Quarzhaltiger Staub beim Bohren

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  • Moin zusammen,

    ich bin aktuell vor die Herausforderung gestellt worden, den Umgang mit Bohrstaub zu betrachten.

    Gebohrt wird hier leider über Kopf in Betonteile um Halterungen für Rohrsysteme zu befestigen.

    Das Absaugung des Bohrstaubes, die erste Maßnahme ist, ist mir klar - nur unseren Führungskräften aber nicht so wirklich.

    Jetzt stellt sich die Frage, welchen Anteil des Staubes auch wirklich kristalliner Siliciumoxid als Quarz oder Christobalit sind und ob hier Grenzwerte verletzt werden.

    Hier würde nur ein Laborchemische Untersuchung helfen - oder gibt es hier Listen mit Referenzwerten? Der eigentliche Grenzwert für A-Staub von 1,25mg/m³ wird nicht in Frage gestellt

    Die BGHM ist hier wohl selber noch mit anderen BGen in der Untersuchung.

    Hat jemand von euch eine Liste mit der man arbeiten könnte oder die gleiche Problematik?

    SG

    Sven

    Die Verhütung von Unfällen ist nicht eine Frage gesetzlicher Vorschriften, sondern unternehmerischer Verantwortung und zudem ein Gebot wirtschaftlicher Vernunft.
    (Werner v. Siemens, 1880)

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  • Aus meiner Sicht ist das einfach zu beantworten:

    Kristalliner (auch kryptokristalliner) Quarz ist in jedem Fall in relevanten Mengen in Beton (und Mörtel, Kalksandsteinen usw.) enthalten. Üblicher Bausand besteht aus bis zu 100% Quarz, viele übliche Gesteinszuschläge enthalten relevante Quarzmengen (z.B. Quarzit, Feuerstein u.a. bis 100%, Granit 20-40%). Quarz ist aus Festigkeitsgründen ein gewünschter Bestandteil des Betons, "Quarzsand" und "Quarzkies" enthalten nach Norm mind. 50% Quarz. Die Gesteinskörnungen machen wiederum 70-80% des Betons aus (neben Zement und Wasser).

    Ich berate bisher so, dass bei jedem Bohrloch in eine normale Mauer oder Decke eine relevante Belastung durch kristalline SiO2-Stäube zu erwarten ist.

    Die BG Bau schreibt (hier) : "In der Bauwirtschaft tritt bei sehr vielen Tätigkeiten Staub auf. In der Regel handelt es sich dabei um mineralischen Mischstaub, z.B. aus Sand, Kalk, Gips, Zement oder Beton. Dieser Mischstaub enthält erfahrungsgemäß auch Quarzfeinstaub. Der Quarzanteil im Feinstaub kann sehr unterschiedlich sein und ist u.a. vom zu bearbeitenden Material abhängig."

    Im Zweifelsfall ließe sich der Anteil kristalliner SiO2-Phasen im Staub durch eine röntgendiffraktometrische Phasenanalyse leicht feststellen.

    Viele Grüße, Stephan

    Dipl.-Mineraloge und Betriebsarzt

  • Hey Sven,

    vielleicht hilft Dir das hier weiter:

    Gemäß TRGS 906 gilt das Bohren in Beton als krebserzeugende Tätigkeit nach Anhang I § 3 Abs. 2 Nr. 3 GefStoffV, für deren Ausführung gewisse Mindestanforderungen erfüllt sein müssen.

    Also messen etc. ist gar nicht notwendig.

    Von der BG Bau gibt es Positivlisten für verschiedene Geräte, bei deren Verwendung mit bestimmten Absaugsystemen die Arbeitsplatzgrenzwerte für E- und A-Staub unterschritten werden, vielleicht hilft Dir auch das

    https://www.bgbau.de/themen/sicherh…eitungssysteme/

    Neben der technischen Maßnahme sind dann noch weitere zwingend erforderlich, wie regelmäßige Prüfung der verwendeten Geräte zur Stauberfassung, das Veranlassen der arbeitsmedizinischen Vorsorge für die betroffenen Beschäftigten und eine Unterweisung der Beschäftigten anhand der Betriebsanweisungen zum Umgang mit den entsprechenden Geräten allgemein und dem Umgang mit dem Gefahrstoff quarzhaltiger Staub.

    Sind technische und organisatorischeMaßnahmen im Einzelfall nicht ausreichend oder nicht umsetzbar, sind weitere Maßnahmen wie das Tragen von Atemschutz mit daraus resultierender Arbeitsmedizinischer Vorsorge und unter Beachtung vorgegebener maxialer Tragezeiten ebenfalls zwingend vorgesehen

    Sonnige Grüße

    Steph

  • Das betrifft dann ja alle Handwerker. Insbesondere Elektriker beim Anbohren von Lampenkörpern etc.

    Ihr überrascht mich immer wieder. :S

    Also Absaugen, koste es was es wolle....... Das erklärt ihr meinen Handwerkern....

    Man(n) ist erst dann ein Superheld, wenn man sich selbst für Super hält!
    (unbekannt)
                                                                                                                                                              
    „Freiheit ist nicht, das zu tun, was Du liebst, sondern, das zu lieben, was Du tust.“
    (Leo Tolstoi)

    *S&E* Glück auf

    Gruß Mick

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