Warum studieren, wenn es das Beamtentum gibt?

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  • Guten Morgen zusammen,


    bei mir kocht gerade der Unmut über die monetäre Wertschätzung meiner Arbeit hoch.

    Neben dem neuen regionalen Ergänzungszuschlag / Familienzuschlag haben "unsere" Beamten jetzt zusätzlich wieder einen Antrag auf Amtsangemessene Alimentation gestellt, weil die gewährte Besoldung im Jahr 2022 nicht ausreichend ist.


    Ich bin jetzt 4,5 Jahre im öffentlichen Dienst und bin freiwillig von der Ausbeutung bei einem Ingenieurbüro in die Tarifsklaverei gewechselt ^^. Den öffentlichen Dienst muss man erstmal kennen und verstehen lernen, danach kommen aber immer mehr Fragen auf bzw. Unverständnis.


    Durch die gesamten Zuschläge hat ein Beamter mit A9, in der gleichen familiären Situation und trotz der privaten Krankenversicherung, im Monat mehr Geld raus als ich mit meiner EG12.


    Ich möchte keinem Beamten zu Nahe treten. Wenn aber eine einfache Sachbearbeitung besser bezahlt wird als ein Ingenieursstudium, kann ich absolut verstehen, warum der öffentliche Dienst es schwer hat Fachkräfte zu bekommen bzw. zu halten.


    Achtung: Dieser Beitrag kann Spuren von Sarkasmus enthalten!

    Gruß Roland

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  • Hallo Roland,


    der Markt gibt es doch her, wechsel doch einfach. Es gibt genug Firmen die händeringend suchen und auch sehr fair bezahlen, wenn der öffentliche Dienst nicht angemessen bezahlt ist das ja nun nicht dein Problem.


    Viele Grüße

    Michael

    "Das Verhüten von Unfällen darf nicht als eine Vorschrift des Gesetzes aufgefasst werden sondern als ein Gebot menschlicher Verpflichtung und wirtschaftlicher Vernunft."


    Werner v. Siemens, Berlin 1880

  • Guten Morgen Roland,


    danke du sprichst mir aus der Seele, ich bin vor gut 2 Jahren gewechselt. Generell stimmen die Verhältnisse nicht, auch ist es so dass bei verschiedenen Referaten schon (nicht abwertend) kleine Sachbearbeiter mit der Angestelltenprüfung I in der gleichen Stufe sind wie ich. Ich habe ein Studium hinter mir nach meiner Ausbildung das wird allerdings schon lange nicht mehr gewürdigt.

    Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann.

    Francis Picabia 1879-1953


    Viele Grüße Mario

  • warum der öffentliche Dienst es schwer hat Fachkräfte zu bekommen bzw. zu halten.

    Problem ist ja, dass der ÖD aus den zwei Bereichen: Beamte und Angestellte besteht. Bei den Angestellten ist das Tarifsystem gegenüber der Industrie deutlich schlechter.

    Es gibt genug Firmen die händeringend suchen

    Nur ob die jemanden haben wollen, der vom ÖD "geprägt" ist?

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Nur ob die jemanden haben wollen, der vom ÖD "geprägt" ist?

    Hört sich doch nach Berufserfahrung an, einfach eine Bewerbungen los schicken, sowas dauert heute doch nur noch 5 Minuten. Man brauch ja nicht mal mehr ein Anschreiben, einfach Lebenslauf schicken und fertig.

    "Das Verhüten von Unfällen darf nicht als eine Vorschrift des Gesetzes aufgefasst werden sondern als ein Gebot menschlicher Verpflichtung und wirtschaftlicher Vernunft."


    Werner v. Siemens, Berlin 1880

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  • ......

    Nur ob die jemanden haben wollen, der vom ÖD "geprägt" ist?

    Ich hab meine Ausbildung im ÖD gemacht und danach 12 Jahre dort gearbeitet. Das war gar kein Problem mit dem Wechsel.

    "Es gibt keine Trottel - nur Menschen, die wenig Glück beim Denken haben"

    ©sinngemäß nach Bruno Jonas, Kabarettist, Oktober 2016

  • Hallo Michael,

    mir ist bewusst, dass ich es (zum Teil) selbst in der Hand habe. Aktuell überwiegen aber noch die Vorteile der jetzigen Anstellung (Vereinbarkeit von Familie und Beruf), auch wenn die Wirtschaft hier seit Corona aufgeholt hat.

    Gruß Roland

  • *IroAN* Man fragt sich aber auch oft, warum ein Studium besser bezahlt wird, wenn der Techniker dem Ingenieur die Praxis ständig erklären muss. *IroAus*

    Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst - Albrecht Müller

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  • Durch die gesamten Zuschläge hat ein Beamter mit A9, in der gleichen familiären Situation und trotz der privaten Krankenversicherung, im Monat mehr Geld raus als ich mit meiner EG12.

    Moin,


    wie funktioniert das denn? Was gibt es denn in NRW für exorbitante Zulagen? :/ Also in Hessen komme ich mit einer A9 nicht in die Nähe einer EG12 (darf dafür aber wöchentlich 2,5 Stunden länger arbeiten).


    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • RKKV schon mal über eine Verbeamtung nachgedacht?

    Ist bei meinem jetzigen Arbeitgeber ausgeschlossen. In der Funktion an sich vermutlich auch bei allen anderen Arbeitgebern.

    Moin,


    wie funktioniert das denn? Was gibt es denn in NRW für exorbitante Zulagen? :/ Also in Hessen komme ich mit einer A9 nicht in die Nähe einer EG12 (darf dafür aber wöchentlich 2,5 Stunden länger arbeiten).


    Gruß Frank

    A9 - Stufe 5 - LSK III - verheiratet, 2 Kinder = 3.350 € netto + neuer Ergänzungs-/Familienzuschlag

    EG 12 - Stufe 4 - LSK III - verheiratet, 2 Kinder = 3.450 € netto

    Gruß Roland

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  • Moin Roland,


    ist Dein Beamter nicht krankenversichert? ;)


    Gruß Frank

    Hallo Frank,


    mein Beamter (Kollege), der als Vergleich herhält, ist natürlich privat krankenversichert aber auch nur er. Seine Kinder, sind über die Frau gesetzlich versichert. Der ausstehende Ergänzungs-/Familienzuschlag wird aber seine monatlichen Kosten für die Private locker ausgleichen.

    Gruß Roland

  • Hallo Frank,


    mein Beamter (Kollege), der als Vergleich herhält, ist natürlich privat krankenversichert ...

    Das dürfte ja dann noch von seinem genannten Netto abgehen und schon sieht die Rechnung ein wenig anders aus.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Eigentlich ist der Unterschied nur die nicht gezahlte Renten- und Arbeitslosenversicherung. Dafür haben Beamte im Vergleich zu ähnlichen Positionen in der "freien Wirtschaft" - natürlich stark branchenabhängig - deutlich weniger Brutto.

    Die Altersversorgung von Beamten ist dafür deutlich komfortabler.


    Die Brutto- Eingangsbesoldung (ohne Zulagen) für jemanden mit FH-Abschluss liegt bei unter 3.500 - da lachen Ingenieure in der Wirtschaft drüber.


    Gymnasiallehrer in Hessen fangen mit 4.200 (ohne Zulagen) an


    Ein Produktionsarbeiter bei VW liegt bei 5.000 (ohne Prämie und geldwerte Vorteile)


    das machen die rund 13% gesparte Renten- und Arbeitslosenversicherung auch nicht wett...

  • Dafür gibts dann aber im ÖD auch keine kurzarbeit. Monatelange Freistellungen bei 100% Gehalt. Für unsere Beamten Bis zu 17 Jahre Freistellung (allerdings ohne Besoldung) wenn man auf sein Kind aufpassen muss oder will etc. Alles hat sein für und wieder.

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  • Das dürfte ja dann noch von seinem genannten Netto abgehen und schon sieht die Rechnung ein wenig anders aus.

    Wie gesagt, der demnächst überarbeitete Ergänzungs-/Familienzuschlag wird aber seine monatlichen Kosten für die Private locker ausgleichen.
    Dann hat die A9 (mit den Zuschlägen) ein annähernd identisches Nettogehalt und die private Krankenversicherung ist sogar schon bezahlt.

    Eigentlich ist der Unterschied nur die nicht gezahlte Renten- und Arbeitslosenversicherung.

    Bei Singles mag das sein, in meinem Vergleichsfall mit Ehe-, Kinder- und Ergänzungs-/Familienzuschlag sind das aber schnell 800 € pro Monat oben drauf.


    Bei einem dritten Kind geht die Rechnung noch weiter auseinander, für dieses bekommen Beamte neuerdings über 800 € statt 400 € Zuschlag Pro Monat.


    Es soll sich hier bitte kein Beamter auf die Füße getreten fühlen.

    Hätte der ÖD zum Ende meine Schulzeit mehr Werbung gemacht oder hätte die ganzen Vorteile mal hervorgehoben, hätte ich es vermutlich auch in Erwägung gezogen. Das erklärt aber auch die ganzen Beamtenfamilien bei uns.


    Zusammenfassend, damit das hier nicht weiter ausufert:

    - Ich finde meine Arbeit im Vergleich zur Arbeit anderer Beamten bei uns monetär nicht fair bezahlt. Wenn der ÖD Zuschläge zahlt, dann doch bitte für alle Bediensteten/Beschäftigten.

    - Die nicht monetären Faktoren (Nähe zum Arbeitsplatz, völlig freie Planbarkeit meiner Arbeitszeiten inkl. Homeoffice und die Sicherheit des Arbeitsplatzes überwiegen aktuell hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In zwei/drei Jahren bewerte ich die Situation für mich neu. Bis dahin mit dem faden Beigeschmack das Leistung im ÖD zu wenig honoriert wird.

    Gruß Roland

  • der Markt gibt es doch her, wechsel doch einfach. Es gibt genug Firmen die händeringend suchen und auch sehr fair bezahlen, wenn der öffentliche Dienst nicht angemessen bezahlt ist das ja nun nicht dein Problem.

    die gibt es bestimmt. Ich suche gerade im Großraum München, Rosenheim, Traunstein, Bad Reichenhall etwas Neues. Das mit der fairen Bezahlung sehe ich allerdings nicht.

    Teilweise werden Gehälter < € 50 T / a geboten. Das betrachte ich nicht als fair.


    Wer sich im ÖD bewirbt sollte dieses eigentlich wissen. Ich habe damals, als ich vor 12,5 Jahren gewechselt habe, auch auf Geld verzichtet. Dafür habe ich jetzt viel mehr Freiheiten, Freizeiten und ein entspannteres Arbeiten. Ich habe keine Kunden mehr, die für Ihre Leistungen bezahlen müssen.


    Und soweit mir bekannt, werden bei uns Sacharbeiter mit A 9 nur noch mit einem Studium eingestellt.

    Das kann aber Guudsje viel besser erklären.

    Man(n) ist erst dann ein Superheld, wenn man sich selbst für Super hält!
    (unbekannt)
                                                                                                                                                              
    „Freiheit ist nicht, das zu tun, was Du liebst, sondern, das zu lieben, was Du tust.“
    (Leo Tolstoi)

    *S&E* Glück auf


    Gruß Mick

  • Wenn der ÖD Zuschläge zahlt, dann doch bitte für alle Bediensteten/Beschäftigten.

    Die gab es ja mal, zu Zeiten des BAT und wurden mit dem TVÖD dann abgeschafft. Somit Sache der Verhandlung unter den Tarifvertragsparteien.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.