ein solcher Unfall nicht mehr passieren darf. Aber ist das alles? Und wie formuliere ich das vernünftig?

    Ich hoffe ihr versteht mein Problem.

    Danke schonmal

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  • Na das Ziel: "Nicht nochmal..." sollte hier nicht im Vordergrund stehen.

    Deine Zielformulierungen hängen in erster Linie von deiner Analyse, Beurteilung und Massnahmen ab.

    Ziele könnten sein:

    - Neue Winde mit Gewicht < 10 kg entwickeln

    - Rolltreppe installieren um Treppensteigen zu vermeiden

    -...

    In diesem Sinne

    Der Michael

    "You'll Clean That Up Before You Leave..." (Culture/ROU/Gangster Class)

  • Leider "dürfen" wir nach der neuen Ausbildung bei der Zielsetzung keine Maßnahmen mit integrieren.

    Das kommt erst später im Lernfeld 4. Wenn du gerade bei der LEK2 (PRA2) bist, ist das noch im Lernfeld 3.

    Uns wurde systematische Zielsetzung vermittelt.

    In etwa: "Die Gefährdung durch Abstürzen (S) muss bis zum TT.MM.JJJJ (T) vom Gefahrenbereich in den Akzeptanzbereich reduziert werden (M)"

    Je nachdem welches Verfahren du zur Messung deiner Gefährdung gewählt hast. in meinem Beispiel wäre das die Risikomatrix nach Nohl.

    "Die Ungeduld verlangt das Unmögliche,
    nämlich die Erreichung des Ziels ohne die Mittel."

    – Georg Wilhelm Friedrich Hegel

  • Ich würde hierbei die LMM anwenden, geht ja schließlich um Heben und Tragen. Hier bekommst dann ein Ergebnis und das Ziel ist es dieses zu verbessern. Wäre jetzt interessant zu wissen, was du alles analysiert und wie du das bewertet hast.

    Grüße,

    Andreas

    „Märchen erzählen Kindern nicht, dass Drachen existieren. Denn das wissen Kinder schon. Märchen erzählen den Kindern, dass Drachen getötet werden können." (G.K. Chesterton)

  • Guten morgen,

    erstmal danke für die Infos. Also ich mache noch die "alte" Ausbildung.

    Und in meiner Gefährdungsbeurteilung sind mehrere Tätigkeiten (der Gesamtaufgabe der Mitarbeiter) im Besorgnisbereich (Gelb) und Gefahrenbereich (Rot) eingestuft worden.Weil ich aber nur max. 20 Seiten zur Verfügung habe, wollte ich in diesem Praktikum "nur" die Tätigkeit weiter behandeln, bei der es zum Unfall gekommen ist. Das wäre halt in diesem Fall das reine Tragen der Winde.

    Alle zu behandeln würde dn Rahmen sprengen.

    Ich würde hierbei die LMM anwenden, geht ja schließlich um Heben und Tragen. Hier bekommst dann ein Ergebnis und das Ziel ist es dieses zu verbessern. Wäre jetzt interessant zu wissen, was du alles analysiert und wie du das bewertet hast.

    Ja das habe ich auch getan. Da kommt bei einem Gewicht von 42kg eh raus, das die Belastung zu hoch ist, und Handlungsbedarf besteht.

    An die Leichtere Winde habe ich auch gedacht. Habe ich jetzt auch mal so aufgenommen. Wird niemals klappen, aber darum geht es ja hier nicht.

    An das Thema Rolltreppe hatte ich noch nicht gedacht. Gute Idee.

    Danke vielmals für eure Hilfe.

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  • Neben der leichteren Winde, könnte man diese ja auch fahren, statt zu tragen. Eine weitere Alternative wäre, statt alleine zu tragen dies zu zweit durchzuführen. Da könnte man schön mit diversen LMM aufzeigen in welchen Bereich man kommt.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • "Rückschauende Unfallanalyse" legt nahe, dass es bereits Aussagen zum Unfall gibt. Die betroffene Person und eventuell Unfallzeugen / Ersthelfer kennen Informationen. Was steht in der Unfallanzeige?

    Vorrangig sollte das Unfallgeschehen und eventuell vorliegender Unfallbericht herangezogen werden. Wichtig wäre auch für die Entwicklung von Zielen die Fragen zu berücksichtigen...

    - Wie sind die Bedingungen vor Ort? (Anpassung der Arbeitsbedingungen vor Ort auf ein akzeptables Niveau bis T: AAA)

    - Können Trage- und Transporthilfen eingesetzt werden, auf deren Verwendung die Zielsetzung ausgerichtet ist (Ohne Maßnahmen: Reduzierung der Belastung durch manuell geführten Last basierend auf der LMM bis T: XXX)?

    - Kann der Transportweg anders gewählt werden (Umgehung / Vermeidung der Treppe; für die Zielformulierung ohne Maßnahmen... "Reduzierung der Gefährdungen durch SRS [= Sturz- Rutsch- Stolperereignisse]"auf ein akzeptables Maß bis T: YYY)

    - Gibt es Informationen vom Hersteller der Winde zu Transportmöglichkeiten (Kommunikation mit dem Hersteller auf akzeptables Niveau heben bis T: ZZZ)

    Was ich mich auch selbst fragen würde... Wer trägt freiwillig so eine schwere Winde??? (Aber das nur so am Rande) Ist halt ein Szenario in einer LEK.

    Ich hoffe, meine Gedanken dazu liefern ein paar Ansatzmöglichkeiten.

    FG

    Christopher

  • Hi Christopher,

    danke für Hilfe. Ich denke ich weiß jetzt wie ich die Ziele formulieren und setzten kann.

    Gruss

    Björn

  • Leider "dürfen" wir nach der neuen Ausbildung bei der Zielsetzung keine Maßnahmen mit integrieren.

    Das kommt erst später im Lernfeld 4. Wenn du gerade bei der LEK2 (PRA2) bist, ist das noch im Lernfeld 3.

    Uns wurde systematische Zielsetzung vermittelt.

    In etwa: "Die Gefährdung durch Abstürzen (S) muss bis zum TT.MM.JJJJ (T) vom Gefahrenbereich in den Akzeptanzbereich reduziert werden (M)"

    Je nachdem welches Verfahren du zur Messung deiner Gefährdung gewählt hast. in meinem Beispiel wäre das die Risikomatrix nach Nohl.

    Das darf man in der alten Ausbildung auch nicht.

    Die Formulierung "Die Gefährdung durch Abstürzen (S) muss bis zum TT.MM.JJJJ (T) vom Gefahrenbereich in den Akzeptanzbereich reduziert werden (M)" halte ich für ungünstig, weil niemand etwas mit "Akzeptanzbereich" anfangen kann.

    Einmal editiert, zuletzt von Regelwerk (10. Februar 2023 um 07:50)

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  • Hallo in die Runde

    Die Ziele dienen dazu, einen Soll-Zustand zu definieren. Den IST-Zustand ermittelt man (hier: retrospektiv).

    Wenn der Soll-Zustand klar ist, kann man sich (gemeinsam mit anderen) auf die Suche nach geeigneten Maßnahmen machen.

    Ohne den Unfall genau zu kennen, würde ich sagen:

    Gefahrbringende Bedingung: Materialtransport über Treppe als Verkehrsweg

    Begünstigende Bedingung: schwer zu sagen (kenn den Unfall nicht)

    Soll-Zustand:

    1. Niemand fällt Treppe hinunter

    2. Niemand trägt so schwere Lasten

    Ziele:

    1. Bis xx.yy.zzzz ist eine sicheres Erreichen des Arbeitsplatzes gewährleistet.

    2. Ab sofort wird verhindert, dass MA Lasten über xkg manuell handhaben/heben.

    Daraus könnte man als Maßnahmen ableiten:

    Ziel 1

    1. Aufzug einbauen (T)

    2. Arbeiten möglichst unten erledigen (O) =Y was natürlich nur selten geht

    2. Handlauf benutzen (P)

    Ziel 2

    1. Aufzug einbauen (T)

    2. Kran einbauen (T)

    3. Kran außen aufstellen (T)

    4. Kran innen einbauen (T)

    5. Seilwinde verwenden (T)

    6. angetriebene Sackkarre (T) => wird hier vermutlich von der Treppe her nicht funktionieren.

    7. Lastenhandhabung nur zu zweit (P) => fällt hier flach, weil konkurrierend zu Ziel 1

    PS: Hier ist ein schwerster, fast tödlicher Unfall passiert, weil in einer technischen Anlage, die mehrere Millionen € kostet, wie im Mittelalter gearbeitet wurde. Die vorgeschlagenen technischen Lösungen kosten natürlich Geld. Aber was ist das in Relation a) zum Gesamtpreis der Anlage, und b) in Relation zur Gefährdung? Nix!

    Zu beachten ist hier auch, die Gesamtexposition. Die Wartungsteams warten ja nicht nur eine WEA, sondern sind diesen Gefährdungen täglich immer wieder ausgesetzt.

  • Das darf man in der alten Ausbildung auch nicht.

    Die Formulierung "Die Gefährdung durch Abstürzen (S) muss bis zum TT.MM.JJJJ (T) vom Gefahrenbereich in den Akzeptanzbereich reduziert werden (M)" halte ich für ungünstig, weil niemand etwas mit "Akzeptanzbereich" anfangen kann.

    Sehe ich mittlweile auch so..

    Ich versuche es noch einmal besser mit einem anderen Beispiel:

    "Die teilweise Fehlbeanspruchung durch schwere dynamische Arbeit (spezifisch) soll bis zum XX (terminiert) auf den Wert von XX nach LMM-XX gesenkt werden (messbar) – oder sogar langfristig noch weiter reduziert werden."

    "Die Ungeduld verlangt das Unmögliche,
    nämlich die Erreichung des Ziels ohne die Mittel."

    – Georg Wilhelm Friedrich Hegel