Substitutionsprüfung

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  • Hallo zusammen!


    wie kann man denn vorgehen, wenn man hunderte Gefahrstoffe hat und hier eine Substitutionsprüfung durchgeführt werden soll. Da die Prozesse alle validiert sind und es sich um zugelassene Methoden handelt, können wir nicht einfach den Gefahrstoff ersetzen, da die Zulassung der Prozesse wieder Jahre dauern würde.

    Wie begründet ihr das im Unternehmen, wenn eine Substitution aufgrund der Kosten und des Aufwandes nicht möglich ist?

    Habt ihr eine praxisnahe Lösung?


    Viele Grüße,

    Lernphase

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  • Das Problem hatte ich mal mit einer Gewindedichtung von Loctite.
    Entwicklungsabteilung angesprochen, die haben den Hersteller angeschrieben, ob er etwas "weniger giftiges" als Ersatz hat (mit der Zulassung), Antwort abgelegt, fertig.

    „Ich habe 26 eklatante Sicherheitsverstöße gezählt!...27!!!!!!!!“ (frei nach Melman Mankowitz, Madagascar)

  • Da die Prozesse alle validiert sind und es sich um zugelassene Methoden handelt, können wir nicht einfach den Gefahrstoff ersetzen, da die Zulassung der Prozesse wieder Jahre dauern würde.

    Das ist die formal falsche Herangehensweise.

    Schon bei der Entwicklung gehört die Substitutionsprüfung berücksichtigt.

    Ich halte die Vorgabe für die Substitutionsprüfung für durchaus sinnvoll, aber wenig praktikabel. Bei vielen Anwendungen wird man an Grenzen stoßen, wo ein Stoff nicht ersetzt werden kann, da ansonsten die erzielte notwendige Produktqualität nicht erreicht wird.


    Vorschlag für die Praxis, wenn man mit der Substitutionsprüfung beginnt:

    1. alle Stoffe und Produkte, die bis zu einem bestimmten Stichtag im Betrieb vorhanden sind, werden zunächst einmal für deren momentanen Einsatz akzeptiert.

    2. Neue Stoffe werden der Substitutionsprüfung unterzogen, ebenso neue Verfahren.

    3. Änderungen an bestehenden Produkten ergeben dann auch eine Substitutionsprüfung.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Ich würde mal mit den ganz "gewichtigen" Kandidaten anfangen... und mich dann zu den harmloseren vorarbeiten.

    Richtig angegangen werden aus den Argumenten "Kosten" und "Aufwand" ganz schnell die Argumente "Wir vermeiden dann einen kostenintensivem Umbau mit wiederkehrenden Prüfungen, Nachverfolgung der Entsorgung, Meldung bei Behörden, Bestellung von Beauftragten, Überwachen von Grenzwerten, kostenintensive Zulassungsverfahren..."


    Hatte ich hier auch... man wollte keine Substitution und nun hat man aufgrund des EX-Schutzes massive Kosten generiert... und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht... Manche sind direkt einsichtig - manche lernen es nur so.

    Beste Grüße aus Mainz


    E.weline



    Versicherung der Unsicherheit ist Sicherheit.

    Hanspeter Rigs (*1955), Dr. phil., deutscher Philosoph und Aphoristiker


  • okay, aber wenn wir jetzt z.B. von Dichlormethan sprechen, wird mir kein Hersteller eine Alternative nennen können.

    Kann ich Dichlormethan mit etwas anderem substiturieren? Antwort: ja sicherlich

    Mit was kann ich es substituieren und wird es am Ende das Produkt negativ beeinflussen, z.B. Medizinprodukt ? Antwort: jahrelange Forschung, Jahrelange Zulassungen abwarten--> Viel Zeit und Kosten vergehen, bis man auf eine Antwort kommt.

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  • Die Frage muss dein Unternehmen klären. Hier Wird dir dazu wohl kaum

    jemand eine Antwort geben.


    Auch zum Thema Substitutionsprüfung gibt vorgaben. Schau z.B. mal in die TRGS 600

  • Schon bei der Entwicklung gehört die Substitutionsprüfung berücksichtigt.

    Das machen aber die F&E-ler nicht freiwillig... für die zählt nur das Ergebnis, dann kommen noch die Entwicklungskosten und die Prozesse dazu, die Zeitersparnis etc... und voilà: So bekommt man so ein Teil an die "Backe". Wohl dem Unternehmen, dass bereits den Arbeitsschutz so verinnerlicht hat, dass da andere ethische Fragen Gewicht haben. Viele FaSi "erben" solche Altlasten...

    Bei vielen Anwendungen wird man an Grenzen stoßen, wo ein Stoff nicht ersetzt werden kann, da ansonsten die erzielte notwendige Produktqualität nicht erreicht wird

    Das kommt dann noch hinzu... man hat ja Kunden und Lieferfristen...

    Vorschlag für die Praxis, wenn man mit der Substitutionsprüfung beginnt:

    1. alle Stoffe und Produkte, die bis zu einem bestimmten Stichtag im Betrieb vorhanden sind, werden zunächst einmal für deren momentanen Einsatz akzeptiert.

    2. Neue Stoffe werden der Substitutionsprüfung unterzogen, ebenso neue Verfahren.

    3. Änderungen an bestehenden Produkten ergeben dann auch eine Substitutionsprüfung.

    Oft hocken einem auch Verordnungen und andere Vorgaben im Rücken, die dem Ganzen auch eine zusätzliche Aktivität verpassen... teilweise positiv für uns FaSi, denn dann müssen die Verantwortlichen sich damit befassen.

    Beste Grüße aus Mainz


    E.weline



    Versicherung der Unsicherheit ist Sicherheit.

    Hanspeter Rigs (*1955), Dr. phil., deutscher Philosoph und Aphoristiker


  • okay, aber wenn wir jetzt z.B. von Dichlormethan sprechen, wird mir kein Hersteller eine Alternative nennen können.

    Kann ich Dichlormethan mit etwas anderem substiturieren? Antwort: ja sicherlich

    Mit was kann ich es substituieren und wird es am Ende das Produkt negativ beeinflussen, z.B. Medizinprodukt ? Antwort: jahrelange Forschung, Jahrelange Zulassungen abwarten--> Viel Zeit und Kosten vergehen, bis man auf eine Antwort kommt.

    Und DU musst substituieren weil... Du verantwortlich für den Herstellungsprozess bist? Oder weil Du der Entwickler bist?


    Als FaSi kannst du doch nicht beurteilen, ob das Produkt am Ende noch funktionieren wird? Das kann nur eure F&E... durch Experimente, Qualitätskontrollen, Herstellungschargen. Am Ende "verrecken" eure Produktionslinien und dann? Substitution erfolgreich, aber Produkt nicht mehr verkäuflich...


    Du als FaSi kannst Vorschläge machen, welches Material weniger schädlich ist, bessere AGW hat, einfacher zu lagern ist, besser zu entsorgen ist, harmlosere PSA benötigt... Die Auswahl muss der Vorgesetzte treffen.


    Dieser ganze Entscheidungsprozess - dokumentiert - ist schon Bestandteil der Substitutionsprüfung. Kann nicht Substituiert werden - ok. Dann müsst ihr Kosten generieren, um den Gebrauch so sicher wie nur irgendmöglich zu machen. Wer eine Menschenfressende Maschine unbedingt braucht - bitteschön, aber dann ...

    Beste Grüße aus Mainz


    E.weline



    Versicherung der Unsicherheit ist Sicherheit.

    Hanspeter Rigs (*1955), Dr. phil., deutscher Philosoph und Aphoristiker


  • Das große Problem ist, dass wenn ich als SiFa sage "ihr müsst eine Substitutionsprüfung machen" natürlich die Frage kommt "und wie soll ich das machen?"

    Meine Antwort wäre dann "setz einen Chemiker darauf an, einen Ersatzstoff zu finden"

    Und dann endet wshl die Konversation und es wird nichts passieren.

    es liegt dann zwar nicht mehr in meiner Verantwortung, aber das Ergebnis bleibt das Selbe - nichts passiert

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  • Meine Antwort wäre dann "setz einen Chemiker darauf an, einen Ersatzstoff zu finden"

    Naja, der Hersteller des Stoffes (wenn es denn hergestellt wird), müsste sich ja auch Gedanken darüber machen, wie er das Produkt weniger giftig gestaltet.
    Daher kann man doch mal bei Henkel und Co fragen.

    Meine Erfahrungen waren da sehr gut: die Hersteller waren durchaus bereit, da zu unterstützen

    „Ich habe 26 eklatante Sicherheitsverstöße gezählt!...27!!!!!!!!“ (frei nach Melman Mankowitz, Madagascar)

  • Dann verlange eine Dokumentation über eben diese Substitutionsprüfung in der steht:

    "Haben wir trotz Aufforderung der FaSi nicht gemacht, weil die Organisation des jährlichen Golfturnieres für unseren Vorstand durch den Verantwortlichen für die Substitutionsprüfung in den Augen der Geschäftsführung wichtiger war"

    Signiert und mit Datum versehen ab in Deine Dokumentation für eben diese Substitutionsprüfung.

    Wenn Dir an Deinen Verantwortlichen "noch" was liegt, dann gibst Du denen den liebevollen Hinweis auf "Was passiert, wenn ich das nicht mache/ignoriere und erwischt werde..."

    Sobald einer was Unterzeichnen oder ein offizielles und nachverfolgbares Statement abgeben soll... uihhhh, dann wird nochmal darüber nachgedacht. Als ob Verantwortung ein großes Übel wäre... wenn ich 100% hinter meiner Entscheidung stehe, sollte die Dokumentation kein Problem sein. Das sehen aber einige, die ein fürstliches Gehalt als Verantwortlicher bekommen nicht so...

    Beste Grüße aus Mainz


    E.weline



    Versicherung der Unsicherheit ist Sicherheit.

    Hanspeter Rigs (*1955), Dr. phil., deutscher Philosoph und Aphoristiker


  • Lernphase ich sehe das im Prinzip so wie E.weline:

    Du als FaSi kannst Vorschläge machen, welches Material weniger schädlich ist, bessere AGW hat, einfacher zu lagern ist, besser zu entsorgen ist, harmlosere PSA benötigt... Die Auswahl muss der Vorgesetzte treffen.

    Und diese Vorschläge machst Du auf folgender Basis (mache ich trotz erfolgreich abgeschlossenem Chemie-Studium so, weil ich nicht beurteilen kann, welche Eigenschaften das Produkt erfüllen muss):

    1.) Diejenigen, die den Stoff benutzen, fragen den Hersteller des Produkts und andere Hersteller an, welche Produkte sie empfehlen können, um das Produkt Sowieso zu ersetzen, dass im Hinblick auf den Verarbeitungsprozess und die zu gewährleistenden Eigenschaften des Endprodukts in Frage kommen könnten.

    2.) Von denkbaren Alternativen zum bisher verwendeten Stoff lässt man sich von den Anwendern die Sicherheitsdatenblätter beschaffen.

    3.) Durchführen einer Substitutionsprüfung nach TRGS 600 (die ja auch die Möglichkeit beinhaltet, unzumutbare wirtschaftlichen Mehraufwand zu berücksichtigen)

    4.) Wenn die Substitutionsprüfung ergibt, dass ein genanntes alternatives Produkt deutlich geringere gefährliche Eigenschaften hat, sollte eine GB erstellt und das alternative Produkt getestet werden. Sind die Tests erfolgreich, wird das bisher eingesetzte Produkt ersetzt.


    Mögliche Begründungen, von einer Substitution abzusehen sind, wenn ein Auftraggeber oder eine Norm-Vorgabe (z.B. eine DIN bei Analyse-Verfahren) den Einsatz des Stoffs vorgeben.

    "Kleine Taten, die man ausführt, sind besser als große, die man plant." (Georges Marshall)

  • Nicht vergessen, dass auch eine Reduzierung irgendwelcher Mengen als Substitution gilt.


    Du kannst also im ersten Schritt nur die Mengen hinterfragen, weil die Validierung tatsächlich Jahre dauert, die Mengenreduktion aber in Sekunden geprüft werden kann.



    Danach wie Axel schrieb....

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  • Ob dir der obige Link weiterhilft kann ich nicht beurteilen.

    Das sind hauptsächlich Listen, bei denen der Chemikalienhersteller eine Substitution durchführen sollte, da diese Stoffe möglicherweise reglementiert sind oder gar in Zukunft verboten werden.


    Als Anwender würde ich auf das Schema der TRGS 600 gehen und danach die Prüfung durchführen.

    Gängige Listen sind eher selten, mir ist nur das System der Giscodes bekannt, welches in groben Zügen auch die Gefährlichkeit berücksichtigt innerhalb einer Produktgruppe

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Das sind hauptsächlich Listen, bei denen der Chemikalienhersteller eine Substitution durchführen sollte, da diese Stoffe möglicherweise reglementiert sind oder gar in Zukunft verboten werden.


    Als Anwender würde ich auf das Schema der TRGS 600 gehen und danach die Prüfung durchführen.

    Gängige Listen sind eher selten, mir ist nur das System der Giscodes bekannt, welches in groben Zügen auch die Gefährlichkeit berücksichtigt innerhalb einer Produktgruppe

    Moinsen

    an welcher Stelle findet man den GISCODE im SDB ?

    Gib es den Code auch auf dem Produkt ?


    Ich setze mich gerade mit der neue "DGUV-Regel 101-019 Umgang mit Reinigungs und Pflegemitteln" auseinander, da geht es sowohl um Subitution als auch um diesen GISCODEund nun suche ich mit Mr. Google nach Beispielen für SDB, aber habe wohl falsche Suchbegriffe und finde bisher nichts.

    Grüßle
    de Uil


    „Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwende ich das generische Femininum. Diese Formulierungen umfassen gleichermaßen alle Personen; alle sind damit selbstverständlich gleichberechtigt angesprochen und mitgemeint.“


    Omnia rerum principia parva sunt. [Der Ursprung aller Dinge ist klein.] (Cicero)