Zahl der Arbeitsschutz-Kontrollen in Betrieben sinkt weiter

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  • "Der Abstand bis zu einer erneuten Kontrolle eines Betriebs verlängerte sich im Schnitt von zuvor 22,5 Jahren auf 25 Jahre."

    https://www.zeit.de/arbeit/2020-05…sundheitsschutz

    " Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Der Abstand bis zu einer erneuten Kontrolle eines Betriebs verlängerte sich im Schnitt auf 25 Jahre nach zuvor 22,5 Jahren - 2008 waren es keine 12 Jahre. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) mahnte rasch mehr Kontrollen an."

    https://www.merkur.de/wirtschaft/zah…r-13748565.html

    BEDENKENSWERT

    Gruß tanzderhexen

    "Das Verhüten von Unfällen darf nicht als eine Vorschrift des Gesetzes aufgefasst werden, sondern als ein Gebot menschlicher Verpflichtung und wirtschaftlicher Vernunft"
    Werner von Siemens, Zitat von 1880
    „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.“
    Aristoteles griech. Philosoph 384 -322 v. Chr.

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  • Hallo Zusammen,

    Bravo! Ist aber auch logisch in der Vergangenheit wurden viele Mitarbeiter bei den Ordnungsämtern aber auch APs bei den BGen aus Kostengründen eingespart oder Abgänge nicht neu besetzt.

    Jetzt wird wieder angefangen Mitarbeiter zu suchen u. einzustellen aber man bekommt keine weil die Bezahlung unterirdisch ist und man lieber in die Industrie abwandert. (Fachkräftemangel) In vielen Stellenanzeigen werden auch viel zu hohe Zugangsvoraussetzungen verlangt.

    Z.B. Uni Abschluss, am besten 12 Jahre alt und 20 Jahre Berufserfahrung (bei den BGen Einstellungen nur bis 35 Jahre alt), hoher Stresspegel für wenig Geld und am besten den Kunden nur vorsichtig beraten und ja nicht verärgern es stehen ja Arbeitsplätze auf dem Spiel.

    Nach Corona wird es noch schlechter werden weil einfach weniger Geld da sein wird, die Komunen jammern ja jetzt schon und EHS Themen sind einfach nicht systemrelevant. :rolleyes::whistling:

    Mit freundlichen Grüssen aus Braunschweig!

    Hans-Jürgen

  • Meine AP war auch Dozent in meiner SiFa-Ausbildung, kommt aus der Stadt in der ich arbeite und betreut meinen Betrieb. Wir haben einen guten Draht zueinander und ich bin offen ihm gegenüber, wo es im Betrieb überall hakt (also überall, wie schon vielfach im Forum beschrieben ...).

    Er war tatsächlich alle zwei bis drei Jahre hier, seit ich das mache. Auch zuvor kam er nicht so selten, wie es das statistische Mittel beschreibt. Es scheint also sehr individuell zu sein, wie oft ein Betrieb geprüft wird und warum.

    Allerdings bin ich auch gespannt was geschieht, wenn er in Ruhestand geht. Sollte man seine Stelle nicht besetzen können oder wollen, übernimmt wohl eine andere AP seinen Bezirk mit und dann werden wir hier kaum noch eine AP zu Gesicht bekommen.

    Arbeitsschutz ist wie Staubwischen.

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  • Das spiegelt sich doch auch in den Betrieben wieder.

    Ich habe im letzten Jahr ein Seminar zu Gefahrstoffmessungen mitgemacht. Im Praxisteil waren wir in einer Firma die Großgeräte für den Bergbau herstellt. Gemessen wurde an Schweißarbeitsplätzen. Als ich in die Schweißhalle kam, hatte ich ein Deja vu. Tatsächlich war ich während meiner Tätigkeit in der Gefahrstoffmessstelle einer Berufsgenossenschaft mehrmals in dem Betrieb. das war 1989/90, ist also schon einige Tage her. In der Firma hat sich nix geändert, die Schweißarbeitsplätze waren unergonomisch wie früher, die gesamte Halle viel zu dunkel, in der Halle wurde geraucht.

    Das die AGW bzw Grenzwerte der TRGS 910 überschritten wurden war kein Wunder. Das wurden sie schon vor 30 Jahren und da hießen sie noch MAK und TRK und lagen deutlich höher.

    "Es gibt keine Trottel - nur Menschen, die wenig Glück beim Denken haben"

    ©sinngemäß nach Bruno Jonas, Kabarettist, Oktober 2016

  • In vielen Stellenanzeigen werden auch viel zu hohe Zugangsvoraussetzungen verlangt.

    Dazu kommt die Auswirkung von Bolognia. Mit einem FH Diplomabschluss hast Du keine ausreichende Punktzahl. Da muss dann schon ein Unidiplom oder Bachelor - Master herhalten. Da ist es dann auch völlig egal ob Du 2 oder 20 Jahre Berufserfahrung mitbringst. Wer es verstehen mag...aber so sind die Vorgaben. Dann ist die externe Ausschreibung erfolglos und intern wird dann der Zweitlauf geführt und irgendeiner wird dann schon die Finger heben und sagen "Ach, ich machs". Fachkenntnisse muss man hier dann auch suchen...

  • Z.B. Uni Abschluss, am besten 12 Jahre alt und 20 Jahre Berufserfahrung (bei den BGen Einstellungen nur bis 35 Jahre alt), hoher Stresspegel für wenig Geld und am besten den Kunden nur vorsichtig beraten und ja nicht verärgern es stehen ja Arbeitsplätze auf dem Spiel.

    Dem muss ich widersprechen. Ich selbst hätte mit 43 noch eine Ausbildung zur AP machen können. Das habe ich letztlich abgelehnt, weil ich in den Aufsichtsbezirk hätte ziehen müssen.

    Das zeigt m.E. aber, wie die der Fachkräftemangel drückt.

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  • Das ganze System in Deutschland beruht doch auf zwei Annahmen:

    1. der Mensch ist pflichtbewusst

    2. der Mensch ist für seine Tätigkeit qualifiziert

    Wo das erfüllt ist, braucht´s wenig Kontrollen. Leider ist das aber immer seltener erfüllt. Wir brauchen also mehr Kontrollen und auch Sanktionen. Aber der Arbeitsschutz spielt in unserem Land eine sehr untergeordnete Rolle. Andere Länder, z.B. Frankreich, sind da wesentlich verbindlicher. Ergebnis: weniger Unfälle.

    Wir sparen am elementarsten Grundrecht und leider machen viele Arbeitnehmer das auch noch mit. Wenn man den 1. Mai als Feiertag abschaffte, wäre die Hölle los; wenn man aber die Pflicht zur Absturzsicherung auf dem Bau abschaffen würde, käme ein Jubelschrei: "Endlich eine praxisnahe Lösung".

    Ich finde, der Fokus liegt auch auf den falschen Themen:

    - 1600 Tote durch Asbest jedes Jahr, 1000 durch Berufskrankheiten. Darüber spricht kaum jemand.

    - Wir diskutieren über die "dritte Toilette", verlieren aber überhaupt kein Wort darüber, dass 10.000e von LKW Fahrern und Bauarbeitern überhaupt keine Toilette und auch keine Wachgelegenheit haben.

    - Wir fragen nach dem Wohl der Nutztiere, nicht aber nach dem der Menschen, die diese füttern, schlachten, transportieren.

    - Etc.

    Ja, wir brauchen mehr Kontrollen und härtere Sanktionen. Aber noch dringender brauchen wir eine öffentliche Diskussion über den Arbeitsschutz als Menschenrecht.

  • Ich habe mich während meiner Zeit bei einem Dienstleister auch initiativ als AP beworben. Das waren noch idealtischte Vorstellungen :D

    "Wenn der Arbeitgeber nichts macht, dann möchte ich mal auf der anderen Seite (AP) sitzen, damit der Arbeitgeber muss."

    Heute bin ich froh, nicht dort gelandet zu sein. Kontrolliert wird so gut wie gar nicht und wenn was gefunden wird, dann ist das wie bei den ganzen Mogelzertifizierungen. Erst mündlich den großen Aufriss machen und am Ende steht nicht mal was im Protokoll (wenn es denn eins gibt).

    Auch was Hilfe oder Unterstützung durch APs angeht habe ich bisher keine guten Erfahrungen gemacht. Googlen und PDFs suchen kann ich selber.

    Aber immerhin waren UK/BG öfters in Betrieben als Bezirksregierung/Gewerbeaufsichtsamt/Regierungspräsidium. :D

    Gruß Roland

  • Hallo,

    über was wird sich aufgeregt?

    Diesen Sachverhalt kann man doch auf ganz viele

    Bereiche übertragen. Bleibt man bei der Sicherheit,

    sieht es z.B. im Brandschutz mit Brandverhütungs-

    schauen nicht viel anders aus. Da gibt es große

    Unterschiede bei den Kommunen.

    Auf der anderen Seite gibt es aber auch Bereiche,

    in denen es funktioniert. Man denke nur mal an

    das Kaminkehrer-Wesen, was bisweilen notfalls

    mittels Polizei und Zwang durchgesetzt wird. Vielleicht

    sollte man mal über den Tellerrand schauen...oder

    sich mit dem Ist-Zustand abfinden.

    Gruß

    Simon Schmeisser

    Durch einen guten vorbeugenden Brandschutz und entsprechende Brandschutzaufklärung kann davon ausgegangen werden, dass mehr Menschenleben und Sachwerte bewahrt werden können, als durch alle Einsatzleistungen und Bemühungen im Ernstfall zusammen. Simon Schmeisser These "VB-ein Weg aus der Feuerwehrkrise" Fachzeitschrift Feuerwehr 2010

  • Danke für die Verlinkung der beiden Artikel zum gleichen Thema. Es ist interessant, zu sehen, dass beide Artikel im Wortlaut breitflächig identisch sind. Der eine ist nur um einen Absatz länger als der andere. Sieht für mich sehr danach aus, dass die Zeitungen die Artikel mehr oder weniger unverändert von der DPA bezogen und im eigenen Druckwerk veröffentlicht haben. Interessant, wie die Medienwirtschaft teilweise funktioniert!

    Zum Thema, das sehr viele Aspekte hat:

    Ja, Sicherheit und Arbeitsschutz haben in unserem Land nicht den Stellenwert, den sie verdienen, das läuft in anderen europäischen Ländern meiner Erfahrung nach anders und besser. Und dabei ist der Auftrag des GG an den Staat klar und eindeutig: "Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit."

    Ich bin viel im Bauwesen unterwegs und wundere mich, wie in dieser Branche immer noch 10-Stunden-Schichten als ganz normal angesehen werden, Samstags- und Nachtarbeit führen auch nicht zu Diskussionen mit der Belegschaft oder deren Vertretung. Was gegen das Arbeitszeitgesetz verstößt, wird zwar lohnmäßig bezahlt, aber mit doppelter Buchführung kaschiert.

    Bundes- und Landesregierungen und die entspr. Aufsichtsbehörden kommen nicht im vollen Umfang ihren Pflichten nach. Gerade im Bauwesen würde ich aber zusätzlich auch mehr Engagement der Gewerkschaften für ihre Mitglieder sehen. Damit für die Bauarbeiter, wie für Arbeitnehmer in anderen Branchen auch, die 8-Stunden-Schicht etwas Normales wird.

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