Betriebsanweisungen werden missachtet?

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  • Dr. Gregor ist ja dann in diesem Gebiet ein richtiger Experte.

    Werde ich mir bei Gelegenheit näher anschauen

    Kleiner Tipp: Setzt nicht zuviel Hoffnung in solche Themen.


    Grundsätzlich gilt: Angst vor Strafe beeinflußt, vielleicht, ein Verhalten, aber kein Bewußtsein! Wollt ihr erfolgreich die Unternehmenskultur beeinflussen oder gar wandeln, müßt ihr am Bewußtsein der Beschäftigten schrauben. Da sind solche "Lehreinheiten" mit der Verantwortungskeule mal ein netter, und sicherlich auch wichtiger, Gimmick. Nachhaltig seit ihr mit diesem Fokus allerdings nicht...


    In diesem Sinne

    Der Michael

    "You'll Clean That Up Before You Leave..." (Culture/ROU/Gangster Class)

  • Hallo liebe Leute,


    ich habe vor meiner Fasi-Schulung und Tätigkeit viele Jahre in der Stahl-Produktion als Prodkutionsmitarbeiter gearbeitet.

    Ich habe versucht sicher und umsichtig zu arbeiten und hatte vor einigen Tätigkeiten Respekt,

    allerdings waren manche Betriebs-/Anweisungen schwer um zusetzen(könnte einige Beispiele nennen, dass würde aber komplett den Rahmen sprengen. Glaubt es mir einfach).

    Man könnte jetzt sagen, dann waren sie schlecht formuliert, dass lag an den Vorgesetzten und der allge. Sicherheits- und Unternehmenskultur.

    Naja ich sag da eher "Das Problem zwischen Theorie und Praxis"


    Darum bin ich ganz der Meinung von Tanzderhexen.

    Du hast es meiner Meinung genau auf den Punkt gebracht.(Ich spreche da aus Erfahrung als Produktionsmitarbeiter, dann Führungskraft und jetzt als Fasi).

    Strafen und Massnahmen (die in manchen Fällen viel zu lasch sind) sollten bei Fehlverhalten von GFs, Leitungsfunktionen und Führungskräften auch mal durchgedrückt werden,

    allerings finde Massnahmen oder Strafen für die Basis als nicht zielführend.

    (Man kann mir da eine Doppelmoral vorwerfen, aber dazu stehe ich).


    LG


    Jens

    Man kann den Menschen das schwimmen beibringen, schwimmen müssen Sie allerdings selbst. 8)

  • Für einige Betriebsanweisungen trifft das mit Sicherheit zu.

    Aber bleiben wir bei dem Thema, laufen durch Toröffnungen.

    Jeder Mensch kann sich vorstellen, warum dies nicht erlaubt ist wird aber immer wieder gemacht.

    Einmal hatten wir den Fall, ein MA ist durchgelaufen, nach 2 Schritten hat sich die Bremse vom Rolltor (5m hoch, 4m breit) gelöst und ist mit voller Wucht runter gerast.

    Neben JEDEM Rolltor gibt es auch eine Tür.

    Ich mache mir aber nicht die Arbeit um die Tür aufzumachen sondern laufe einfach durchs Tor.

    Diese BA ist z.B. SHER LEICHT umzusetzen.

    Aber, die MA sind es ja gar nicht Schuld wenn ich mal so auch in anderen Bereichen überlege.

    Ein Beispiel:


    1) Wen wir in unser Heimatland fliegen, erlebe ich an der Passkontrolle in D, dass ALLE Passagiere den Diskretionsabstand einhalten.

    So, jetzt kommt es, GLEICHE Passagiere nur ein paar Stunden später im Heimatland angekommen, wird absolut nicht drauf geachtet, wirst fast von hinten geschubst.

    Obwohl auf dem Boden ganz klar und deutlich in der Sprache des Landes steht: Bitte Abstand halten.


    Nur mal so zum nachdenken...

    Ohne Konsequenzen KEINE Chance, zumindest bei den meisten nicht...

  • Ein Unfallgeschehen:

    Zustand:

    Betriebstor reagiert nur auf Stapler die durchwollen. (Schwellen im Boden die auf entsprechenden Druck das Tor öffnen, dieses fährt dann wenn die zweiter Schwelle passiert ist wieder zu, funktioniert in beiden Richtungen)

    Alle Mitarbeiter sind unterwiesen, Betriebsanweisung nur die Tür daneben zu benutzen ist klar formuliert. Ein Verbotsschild für Fußgänger klebt am Torrahmen. An der Tür ein Schild als Kennzeichnung des Fußweges. Auf dem Boden eine Grenzmarkierung die den Verlauf des Fußweges beschreibt.

    Für alle die nicht in dieser Halle arbeiten gibt es eine klare Anweisung, wenn sie aus Betrieblichen Gründen einen Bereich betreten müssen den sie normalerweise nicht aufsuchen, haben sie sich mit dem Verantwortlichen in diesem Bereich in Verbindung zu setzen um sich über Besonderheiten (Hörschutz, Helme oder wie dieses Tor eben) zu informieren.

    Unfallgeschehen:

    Ein Stapler verlässt die Halle, Tor geht auf, ein Mitglied des BR hat gerade fertig gesprochen mit einem Kollegen und stratzelt Richtung Tor. Der andere ruft ihm noch zu er solle die Tür nehmen. Doch der Stapler hat gerade die zweite Schwelle passiert und das Tor rauscht runter und dem Mitglied des BR haarscharft am Kopf vorbei, trifft die Schulter. Schwere Prellungen. (Tor hat wenn es auf ein Hindernis trifft einen stopp Mechanismus. Sonst wäre es noch schlimmer gewesen)

    Fazit:

    Ignorieren von Anweisungen, Betriebsanweisungen, und mögen sie einem noch so unsinnig erscheinen ist ein schwerer Regelbruch und sollte immer eine Abmahnung nach sich ziehen.

    Und solche Unfallgeschehen sollte man breit im Betrieb als Unterweisung mitteilen. (Was wir gemacht haben)

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  • Hab mich da wohl falsch ausgedrückt.

    Habe die Frage so verstanden, das du mal ein Meinungsbild von ein paar Leuten haben wolltest zum Thema nicht einhalten von BAs und wie andere damit umgehen.


    Ich habe ja auch nicht gesagt das alle BAs sinnfrei sind, nur zu viele oder die Falschen sehe ich als Reizüberflutung der MA(das aus der Sicht als ehem. Produktionsmitarbeiter) sehe das jetzt (als FASI) auch anders, nur ich muss sie nun nicht jeden Tag umsetzten.

    Nur um andere zu überzeugen muss man sich in die Leute reinversetzen.

    Denen Arbeitsanweisungen mit BAs um die Ohren zu hauen und dann erwarten das die MAs einfach schlucken kann ich aus der Erfahrung sagen führte in den Bereichen nie zum Ziel.

    (wir sind halt gottsei Dank kein Ameisenvolk)

    Man sollte auch schauen welche Art von MAs habe ich und deren Sprache sprechen.(Sender-Empfänger)


    Das Thema Rolltor kenn ich (und es hatte bei uns auch einen schweren Arbeitsunfall gegeben)

    Meine Vorgehensweise:

    Den Bereichsvorantwortlichen ins Boot holen(sensibilisieren), ihn von der Notwendigkeit(ja die sehe ich in dem Falle auch) einer BA überzeugen. Denke mal ausgeschildert ist es. Überlegen wie ich es den MAs schmackhaft mache die Tür zu nutzen.

    Und das "wichtigeste" ist mit den MAs eine Zigarette rauchen/Kaffee oder Tee trinken und sie in formlosen Gesprächen über zeit von der notwendigkeit überzeugen die Tür zu nutzen.

    Oh großer Aufschrei nun, dass ist einer von den faulen, nur Kaffee trinkenden FASIs die sich ein schönes Leben machen. Kann jeder gerne denken nur mit jedem Bereich den ich überzeugen kann Arbeitssicherheit zuleben und auch BAs umzusetzen ereiche ich ein Stücken mehr zu einer gelebten Sicherheitskultur. (das geht auch bei 3000+ MA)


    Jetzt hau ich mal richtig einen Raus :) :


    Ich interpretiere den Job einer FASI so.

    Ich erstelle KEINE BAs, GFB,und mache KEINE Unterweisungen (steht auch nicht in meinem Arbeitsvertrag), dass ist Sache der AGs.

    Ich versuche wie es Tanzderhexen gut beschrieben hat mit Überzeugungsarbeit (sehr schwerer und langer Weg).

    Nur so erreiche ich meiner Meinung, die Nachhaltigkeit im Bereich der Arbeitssicherheit.

    Viel wird immer von Dokumentationen usw gesprochen(ja die notwendigen mache ich natürlich auch)

    , aber mein persönliches Ziel ist es die Unfallzahlen zusenken und das Wohlbefinden der MAs zu steigern.

    Das ist MEINE Meinung zu der Frage, wenn wer eine andere Meinung und Vorgehen hat was von Erfolg gekrönt ist doch super find ich gut :)


    So Feuer frei :)

    Man kann den Menschen das schwimmen beibringen, schwimmen müssen Sie allerdings selbst. 8)

  • Denen Arbeitsanweisungen mit BAs um die Ohren zu hauen und dann erwarten das die MAs einfach schlucken kann ich aus der Erfahrung sagen führte in den Bereichen nie zum Ziel.

    Wie wäre es denn mit Kommunikation? Mit dem Ersteller der BA reden, die Bedenken der Mitarbeiter (vorausgesetzt man hat auch mit denen kommuniziert und kennt diese) anführen. Was hat sich der Ersteller gedacht? Hat er die Gefährdungsbeurteilung mit einbezogen? Hat er einfach aus der Bedienungsanleitung abgeschrieben ohne die Ist-Situation zu kennen?


    Eine BA ist regelmäßig zu überprüfen. Und wenn etwas drin steht das nicht umsetzbar ist, so ist zu überlegen was dann anstelle (Gefährdungsbeurteilung durchführen) gehört. Hierbei tue ich als FaSi aktiv unterstützen.

  • Ich interpretiere den Job einer FASI so.

    Ich erstelle KEINE BAs, GFB,und mache KEINE Unterweisungen

    Gutes Ansinnen.Praxis sieht anders aus. Mag teils für Angestellte gelten, aber völlig unrealistisch und nicht machbar für Freiberufler.Muss jeder selbst abschätzen was er macht.

    Gruß Martin

  • Standard-Prüfungsfrage: "Wann muss die Fachkraft für Arbeitssicherheit tätig werden?"

    Antwort: "Wenn sich die Beschäftigten in Ihrem Arbeitssystem in ihrem Wohlbefinden gestört fühlen."

    Hier als Antwort nur irgendwelche Paragrafen zu zitieren gibt Punktabzüge. Alle Gesetze, Vorschriften und Regeln, die man nach dieser Antwort nennen kann und sollte, konkretisieren die allgemeine Antwort.


    Vorschriften sind einzuhalten. Technische Regeln liefern konkrete Handlungshilfen und sollten wenn möglich immer zur Anwendung kommen. Da haben sich schlaue Leute viele Gedanken gemacht und die Unternehmen wären mit der Drahtbürste geschrubbt, wenn sie die Informationen nicht nutzen und den Stand der Technik nicht umsetzen würden.


    Die oben von Wizzard76 aufgeführten Grundgedanken sind ein wichtiges, alles verbindendes Gerüst. Die Überzeugungsarbeit und die formlosen Gespräche, die die Beschäftigten mitnehmen, lassen sich nicht in technische Regeln bündeln. Hier kommen die Ausdauer und die Sozialkompetenz einer Sifa zum Tragen.


    Der Weg der Überzeugungsarbeit ist lang und schwer, keine Frage. Interne Sifas sind vermutlich gegenüber externen Sifas im Vorteil. Man muss Verbündete finden (neudeutsch Multiplikatoren) und die Betriebsanweisungen als Hilfsmittel verkaufen, nicht als Gängelei. Da muss natürlich das ganze Unternehmen mitspielen. Sind die Anweisungen in einer BA nicht umsetzbar, weil das Papier nur zur Show bei BG-Rundgängen aushängt, werden sie auch missachtet.


    Daher werden wir hier immer wieder verschiedenste Ansätze zur Durchsetzung von BAs hören. Aber von diesem Austausch lebt das Forum schließlich. :)

    Arbeitsschutz ist wie Staubwischen.

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  • Fazit:

    Ignorieren von Anweisungen, Betriebsanweisungen, und mögen sie einem noch so unsinnig erscheinen ist ein schwerer Regelbruch und sollte immer eine Abmahnung nach sich ziehen.

    Und solche Unfallgeschehen sollte man breit im Betrieb als Unterweisung mitteilen. (Was wir gemacht haben)

    Dann, Andrasta, hast Du nach einer Woche Deine Belegschaft um die Hälfte reduziert...


    Was würdest Du davon halten, wenn Du in einer Tempo 30 Zone, so unsinnig sie auch erscheinen mag, mit 42 km/h geblitzt wirst (schwerer Regelverstoß!) und für 3 Monate Deinen Führerschein abgeben müsstest?!?!


    Ernsthaft, ich denke eine solche Pauschalisierung ist in diesem Zusammenhang fehl am Platz. Wir haben beispielsweise einmal einen Area Manager fristlos entlassen, weil er, trotz restriktiver Driving Policy, ohne angelegten Gurt Auto gefahren ist. Hätten wir das auch mit einem "normalen" MA gemacht? Nein! Hier spielte die besondere Verantwortung und Vorbildfunktion des Vorgesetzten eine entscheidende Rolle und auch das Signal, das an alle Beschäftigten ausgesand wurde.


    Missversteht mich nicht - Konsequenzen sind notwendig. Allerdings sollte man sich diese gut überlegen und angemessen anwenden.

    Wenn mir ein MA ohne Schutzbrille entgegen kommt benötige ich i.d.R. noch nicht einmal ein Wort. Der MA schlägt sich mit der Hand an die Stirn und sagt: "Auha! Ich weiss." Ist dies formal ein Verstoß gegen bestehende Anweisungen? Ja sicher! Ist das Abmahnungspflichtig? Ganz sicher nein!


    Viele "Verstöße" sind einfach "gedankenlos" und unabsichtlich. Und genau deshalb ist Bewußtseinsbildung nach wie vor das Zauberwort - und dabei helfen Strafen (s.o.) nur seeeeehr bedingt.


    In diesem SInne

    Der Michael

    "You'll Clean That Up Before You Leave..." (Culture/ROU/Gangster Class)

  • Danke caterpilar du hast es besser formuliert als ich :)


    Es gibt 10 Fasis und 12 Meinungen wie man den Job richtig ausübt. Ob ich Sanktionen durchführe weil BAs nicht umgesetzt werden oder nicht, sollte jeder selber entscheiden (Mal ein Satz zur Anfangsfrage).

    Es kommt halt auf das Umfeld des Unternehmens/Behörde (Branche, Bundesland, Art der Führung, gelebte Sicherheitskultur usw) und der Person(eigene Ansprüche, Arbeitsvertrag, familärer Stand usw) an, welches die beste Vorgehensweise ist.


    Es lesen ja auch Leute diese Verläufe auf der Seite, die gerade in der Ausbildung sind und noch keine genaue Postion bezogen haben.

    Da ist es ja gut, die Erfahrungen der anderen zu kennen um sich selber zufinden.


    Mir persönlich macht dieser Job viel Spaß (Jaaaaaa viel Kaffee trinken/Rauchen, dumm rum reden und abends noch nen Bierchen :) )


    Schönes Wochenende

    Man kann den Menschen das schwimmen beibringen, schwimmen müssen Sie allerdings selbst. 8)

  • Mir persönlich macht dieser Job viel Spaß (Jaaaaaa viel Kaffee trinken/Rauchen, dumm rum reden und abends noch nen Bierchen :) )


    Na dann viel Erfolg in Deiner weiteren Laufbahn :40:

    Viele Grüße aus Mittel:Franken:

  • Dann, Andrasta, hast Du nach einer Woche Deine Belegschaft um die Hälfte reduziert...

    Michael, du hast natürlich nicht unrecht. Vielleicht hätte ich meinen Satz etwas anders formulieren sollen. Beginnend mit "Vorsätzliches und Wiederholtes Ignorieren ....", denn auf solches Verhalten bezog sich meine Aussage.

    Und dann...

    Was würdest Du davon halten, wenn Du in einer Tempo 30 Zone, so unsinnig sie auch erscheinen mag, mit 42 km/h geblitzt wirst (schwerer Regelverstoß!) und für 3 Monate Deinen Führerschein abgeben müsstest?!?!

    Das kann mir nicht passieren. Ich gehe anderen Autofahrern gewaltig auf die Nerven, denn ich halte mich strickt an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Und mögen sie noch so unsinnig sein.

    Zum Beispiel eine 30iger Zone auf 125 meter vor einer Schule, Zeitlich nicht eingeschränkt, also egal an welchen Tagen oder Uhrzeiten gültig. Halte ich mich immer daran. Auch wenn die Schule weder Nachts noch am WE in Betrieb ist.

    Von daher, würde mir dies passieren dann hätte ich es verdient, denn dann wäre ich unachtsam gewesen.

    Ich fahre eher langsamer als zu schnell bei Unsinnigkeiten. Aber das ist ein anderes Thema.

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