Sammelstoffe für Gefährdungsbeurteilungen

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  • Hallo Freunde der Sicherheit,


    ich halte es kurz....


    Wir haben knappe 900 Gefahrstoffe in unserem Unternehmen und wollen so wenig GB´s und BA´s erzeugen wie möglich.


    Ja Sammelstoffe sind hier angesagt.


    Alles ganz einfach bis hierhin.


    Wenn ich einen Sammelstoff bilde und diesen mit "Schmierstoffe" tituliere kann ich locker 300 Gefahrstoffe abdecken.


    Aber...


    Manche dieser Stoffe sind keine Gefahrstoffe und manche birgen Gefahren.
    Je nach H-Satz bzw H-Sätzen würde ich die jeweils gleichen in eine GB fassen. Erzeuge aber wenn ich danach gehe aus 300 Gefahrstoffen statt einer GB vermutlich 20 GB´s.
    Nach dieser Vorgehensweise würde ich unsagbar viele GB´s erzeugen. Zwar keine 900 aber ich würde 3-Stellig werden und das möchte ich gerne verhindern.


    Ich habe hier diverse Themen durchgeforstet und bin nicht auf einen konkreten bzw. ähnlichen Fall gestoßen.
    (Ich möchte nicht ausschließen, dass ich es überlesen habe)


    Eine Idee wäre die Gefahrstoffe erst nach der Art (Also Bspw. Schmierstoff), anschließend nach gleichen H-Sätzen gehen.
    Bei den Schmierstoffen geht das ja noch.
    Wenn ich dies aber für Aerosole mache, dann habe ich am Ende durch die verschiedenen H-Sätze viele BA´s.


    Hier stoße ich auf die Probleme, dass der Leser am Ende überhaupt nicht weiß, welche Stoffe nun für die jeweilige BA gelten.


    Ich hänge hier fest und finde keine Lösung mit der ich zufrieden bin.


    Wie handhabt ihr einen solchen Fall oder wie würdet ihr das tun.


    Mein Frustrationslevel ist gerade sehr hoch...

    :512:

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  • Hier stoße ich auf die Probleme, dass der Leser am Ende überhaupt nicht weiß, welche Stoffe nun für die jeweilige BA gelten.

    Daher gehört in das Gefahrstoffverzeichnis ein entsprechender Verweis auf die zugehörige BA. Ideal, wenn in der BA dann die Stoffe noch einmal genannt werden für die die BA gilt.
    Ich fasse auch einige Dinge zusammen und sehe die gleichen Probleme wie Du.
    Stoffe mit ähnlichen Eigenschaften kann man ja zusammenfassen. Bei den Aerosolen habe ich z.B. eine BA für Spraydosen. Die Hauptgefahr geht da ja in der Regel vom Treibgas aus. Hat man dann noch Sprays mit anderen Gefahren wie z.B. ätzend, muss man eben eine weitere BA generieren.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • WICHTIG: KEIN Gefahrstoff darf an Dir vorbei beschafft werden, niemals. BEVOR Du das durchgesetzt hast, fängst Du gar nicht an mit den Gefahrstoffen.



    1. Frage: Sind alle Gefahrstoffe notwendig? 300 Schmierstoffe - MEINE Güte? Versuch die Zahl zu reduzieren, ob weniger Schmierstoffe nicht ebenso gut wären. Oft weiß eine Einheit nicht was die andere tut. Dann hat der eine Castrol mit Zusatz X, der andere hat Shell mit Zusatz Y, und keiner braucht diese Zusätze wirklich, hat nur "etwas bestellt". Soweit wie möglich also verschiedene Gefahrstoffe für die selbe Aufgabe abschaffen. BA und GBU gespart.


    2. Frage: Wie viel wird verwendet? Ein Tropfen im Monat...? GBU einfach: haushaltsübliche Menge - Drops gelutscht für X Gefahrstoffe.


    3. Frage: Welche BA gilt für welchen Gefahrstoff? Gib jedem Gefahrstoff einen "Tag" (z.B. "Kleber" oder "Schmierstoff"). BA ebenso taggen "Kleber" oder "Schmierstoff". So hast Du eine eindeutige Zuordnung. Alle "Kleber"-markierten Gefahrstoffe gehören zur BA "Kleber"


    4. Tipp: Vergiß die H- und sonstige Sätze bei der Kategorisierung. Es gilt die Gefährdungsbeurteilung. Beschränke Dich auf die Gefährdungen aus dem SDB, mach kein Brimborium daraus. Check, ob die Gefährdung überhaupt zutrifft: kann das Zeug überhaupt in die Augen gelangen? Haut verletzen? Wird es überhaupt manuell verarbeitet? Von wem?


    5. Lies die SDB mit Verstand. Da steht oft schreiender Blödsinn drin (mein Lieblingsbeispiel: bei Kontamination mit Kochsalz sofort nackich machen und ausgiebig duschen. Geht's noch? Die SDB-Schreiber sagten am Telefon: "Das schreiben wir überall rein".)


    6. Mut zur "Überreglementierung": wenn Du 15 Stoffe hast, 13 davon sensibilisierend - dann nimm die anderen zwei trotzdem dazu, und verpasse den Leuten die Hautschutz-PSA (wenn nichts anderes möglich) auch für die zwei harmlosen Stoffe. Falls einer dumm fragt: kann sein, dass der Stoff doch ersetzt wird, oder dass sich die Rezeptur ändert, und dann soll man sich nicht umgewöhnen müssen. Glaube mir: es ist einfacher alles über einen Kamm zu scheren, als zwei Stoffe auszunehmen, nur um 1h/Woche PSA zu "sparen".... Sprich: fasse zusammen und wähle den maximalen Schutz.
    Wenn aber nur ein Stoff von 15 blöd ist, dann bitte nicht alle Anderen mit PSA-Handschuhen versehen, sondern versuch den einen Stoff loszuwerden.


    Zusammenfassend:


    1. Grundsatz regeln (alles und nur über Sifa)
    2. 5S bei den Gefahrstoffen durchführen.
    3. Noch mal prüfen und Substituieren, was irgend möglich ist = abschaffen
    4. Gefährdungsbeurteilungen durchführen
    5. Fasse Stoffe mit gleichen Gefährdungen zusammen, gebe ihnen Tags, behandle auch weniger gefährliche Stoffe wie "gefährliche" Stoffe, solange keine extreme Überreglementierung nötig ist (Augenmaß finden)


    900 verschiedene Gefährdungsbeurteilungen, Betriebsanweisungen und Unterweisungen sind durch eine Sifa schlicht nicht zu managen.


    Und: hol Dir einen Praktikanten für 3 Monate, der die Gefahrstoffe und SDB erst einmal alle erfasst und aktualisiert!
    Anschließend versuche einen Dienst zu buchen, der die Datenbank managed, und die SDB regelmäßig aktualisiert. Kostet zwar Geld, aber weniger als eine SiFa, die jedes Jahr 900 Gefahrstoffen hinterhertelefoniert (== halbe Jahresarbeitszeit nur die SDB-Aktualisierung und Auswertung).

    2 Mal editiert, zuletzt von zzz ()

  • WICHTIG: KEIN Gefahrstoff darf an Dir vorbei beschafft werden, niemals.

    Schöne Theorie, die in der Praxis nur selten funktioniert. Da wird Anlage X beschafft und der Hersteller schreibt Schmiermittel y vor, schon hast Du keine große Auswahl mehr.

    Gib jedem Gefahrstoff einen "Tag" (z.B. "Kleber" oder "Schmierstoff"). BA ebenso taggen "Kleber" oder "Schmierstoff". So hast Du eine eindeutige Zuordnung. Alle "Kleber"-markierten Gefahrstoffe gehören zur BA "Kleber"

    Und wer organisiert, dass immer der richtige "Tag" auf neu angelieferte Gebinde kommt?

    Vergiß die H- und sonstige Sätze bei der Kategorisierung. Es gilt die Gefährdungsbeurteilung.

    Und an was orientiert sich die Gefährdungsbeurteilung??
    Oh, an den H-Sätzen und noch einigen weiteren Dingen. Auch die Substitution erfolgt über H-Sätze.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Schöne Theorie, die in der Praxis nur selten funktioniert. Da wird Anlage X beschafft und der Hersteller schreibt Schmiermittel y vor, schon hast Du keine große Auswahl mehr.


    DAS mit der Maschine ist kein Problem. Aber wenn das Zeug in betrieb geht, steht mein Gefahrstoffmanagement wie eine Eins.


    Für Gefahrstoffe nur über SiFa braucht die Sifa zwei Dinge:
    1. Uneingeschränkte Unterstützung des höchsten Scheffs.
    2. Penetranz.


    Maximal zwei Monate, und die Sache läuft.


    Als SiFa muss man keine Gefahrstoffe verhindern. Beispiel: ein Ingenieur will einen neuen Kleber. Ich frage ihn: wofür? Er sagt: damit das Teil da nicht herunterfällt. Sonst nichts? Temperatur egal? Vibration? Material? Alles egal - es soll nicht herunterfallen beim Herumexperimentieren. Na dann... Auswahl an Hunderten von Klebern vorhanden, er war mit dem Ersten zufrieden.


    So viel Hirn haben Entwickler... Aber sie leben nicht SiFa....


    Was hat die SiFa also getan? Hervorragenden Service und eine weitere Portion Administration verhindert :)


    Oder Kältesprays... In der ganzen Firma dutzende verschiedene Hersteller, natürlich alle falsch gelagert (in Schränken und in Regalen). ich habe die ALLE eingesammelt, im Gefahrstoffschrank gelagert und beim Engineering einem Kollegen einen Schlüssel dazu gegeben. Ein Ingenieur hat sich aufgeregt, so könne er nicht arbeiten (konnte er DOCH), die Anderen waren froh: mehr Platz, keine Bestellerei, es ist IMMER etwas da.... Und SCHWUPPS hatte ich keine - OK - drei - Fabrikate mehr.


    Auch bei Putzmitteln - was soll der Mist? Man braucht bestenfalls Tenside und organische Lösemittel. Damit kriegt man 99% geputzt :) Was braucht man NICHT bei Putzmitteln? Duftstoffe, Farbstoffe - unnötige Allergene. Und was gibt es für Putzstoffe? an jeder Ecke Andere... WAAAH!?


    Zitat

    Und wer organisiert, dass immer der richtige "Tag" auf neu angelieferte Gebinde kommt?


    Muss eigentlich gar nicht. Die Leute wissen doch, wann sie kleben, wann sie reinigen, wann sie sprühen.... So viel sollte von der Unterweisung hängenbleiben... Sollte.
    man kann aber auch den Auszug aus dem Gefahrstoffkataster daneben hängen, wenn man meint. War bei mir bisher nie nötig.


    Zitat

    Und an was orientiert sich die Gefährdungsbeurteilung??Oh, an den H-Sätzen und noch einigen weiteren Dingen. Auch die Substitution erfolgt über H-Sätze.


    Genau. H220. Im Feuerzeug. Ein Stück. So what? Substituier mal :)


    Ne, im Ernst - H-Sätze sagen NICHTS über die Gefährdungen bei der tatsächlichen Verwendung aus. Diese müssen erst ermittelt werden.
    Feuerzeug-Spaß: H220? OK - also, untere und obere Explosionsgrenze... Kann erreicht werden? Nein. Ende der Gefährdung... H220 geknickt. Das ist jetzt ein Spaßbeispiel, aber bei vielen gefahrstoffen IST es so. KEINE Firma nutzt 900 Gefahrstoffe im Dunstkreis EINES SiFa, wobei ALLE diese Gefahrstoffe ALLE H-Sätze VOLL einbringen. Da müsste man Amazon aus allen Logistikzentren rausschmeißen, und die Lagerräume anmieten, um rein technisch in die Nähe dieser Fähigkeit zu kommen. Meist sind es wenige Gefahrstoffe, die 99% der Gefährdung ausmachen. Stäube, Lösemittel...

    Einmal editiert, zuletzt von zzz ()

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  • Genau. H220. Im Feuerzeug. Ein Stück. So what? Substituier mal

    Streichholz.

    KEINE Firma nutzt 900 Gefahrstoffe

    Doch, wir. Wir haben z.B. über 300 verschiedene Zytostatika (Krebsbehandlungsmedikamente) im Einsatz. Ich habe sie zu 1 Gruppe zusammengefasst, aber es sind über 300 verschiedene Produkte.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Für den Kontext.
    Wir pflegen ein gemeinsames Gefahrstoffverzeichnis für 11 Werke.


    Die Beschaffung und Aktualisierung der Daten verläuft ohne Probleme.


    Ich finde AxelS Ansatz sehr gut und werde diesen adaptieren.
    Welche Gef.St. die jeweiligen Abteilungen verwenden ist für meine BA erst einmal egal solange jene zu den eingesetzten Stoffen passt.


    Eine Auflistung der Gef.St. in der Abteilung soll dann zur BA angehängt werden.


    Vielen Dank für eure Anregungen!


    Wir haben so viele Schmierstoffe, da noch Restbestände vorhanden sind und wir so langsam zu einem einzigen Zulieferer hinübergehen.
    Wir verbrauchen davon auch etliche Tonnen, da ca. ein Fass in ein Fahrzeug gefüllt werden.

    :512:

  • Streichholz.


    :44:


    Zitat

    Doch, wir. Wir haben z.B. über 300 verschiedene Zytostatika (Krebsbehandlungsmedikamente) im Einsatz. Ich habe sie zu 1 Gruppe zusammengefasst, aber es sind über 300 verschiedene Produkte.


    "Haben": lagern oder produzieren? Zu einer Gruppe zusammenfassen finde ich auch sinnvoll - bzw. ebenso genau meine "Linie"... Wenn aber eine SiFa die Produktion von 900 verschiedenen Zytostatika betreut. Hut ab! Aber diese Sifa hat kein Leben....


    Aber bitte das Zitat vollständig lassen:
    900 Gefahrstoffe, die EINER SiFa zugeordnet sind, die bei denen ALLE H-Sätze voll zur Geltung kommen :)


    Man vergesse nicht, dass dies alles Gemische sind. Irgend ein Teil des Gemischs wird einen H-Satz haben, der nicht zur Geltung kommen wird.

    Einmal editiert, zuletzt von zzz ()

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  • :44:

    Dir ist schon klar, dass ein abblasendes Gasfeuerzeug über 100l Ex-Atmosphäre erzeugt.



    "Haben": lagern oder produzieren?

    Lagern, mischen, verwenden, evt. entsorgen.


    Aber bitte das Zitat vollständig lassen:
    900 Gefahrstoffe, die EINER SiFa zugeordnet sind, die bei denen ALLE H-Sätze voll zur Geltung kommen :)


    Man vergesse nicht, dass dies alles Gemische sind. Irgend ein Teil des Gemischs wird einen H-Satz haben, der nicht zur Geltung kommen wird.

    Nicht ein Teil des Gemisches hat den H-Satz, sondern das Gemisch als solches. Ob dieser dann beim Umgang relevant ist, kann erst in der Gefährdungsbeurteilung abgeklärt werden. Die Betriebsanweisung für Gefahrstoffe ist für mich ein Teil der Gefährdungsbeurteilung. Da man aber in der Regel nicht nur mit einem Stoff pro Tag umgeht, zeigt sich schnell, dass die gängigen Methoden, wie das EMKG hier nie ausreichend sein werden, um zu einer sinnvollen Bewertung zu kommen. Wechselwirkungen sind oftmals unbekannt, man kann aber nicht den ganzen Tag im Vollschutzanzug herumlaufen, nur um eine mögliche Gefährdung auszuschließen. Somit muss man eben einen praktikablen Weg finden, um noch arbeiten zu können, aber trotzdem ein gewisses Schutzniveau zu erreichen.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.