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  • Hallo zusammen, ich bin gerade an meiner LEK2 zugange, habe als Thema Schweißen.

    Jedoch weiß ich leider nicht wie ich eine dementsprechende Risikobewertung dafür erstellen kann.

    Kann mir jemand dabei helfen? Bzw. hat jemand einen Tipp wie man es bewertet?

    Bewertungsverfahren - Eintrittswahrscheinlichkeit, Schadenschwere, Ergebnis usw.

    Grüße

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  • Da hilft der systematische Ansatz: hier nur ein paar Anregungen, die Liste ist nicht vollständig:

    1. Arbeitssystem definieren:

    z.B. Schweißarbeitsplatz

    händisches Schweißen von Stahl?, VA? Messing?, Alu?...

    Nebenaufgaben? z.B. Handling von schweren Teilen? Beizen von Schweißnähten?

    Zu- and Abtransport von Rohmaterialien und Fertigprodukten, Energiezufuhr, Abfuhr von Abfällen und alle anderen "Support-Funktionen" würde ich in

    benachbarte Arbeitssysteme (z.B. "innerbetrieblicher Transport", "Entsorgung", "Instandsetzung" etc. auslagern und nicht beurteilen, aber explizit

    erwähnen, dass diese Tätigkeiten im Rahmen einer GB des Gesamtbetriebes bewertet werden müssten.

    Ich würde mich auf die Bertiebszustände "Normalbetrieb" und "vorhersehbare Störungen" beschränken (und das auch im Bericht so sagen), alles

    andere, von der Errichtung bis zur Verschrottung, sind andere Baustellen

    2. Gefahrenquellen und Gefährdungsfaktoren erkennen:

    Wo wird Energie freigesetzt (Normalbetrieb und vorhersehbare Störungen)?

    Gefahrenquelle:

    Gefährdungsfaktor(en)

    Schweißgerät:

    elektrische Gefährdungen (Lichtbogen, Körperdurchströmung)

    Gefahren durch Druckgase (mechanische Gefährdungen, z.B. Bersten, unkontrolliert bewegte Teile bei Ventilabriss)

    Lichtbogen:

    Physikalische Gefährdungen (UV-Strahlung, Schall, Hitze)

    chem. Gef. (Schweißrauche, Pyrolyseprodukte von Beschichtungen (z.B. zur Konservierung)

    Werkstück:

    mechanische Gefährdungen (gefährliche Oberflächen (z.B. Grate), unkontrolliert bewegte Teile (Fallen des Teils)

    phys. Gef. (heiße Oberflächen)

    3. Eintrittswahrscheinlichkeiten von Gefährdungsfaktoren erkennen.

    Für alles was unvermeidlich beim Schweißen ist (Rauche, UV- Strahlung, Hitze etc.) gilt als Eintrittswahrscheinlichkeit: Tritt sicher ein.

    Alles andere:

    Pi mal Daumen, hier kann man Erfahrungswerte, Statistiken und Erkenntnisse aus Studien einfließen lassen.

    z.B.:

    Bersten einer Schutzgasflasche ist nur bei Umgebungsbrand zu befürchten, ein Umgebungsbrand ist unwahrscheinlich, wenn keine Brandlasten

    in der Nähe sind, was an Schweißarbeitsplätzen der Regelfall sein sollte, falls es doch brennt: Schutzmaßnahmen festlegen (Bereich räumen, FW

    über Gefahr informieren)

    Ventilabriss: nur bei Umfallen der Flasche, wenn die Flasche angekettet ist, kann sie nicht umfallen, die Eintrittswahrscheinlichkeit ist also: nahezu

    unmöglich wenn sie angekettet ist- hier ergibt sich automatisch eine Schutzmaßnahme.

    .....

    4. Schadensschweren (wenn sich ein Gefährdungsfaktor verwirklicht) benennen:

    Schweißrauch: obstruktive Lungenerkrankungen (immer), Krebs (VA), Hirnschäden (Alu)- recherchieren!

    Heiße Werkstücke: Brandverletzungen

    .......

    5. Risikobewertung, z.B. nach NOHL

    um hier sinnvoll im grünen, gelben oder roten Bereich zu landen ist wichtig, wie man sein Akzeptanzrisiko festlegt: Welche Risiken nehme ich in Kauf?

    Zwei Brandwunden im Jahr? 5? keine?

    Tödliche Folgen sind generell nicht akzeptabel, hier muss man so nah wie möglich ans Restrisiko ran.

    Je nachdem was bei NOHL rauskommt weiß man, wo man Schutzmaßnahmen ergreifen muss, hier hilft auch ein Blick in den "Stand der Technik"

    6. Schutzmaßnahmen definieren, Lösungsalternativen auswählen:

    mögliche Schutzmaßnahmen:

    Du solltest insbesondere die berufsgenossenschaftlichen Informationen zum Thema "Schweißen" googeln, da sind alle Schutzmaßnahmen gut beschrieben.

    Die Schutzmaßnahmen werden in Form einer Betriebsanweisung dokumentiert und durch Unterweisungen geschult.

    Danach kommt dann der Rest des "Handlungskreises" der Sifa

  • Hallo,

    erstmal vielen Dank für deine Hilfe und die Informationen zu der Risikobewertung von Schweißarbeiten. Ich hatte gehofft das es wie zu anderen Beurteilungssystemen, vielleicht auch eine Matrix zum Thema Schweißen gibt.

    Für mich stellen sich leider noch mehrere Fragen? Wie bewerte/beurteile ich bei unterschiedlichen Schweißverfahren? z.b den Lärm? und die Brandgefährdung? Wie wird diese eingeschätzt

    hoch, niedrig? Und den Umgang und die Lagerung von Gefahr Stoffen? Diesbezüglich habe ich leider nichts im Internet zu gefunden. Schutzmaßnahmen findet man eine Menge im Internet TRGS 528 z.b

    Viele Grüße

  • und die Brandgefährdung? Wie wird diese eingeschätzt

    hoch, niedrig?

    Viele Grüße

    Firefighter26,

    schweißt Du in einer Scheune, in der seit dem Sommer 3 to Stroh lagern, oder schweißt Du in einer Schweißkabine der Werkstatt?!?!

    Genau darum geht es doch bei einer Gefährdungsbeurteilung - zu beurteilen ob, unter den gegebenen Umständen, eine Gefährdung vorliegt und wie diese zu bewerten ist. Abhängig von diesen Umständen kann also eine Brandgefahr beim Schweißen völlig unterschiedlich bewertet werden - und beide Beurteilungen sind richtig!!!

    Also mir ist vielleicht nicht ganz klar, wo (im Status LEK2!) Deine Unklarheiten/Probleme liegen...

    In diesem Sinne

    Der Michael

    "You'll Clean That Up Before You Leave..." (Culture/ROU/Gangster Class)

  • Nimm die TRGS 528 und ließ dir dort die Kapitel durch. Da gibt es ja auch Verweise auf andere Dokumente. Sehe auch diese durch und gleiche die Dinge dann mit Deiner Situation vor Ort ab. Durch den Abgleich mit den Vorgaben der TRGSen kommst Du dann auf evt. noch umzusetzende Maßnahmen.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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  • Wie bewerte/beurteile ich bei unterschiedlichen Schweißverfahren? z.b den Lärm?

    Lärm: Messen, für eine erste Orientierung kann man eine App für's Handy benutzen, wenn man in die Nähe von 80dB(A) kommt: kalibriertes Messgerät verwenden, Falls Handlungsbedarf=> LärmVibArbSchV, DGUV-I en

    Bei den Schweißverfahren muss man schauen welche Gefährdungsfaktoren jeweils relevant werden WIG ist viel leiser und rauchärmer als MIG/MAG, dafür sind die Partikel im Rauch viel kleiner und alveolengängig, außerdem hat man vllt (schwach radioaktives) Thorium in der Schweißelektrode,das ist normalerweise kein Problem, man muss es aber beurteilen um entscheiden zu können ob es ein Problem ist.

    Wichtig ist das, was am konkreten, zu beurteilendem Arbeitsplatz passiert.....

    Das ist halt der Job einer Sifa: beobachten, recherchieren, bewerten, klare Aussagen machen....

  • Hallo,

    unten findest Du einige Vorschriften die dir bei deiner Arbeit weiterhelfen werden.

    • ArbSchG Arbeitsschutzgesetz
    • ASiG Arbeitssicherheitsgesetz
    • DGUV 1 Grundsätze der Prävention
    • TRGS 900 / 561 Arbeitsplatzgrenzwerte
    • TRGS 528 Schweißtechnische Arbeiten
    • TRGS 560 Luftrückführung bei Tätigkeiten mit CMR Stäuben
    • DGUV R 100- 500 Schweißen, Schneiden und verwandte Verfahren
    • TRGS 402 Ermitteln und Beurteilen der Gefährdungen bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen
    • DGUV 112-190 Benutzung von Atemschutz
    • DGUV R112-192 Benutzung von Augen- und Gesichtsschutz
    • OStrV Verordnung zum Schutz der Beschäftigten vor Gefährdungen durch künstliche optische Strahlung
    • ASR 2.3 Fluchtwege und Notausgänge
    • ArbMedVV Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge
    • ProdSG Produktsicherheitsgesetz
    • TRBS 1201 Technische Regeln für Betriebssicherheit
    • DGUV I 209-077 Schweißrauche geeignete Lüftungsmaßnahmen
    • ASR A3.6 Lüftung
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