Prüfarbeiten an Bauteilen die am Kran hängen

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  • Hallo Menschenschützer,


    momentan diskutieren wir die notwendigen AS-Maßnahmen bei folgenden Arbeiten:

    Zu Prüf- und Reinigungszwecken werden bei uns häufiger Werkstücke am Kran hängend belassen und so geprüft bzw. gereinigt.

    Die Bauteile sind mittels 2-strängigen oder 4-strängigen Stahlketten sowie am Bauteil eingeschraubter Lasthaken mit dem Kran verbunden - somit sind alle Verbindungen formschlüssig.

    Nun gibt es bei uns unterschiedliche Auffassungen zu dem Grundsatz „kein Aufenthalt unter hängenden Lasten“, da auf Grund der Verbindungsart das Risiko eines Lastabsturzes gering erscheint.

    Es gibt daher Überlegungen, keine weiteren Sicherungsmaßnahmen für die Durchführung der Arbeiten zu ergreifen (wie z.B. Unterstellböcke).

    Die Mitarbeiter stehen bei den Tätigkeiten in unmittelbarer Nähe der Last und führen QS-Prüfungen oder Reinigungsarbeiten zwischen 5 Minuten und 20 Minuten Dauer durch.


    Gibt es bei Euch ähnliche Tätigkeiten? Wie sehen da die Vorkehrungen aus – habt ihr weitere Sicherheitsmaßnahmen?

    Danke schon mal für Eure Antworten!


    Viele Grüße aus Dresden.


    EHS Mann

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  • Hallo,


    gehen wir davon aus, der Kran und alle Anschlagmittel und auch die geschulten MA sind topp.


    Ausgangslage:

    Irgendetwas hängt in diesem System und soll/muss irgendwie bearbeitet werden.


    Ok.

    Ich würde hier mit einer LMRA (Last Minute Risk Analysis) anfangen. Das ist eine kleine Gefährdungsbeurteilung für die aktuell kommenden Arbeiten und Gefährdungen. Die macht Sinn, denn die MA machen sich Gedanken über die Arbeit. Sehen Risiken die z.B. durch geeignete Unterstellmöglichkeiten abgemildert werden, sperren den Arbeitsbereich durch mobile Absperrungen, denken darüber nach, wo den jetzt die "heisse" Zone ist, denken darüber nach was z.B. noch an Prüfmitteln, Messmitteln o.ä. gebraucht wird und organisieren das.

    Vielleicht brauchen die ja auch noch Feuerlöscher oder ... oder ... oder...


    Die Basics mit dem Nicht-Arbeiten unter Last, tragen von Helm und nur dem benötigten Personal (wenig Seh-Leute) dürften selbsterklärend sein.


    Wenn ihr jetzt QS-Arbeiten und Reinigungsarbeiten durchführen wollt, dann macht das doch. Braucht ihr noch einen speziellen Schutz: Brille für die Reinigungsarbeiten, Behälter für den Müll der Aufräumaktion?


    Alles kein Hexenwerk. Ganz normale tägliche Arbeit eben.


    Die LMRA hat einen schönen Effekt: Alle Leute denken nach und fertigen ein Protokoll an. Im Falle des Falles können so alle beweisen, das sie sich im Vorfeld gute Gedanken gemacht haben und kommen nicht ins stottern. Alles ist dokumentiert und die Rollen und Funktionen der MA stehen ebenso fest.


    Ist doch smart.

    .
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    ... viele Grüße vom Waldmann.





    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

  • Moin,


    ich ergänze mal noch ein paar Angaben:

    Bei dem Kran handelt es sich um einen Brückenkran in einer Fertigungshalle. Die Arbeiten finden nahezu täglich statt.

    Die unterschiedlichen Meinungen zu der "Zulässigkeit" der Arbeiten ohne weitere Vorsichtsmaßnahmen bestehen zwischen dem Verantwortlichen für unsere Krane und unseren Chefs. Die einen so: "passiert nix - ist alles Formschluss"; der andere: "Kran mit Last ist gefährlich". Ich würde nun gern eine Gefährdungsbeurteilung dazu machen und versuche daher die Erfahrungen und die Vorgehensweise von anderen Firmen zu erfragen.


    Gruss

    EHS Mann

  • Hallo EHS-Mann,


    habe das mal an einem Pressenfolgewerkzeug von 800 - 1.000 kg Masse gehabt - keine Frage: Unterstellböcke!

    Deine Werkstücke, die bei den Arbeiten im Kran hängen, haben sicherlich vorher eine stabile Lage gehabt.

    Warum nicht in dieser Lage oder ggf. nach der erneuten Ablage die erforderlichen Arbeiten durchführen?


    Zum Formschluss: Schon mal die Gewinde im Werkstück bzw. Einschraubhaken kontrolliert?

    Ggf. wird die Gewindeprüfung im Werkstück ein zusätzlicher Arbeitsschritt.... hatte da schon mal ein Praxisfall, bei dem das

    Gewinde unzureichend war und damit nicht der Beanspruchung stand hielt.


    mfg.

    Uwe

  • Moin,

    ich bin ein großer Fan der LMRA, im Falle des Falles fragt der Behördenmensch l aber: "wo ist die Unterschrift des Vorgesetzten? Die gibts da nicht? Dann interessiert mich das auch nicht!"

    Hab ich schon erlebt...


    Lg

    Moritz

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  • Die einen so: "passiert nix - ist alles Formschluss"; der andere: "Kran mit Last ist gefährlich". Ich würde nun gern eine Gefährdungsbeurteilung dazu machen und versuche daher die Erfahrungen und die Vorgehensweise von anderen Firmen zu erfragen.

    Moin,


    ich möchte Dir nicht Deinen Plan zerstören. Du erstellst nun die brillanteste Gefährdungsbeurteilung, die dieser Palnet jemals gesehen hat. Du kommst an den Punkt der Gefrährdung durch die herabfallende Last. Der Verantwortliche des Krans und der Chef sind sich darüber einig, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass dieser Fall eintritt und sind sich genau so darüber einig, dass es ziemlich heftig ausgeht, wenn es dann doch passiert und jemand unter der Last steht. Du siehst das wahrscheinlich genauso. Alle sind sich einig. Friede, Freude, Eierkuchen? Ach ne, man muss ja auch noch geeignete Maßnahmen ableiten. Alle die sich einig sind, denken kurz nach.


    Kranchef: Ja, wenn die Last runter kommt, gibt es Matsch. Aber das ist so unwahrscheinlich, dass wir es machen können.

    Chef: Ja, es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Last runterkommt, aber wenn es passiert, gibt es Matsch. Wir machen es nicht.


    Und nun? :/


    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • Erinnert an den Vortrag bei einem Windkraft-Umschlag, dass sie in Afrika das Rohr einfach über den Mitarbeiter gestülpt haben, da ist auch nie was passiert...

    War mir egal, da eben "Matsch, wenn es denn passiert". Haben dann auf Bolster absetzen lassen und gut war.

    Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst - Albrecht Müller

  • Danke für die Beiträge...

    Zitat

    Kranchef: Ja, wenn die Last runter kommt, gibt es Matsch. Aber das ist so unwahrscheinlich, dass wir es machen können.

    Chef: Ja, es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Last runterkommt, aber wenn es passiert, gibt es Matsch. Wir machen es nicht.

    ja, diese Diskussion kann ich bei jeder GB haben - zum Schluss entscheidet der Chef (Ober sticht Unter) :)



    Zitat

    Zum Formschluss: Schon mal die Gewinde im Werkstück bzw. Einschraubhaken kontrolliert?

    Das mit dem Einschrauben ist ein Argument gegen Arbeiten ohne Unterstellböcke...bei uns haben wir zwar geeignete Gewinde - aber die MA müssen ja auch die Lasthaken reinschrauben (= Fehlerquelle) ?(



    und noch zur Info: Die Bauteile wiegen bei uns zwischen 300kg und 800 kg. Die notwendigen Prüfarbeiten setzen teilweise voraus, dass die Teile rundum erreichbar sind oder sich drehen, damit die Sensoren alle Bereiche erreichen können - man kann daher das Teil nicht einfach so am Boden abstellen und prüfen, da wären dann sehr aufwendige Rollenböcke notwendig.


    Gruss

    EHS Mann

  • Hi Moritz,


    vielleicht bin ich nicht ganz rübergekommen.


    Die Geschichte mit dem Kran, bzw. dem Brückenkran, ist in meinem Umfeld tagtägliches Spiel.


    In bestimmten Arbeitsbereichen ist dann immer ein Team mit den Aufgaben betreut. Der Supervisor (Vormann, Meister, direkter Bereichsleiter) füllt die LMRA aus. Im Kopf steht das Team, der Verantwortliche ist der erste in der Liste. Alle Leute unterschreiben am Ende, alle Leute können Einwände einbringen, alle Leute besprechen die möglichen Gefährdungen und alle besprechen auch die Massnahmen. Bei Einwändungen oder zu gefährlichen Arbeiten gibt es Stop-the-work. Solange, bis alles geklärt ist. Jeder hat das Recht mich in meiner Funktion hinzuzunehmen. Dabei habe ich unter dem Aspekt Safety das letzte Wort und auch eine Peitsche, die ich bei Regelverstössen sogar gegen die Vorgesetzten einsetzen könnte. Das widerspricht zwar der eigentlichen Beratungstätigkeit, doch wir wollen keine Unfälle haben.

    Oft nehmen mich die Teams im Vorfeld mit ins Boot und machen die Begutachtung gemeinsam mit mir.

    Vielleicht ist das die Luxusversion?

    Keine Ahnung, ich finde es toll. Und machen wir uns nichts vor. In einem Produktionsbetrieb mit etwa 500-550 MA ist eine Quote von Null Unfällen super, doch das schaffen wir auch nicht.


    Und zurück zur LMRA. Das ist das letzte Mittel vor der eigentlichen Arbeit. Die GB's und BA's stehen im Vorfeld, klar. Hand auf's Herz: Passen die immer zu 100% zur Tätigkeit?


    Genauso geht es beim einzelnen zu. Wir plädieren für die 2MW, die 2 Minute Warning. Will heissen, MA schalte deine Rübe ein, denke vor Beginn der Arbeit über die Arbeit nach und wenn etwas unklar ist, dann stellst du die Arbeit ein und sagts deinem Meister oder dem Safety Bescheid.

    Also genau das, was ich gerade beschreiben wollte mit der LMRA.


    Ich finde es toll.

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    ... viele Grüße vom Waldmann.





    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

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  • Hi,


    die GB brauchst du ohnehin. Entweder du machst sie allgemein für den Kran oder den Betrieb des Kranes oder für die Benutung des Kranes.

    Damit kommst du im normalen Leben nicht weiter.

    Alle wirklichen Aufgaben sind unterschiedlich.


    Die Geschichte mit dem Formschluss würde ich abwürgen - zu allgemein.


    Ansonsten schaue dir bitte meinen Post #9 an.

    Letztlich muss der Chef kapieren, er ist der Verantwortliche. Er kann die Verantwortung teilweise an andere abgeben, doch nie ganz.

    Ganz kritisch wird es werden, wenn etwas passiert und man hat vor gewusst ....... oder aber nichts gemacht.


    Und nochmals. Es ist nicht die Funktion der Sifa die GB's zu schreiben. Eine liebe Sifa unterstütz und gibt Tipps. Vielleicht bringt sie ja auch Input, doch sie unterschreibt NIE die GB. Das ist Aufgabe des Verantwortlichen.

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    ... viele Grüße vom Waldmann.





    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)