Probleme mit der „Prüfliste Psych. Belastung“

ANZEIGE
ANZEIGE
  • Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    ich nutze ziemlich gerne die „Prüfliste Psychische Belastung“ der Unfallversicherung Bund & Bahn, um mit den Führungskräften unseres Unternehmens die psych. Belastungen zu ermitteln. Dennoch stoße ich mit meinen Ideen für potenzielle Schutzmaßnahmen immer wieder an meine Grenzen. Beispiel: Mehr als 80 Prozent der Beschäftigten haben in einem Arbeitsbereich angekreuzt, dass ihre Tätigkeit nicht abwechslungsreich ist. Das kann ich als Außenstehender gut nachvollziehen, da ihre Aufgabe darin besteht, acht Stunden lang Flaschen in Kartonagen zu packen – klassische Fließbandarbeit. Wie auch immer: Der Grenzwert von 50 Prozent ist überschritten, was die Führungskraft nun in die Lage versetzt, Schutzmaßnahmen ergreifen zu müssen. Aber was soll sie tun?

    Substituiert sie das Fließband, ist das nicht weniger als existenzgefährdend für das Unternehmen. Automatisiert sie den Verpackungsprozess, fallen gut 110 Arbeitsplätze weg (...löst zwar das Problem des fehlenden Abwechslungsreichtums, aber kann ja trotzdem kein ernsthaftes Ziel sein). Für die Verwendung in anderen Bereichen des Unternehmens sind fachspezifische Berufsausbildungen notwendig, die sich nicht „mal eben“ berufsbegleitend nachholen lassen...

    Hat jemand eine Idee, was ich der Führungskraft raten soll?

  • ANZEIGE
  • Servus yalo,

    in einem solchen Fall sieht man wieder, das man "Vorlagen" an das eigene Unternehmen anpassen muss. Wenn ich klassische Fließbandarbeit habe, dann kann ich mir die Frage von abwechslungsreicher Arbeit natürlich sparen.

    Ich würde der Führungskraft raten, eine Anpassung der Fragen vorzunehmen und diese abteilungsspezifisch zu gestalten.

    Grüße,

    Andreas

    „Märchen erzählen Kindern nicht, dass Drachen existieren. Denn das wissen Kinder schon. Märchen erzählen den Kindern, dass Drachen getötet werden können." (G.K. Chesterton)

  • Mehr als 80 Prozent der Beschäftigten haben in einem Arbeitsbereich angekreuzt, dass ihre Tätigkeit nicht abwechslungsreich ist.

    Führt dies zwangsläufig zu negativen Beanspruchungsfolgen?

    Wenn ich klassische Fließbandarbeit habe, dann kann ich mir die Frage von abwechslungsreicher Arbeit natürlich sparen.

    Nein, auch da ist die Frage berechtigt. Allerdings muss man sich dann eben auch obige Frage stellen.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Servus yalo,

    in einem solchen Fall sieht man wieder, das man "Vorlagen" an das eigene Unternehmen anpassen muss. Wenn ich klassische Fließbandarbeit habe, dann kann ich mir die Frage von abwechslungsreicher Arbeit natürlich sparen.

    Ich würde der Führungskraft raten, eine Anpassung der Fragen vorzunehmen und diese abteilungsspezifisch zu gestalten.

    Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Allerdings wollen wir natürlich mit der Anwendung der immer selben Vorlage bezwecken, dass die Ergebnisse auch abteilungsübergreifend miteinander vergleichbar sind. Außerdem halte ich es für ungünstig, wenn Führungskräfte Einfluss auf die Fragen haben. Sie würden die Fragen vermutlich so wählen, dass die Auswertung möglichst gut ausfällt, damit kein weiterer Handlungsbedarf entsteht. Das wäre ja so, als wenn man sich im Abitur die Fragen selbst aussuchen könnte...

  • Die Frage ist da wohl eher, was als Maßnahme dort Abhilfe schaffen kann. Wird der Mitarbeiter jeden Arbeitstag in der Woche an dem Fließband eingesetzt, oder gibt es Wechselstationen im Verlauf?

    Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst - Albrecht Müller

  • ANZEIGE
  • Führt dies zwangsläufig zu negativen Beanspruchungsfolgen?

    Nein, auch da ist die Frage berechtigt. Allerdings muss man sich dann eben auch obige Frage stellen.

    Da muss ich Dir dann doch zustimmen, hast du natürlich recht.

    Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Allerdings wollen wir natürlich mit der Anwendung der immer selben Vorlage bezwecken, dass die Ergebnisse auch abteilungsübergreifend miteinander vergleichbar sind. Außerdem halte ich es für ungünstig, wenn Führungskräfte Einfluss auf die Fragen haben. Sie würden die Fragen vermutlich so wählen, dass die Auswertung möglichst gut ausfällt, damit kein weiterer Handlungsbedarf entsteht. Das wäre ja so, als wenn man sich im Abitur die Fragen selbst aussuchen könnte...

    Verstehe ich natürlich, das man gerne Vergleiche hätte. Ich würde der FK auch die Fragen nicht einfach selbst aussuchen lassen, sondern schon mitarbeiten und vielleicht leichte Anpassungen vornehmen, damit Vergleiche noch möglich sind, ich aber besser erkennen kann ob Belastungen vorliegen.

    Als Beispiel gibt es ja die schöne Frage in vielen Fragebögen:

    "Ist ihre Aufgabe / Tätigkeit frei von ungünstigen Arbeitsumgebungsbedingungen (z.B. Lärm, Klima, Gerüche)?"

    Hier würde ich zum Beispiel 2-3 Fragen gestalten, je nachdem welche Gefährdungen vorliegen.

    Grüße,

    Andreas

    „Märchen erzählen Kindern nicht, dass Drachen existieren. Denn das wissen Kinder schon. Märchen erzählen den Kindern, dass Drachen getötet werden können." (G.K. Chesterton)

  • Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung: es gibt da eine psychische Belastung, die wirksam werden kann.

    Maßnahme: Besprechung der Ergebnisse mit den betroffenen Mitarbeitern, ob sie ein Problem damit haben.

    Mein Erfahrungswert aus der Praxis: was ich hier mache, war mir bereits bei Arbeitsantritt klar. Da hab ich kein Problem damit. Oder "hin und wieder nervt es, aber im Großen und Ganzen passt es und ich mach den Job hier gern".

    Es gibt nun mal Tätigkeiten, bei denen psychische Belastungen vorhanden sind, die man tätigkeitsbedingt nicht wegbekommt. Also muss man sich darum kümmern, wie die Betroffenen mit dieser Belastung umgehen und ob sie diese überhaupt als Belastung wahrnehmen (auch schon erlebt bei einer Beschäftigten: um Gottes willen, bitte ändern sie hier nichts, die Handgriffe laufen grad so schön intuitiv).

  • ANZEIGE
  • Guten Morgen Zusammen,

    auch wenn die Beträge schon etwas älter sind, wie oft Ermittelt ihr bei euch im Unternehmen die psy. Belastungen? Jährlich?

    Darf ich die Frage noch ergänzen? Könnte man die Ermittlung der Belastungen in 2 Stufen abfahren:

    1. Ermittlung der möglichen Belastungen (z.B. jährliche Wiederholung) und Erstbeurteilung möglichst im Dialog. Ermittlung / Fortschreibung Maßnahmenkatalog.

    2. Überprüfung der Beurteilung und Wirksamkeit Maßnahmen über Checklisten-Umfragen

    Softwerker bei 4ty

  • Wir haben ein Interview-System dazu gewählt, wo in der Runde auch gleich noch Verbesserungsvorschläge angebracht wurden. Diese wurde dann von der GF in eine Liste überführt und auf Umsetzbarkeit und Wirksamkeit geprüft. Dokumentation entsprechend dazu.

    Hier wurde die Wiederholungsrate auf fünf Jahre gelegt, sofern keine Anlässe eine frühere Überprüfung notwendig machen. Sofern die erarbeitete Maßnahmenliste abgearbeitet und umgesetzte Maßnahmen auf die Wirksamkeit geprüft wurden, ist eine jährliche Neuprüfung nicht sinnhaft.

    Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst - Albrecht Müller

  • ANZEIGE
  • Ich würde auch zu einem größeren Abstand tendieren, da die GBU Psychische Belastungen so einen Sonderfall darstellt.

    Alleine die Maßnahmenumsetzung zu evaluieren ist nicht "mal schnell gemacht". Und um Erfahrungswerte zu sammeln, dauert das auch ...

    Beste Grüße aus Mainz

    E.weline

    Versicherung der Unsicherheit ist Sicherheit.

    Hanspeter Rigs (*1955), Dr. phil., deutscher Philosoph und Aphoristiker

  • Allerdings wollen wir natürlich mit der Anwendung der immer selben Vorlage bezwecken, dass die Ergebnisse auch abteilungsübergreifend miteinander vergleichbar sind.

    Ich bin auch der Meinung, dass du die Fragen anpassen solltest. Es besteht keine Notwendigkeit abteilungsübergreifende Vergleiche zu ziehen. Du kannst auch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Die psychische Gefährdung ist bei einer Verwaltungstätigkeit anders, als bei Fließbandarbeit. Noch dazu hast du keine Möglichkeit am Fließband Jobrotation oder ähnliches einzuführen, wenn für andere Bereiche Ausbildungen nötig sind.

    Liebe Grüße, bleibt gesund

    Alex

    Der Dumme sucht einen Schuldigen,

    der Intelligente eine Lösung !!!

  • Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Allerdings wollen wir natürlich mit der Anwendung der immer selben Vorlage bezwecken, dass die Ergebnisse auch abteilungsübergreifend miteinander vergleichbar sind. Außerdem halte ich es für ungünstig, wenn Führungskräfte Einfluss auf die Fragen haben

    Wir haben auch für alle Abteilungen die gleiche Vorlage, halte ich für absolut praktisch....

    Dazu habe ich einen eigenen Fragebogen erstellt, der die Fragen sehr offen hält ....klappt in einer moderierten Befragung Abteilungsübergreifend wunderbar......

    . Du kannst auch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.

    Macht mann ja auch nicht ....

    Viele Grüße aus Mittel:Franken: