Stromunfall bei Wasserzählerwechsel

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  • Hallo Zusammen,


    ich habe folgenden Arbeitsunfall aufzuarbeiten: als externe FaSi betreue ich einen Wasserzweckverband. Eine der täglichen Aufgaben ist das Wechseln von Wasserzählern in privaten Haushalten.
    Jetzt hat ein Mitarbeiter ein starken Stromschlag erlitten, weil das Wasserrohr in einen Einfamilienhaus unter Spannung stand. (hat wohl eine Firma etwas falsch angeschlossen)
    Nun miene Frage, hat jemand Erfahrung mit dieser Situation und natürlich: wie kann mann vorbeugen für die Perspektive.
    Ein Austausch mit einem Elektriker gab keinerlei Erkenntnis, er meinte: mann könne ja nicht einmal das Rohr auf Spannung sprüfen.


    Vielen Dank schon einmal


    Grüße Dörk

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  • Hallo Dörk,


    etwas aus der Ferne zu beurteilen ist immer schwer.


    Eine Sache könnte ich mir vorstellen:
    Das Haus könnte vielleicht einen Fehlerstromschutzschalter besitzen, der von den Werten recht hoch ist oder keinen. Dieser löst dann in diesem Fall nicht aus, da die Schwellwerte nicht erreicht sind. 30mA oder gar 500mA (!) wollen ja auch erst erreicht sein.


    Wo gehen diese vagabundierende "Ströme" hin? Irgendwo über das Schutzleitersystem, dessen Teil hier auch die geerdete Wasserleitung sein könnte. Im Normalbetrieb nicht ohne weiteres zu messen oder gar zu "spüren". Der Kollege "Wasserzähler" hat durch den Ausbau den Stromkreis, die Leitung, geschlossen. Der Kollege Installateur packt jetzt beide Rohrenden an und schliesst damit den Stromkreis als lebender Verbinder. Das spürt er.


    Das wäre für mich eine nachvollziehbare Aktion.


    Aber wie gesagt, hätte und könnte --> wir sind nicht vor Ort.
    Der Elektriker dort sollte das u.U. so auch erklären können. Er soll auf jeden Falle die Erdung aller Leitungen überprüfen. Das Zauberwort heisst Potentialausgleich.

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    ... viele Grüße vom Waldmann.





    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

  • Man muss zunächst einmal wissen wann die Spannung An lag...


    Wenn die Leitung generell Spannungsführend war als Außenleiter kann ich dies im Vorfeld feststellen in dem ich meinen Duspol nehme und ihn an das Rohr halte. Dann leuchtet dieser mehr oder minder hell , ähnlich wie ein Polprüfer


    Problematisch wird es wenn ich in einem Haus mit defekter Anlage bin und die Wasserleitung mittlerweile zum Rückleiter geworden ist. Sobald ich die Wasseruhr ausbaue und damit das Erdpotenzial auflöse welches mir die Wasserleitung von außen geliefert hat steht alles unter Spannung


    Dieser Fall war damals nicht selten als die Versorger angefangen haben Kunststoffleitungen zu legen da in alten Häusern oft die Erdung über die Wasserleitung gemacht wurde und es keinen Erder am Haus gab. Dies ist zum Glück schon länger verboten, jedoch gibt es sicher noch div Altanlagen mit solch Mängeln


    Dies kann aber niemand mal eben vor Ort auf die schnelle erkennen


    Einzige Maßnahme: Schutzhandschuhe für arbeiten unter Spannung und vorab mal einen Duspol ran halten ob er aufleuchtet

    Mfg Dierk

    Elektriker aus Leidenschaft :thumbup:

  • Ja genau! Das kann niemand mal eben so erkennen.


    Aber wie schützen sich jetzt die Mitarbeiter in fremden Häusern beim Zählerwechsel?


    Ich hab auch schon an nicht leitende Arbeitsunterlagen gedacht, um den Erd-Schluß zum Boden zu umgehen.


    MFG Dörk

  • Nur eine Unterlage hilft dir nicht weiter wenn die Uhr ausgebaut wir da die Gefahr groß ist das der MA beide Verschraubungen der Uhr gleichzeitig berührt und somit den evtl Stromkreis schließt


    Handschuhe für Elektriker, Spannungsfest
    Ich würde einfach mal bei anderen Verbänden anfragen ob diese Problematik Ort bekannt ist und wie sie damit umgehen. Manchmal ist es hilfreich wenn man sich direkt unterhält

    Mfg Dierk

    Elektriker aus Leidenschaft :thumbup:

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  • Vielleicht:
    Spannung abschalten, Kunststoffrohre verwenden, auf eine korrekte Erdung (viele Stellen) und eine korrekte Installation achten, nur RCD's (FI-Schalter) mit max. 30mA verbauen,.........


    Es gibt keinen 100%igen Schutz!!!


    Das kann, auch wenn es nicht soll/darf, überall und zu jeder Zeit passieren.

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    ... viele Grüße vom Waldmann.





    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

  • Hallo,

    hat wohl eine Firma etwas falsch angeschlossen


    Es gibt keinen 100%igen Schutz!!!


    Das kann, auch wenn es nicht soll/darf, überall und zu jeder Zeit passieren.

    Da stimme ich zu. So etwas lässt sich nicht wirklich verhindern.
    Und Elektriker-Handschuhe für den Gas-Wasser-Installateur? Das kommt bei mir in die Schublade: Schön - aber unrealistisch.


    Deswegen wäre meine Empfehlung an die Geschäftsleitung, Strafanzeige zu stellen. Dann wird vielleicht diese Firma diesen Fehler nicht mehr machen.
    Und ein paar schwarze Schafe werden vom Markt verschwinden...


    Gruß, Niko

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -

  • ...
    Deswegen wäre meine Empfehlung an die Geschäftsleitung, Strafanzeige zu stellen. Dann wird vielleicht diese Firma diesen Fehler nicht mehr machen.Und ein paar schwarze Schafe werden vom Markt verschwinden...

    Welche Firma? ?(

    "Sei achtsam auf dem Weg zur Schicht, auf der Strasse schläft man nicht!"

    "Wenn es einen Weg gibt, es besser zu machen: finde ihn." Thomas Alva Edison (1847-1931)

  • Guten morgen zusammen,


    Als Schutzmaßnahme für den Mitarbeiter, welcher den Zähler wechselt wäre es denkbar die Wasserleitungen vor und hinter dem Zähler vor dem Ausbau des Zählers leitend zu verbinden, damit beim Ausbau des Zählers kein Potentialunterschied entstehen kann. Diese Verbindung darf erst wieder aufgehoben werden, wenn der Zählerwechsel abgeschlossen ist und dass Wasser wieder fließt. Dieses könnte mit Erdungszangen ähnlich dieser geschehen (Erdungskabel mit Zangen), damit sich kein Potentialunterschied zu anderen Potentialen aufbauen kann müsste für die gesamte Zeit der Arbeiten eine nicht leitende Arbeitsunterlage ausgelegt werden, oder der Mitarbeiter mit Isolierenden Sicherheitsschuhen ausgestattet sein.
    Ein Problem welches ich noch sehe ist das aus dem Wasserzähler austretende Wasser. Durch dieses könnte wieder ein Potentialunterschied überbrückt werden und der Mitarbeiter erneut nicht vor einem Stromschlag geschützt sein.


    Ob diese Maßnahme wirklich greifen würden, würde ich mir von einem Elektriker bestätigen lassen.


    Euch einen Schönen Tag noch


    Gruß Michael

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  • .......alles schön und gut.


    Die Ursache ist eine defekte oder mangelhafte Installation der elektrischen Anlage.


    Alle Dinge wie das Überbrücken, helfen im Moment, beseitigen aber nicht die Ursache. Diese Anlage muss durchgecheckt werden und dann ggfs. korrigiert werden. Alles andere ist da Pfusch und kann u.U. Leben gefährden. Das geht auch nicht vom Schreibtisch aus. Hier muss der Techniker an die Anlage ran!!!

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    ... viele Grüße vom Waldmann.





    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

  • Hallo Waldmann,


    das ist absolut richtig, die Anlage muss gescheckt und der Fehler behoben werden. So wie ich es verstanden habe ist der Fehler erst beim Zählerwechsel aufgetreten, da bis dahin ein Funktionierender Potentialausgleich über die Wasserleitung gegeben war. Der Wasserzweckverband wird keine Möglichkeit haben in einem Einfamilienhaus den ordnungsgemäßen Zustand der Elektroanlage festzustellen und erst danach den Zähler zu wechseln. Aus diesem Grund muss er seine Mitarbeiter für den Moment des Zählerwechsels schützen, zum Beispiel mit den hier vorgeschlagenen Maßnahmen.


    Ich wünsche ein schönes Wochenende


    viele Grüße


    Michael

  • Hallo Michael,


    ich habe es so verstanden, der Zähler ist die Verbindung in der Wasserleitung. Dieser wurde entfernt. Damit wurde die Wasserleitung, die ja auch hier eine elektrische Leitung zu sein scheint, geöffnet.
    Der Monteur dürfte beide Enden gleichzeitig berührt haben und hat damit den Stromkreis geschlossen. Er dürfte eine Durchströmung abbekommen haben. In dem Fall wäre das für mich logisch.
    Für den Zustand ist dann auch nicht der Wasserverband verantwortlich, sondern der Betreiber.


    Bitte nicht vergessen: Wir machen hier Gedankenspielchen. Ob das wirklich so ist? Keine Ahnung. Es ist vorstellbar. Ein Ergebnis liefert hier nur ein Check der Anlage.
    Dabei reicht es dann auch nicht, nur die Spannung an dem "Leiter" Wasserleitung zu messen. Hier würde ich ALLE Stromkreise, die über den Schutzschalter laufen, öffnen und jeweils sep. mit einem Isolationsmesser durchmessen und ggfs. Ableitströme messen.
    Das ist für den Elektrofachmann Routine und kein Hexenwerk.



    Ich kann nicht sagen ob so etwas öfter vorkommt. Ein wirksamer Schutz für den Monteur ist das Abschalten der elektrischen Anlage und ein direktes Überbrücken der metallischen Wasserleitung mit einem Kurzschlusskabel (wie ein Starthilfekabel). Das habe ich so auch noch nie gesehen.

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    ... viele Grüße vom Waldmann.





    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

  • Hallo Zusammen,


    und vielen Dank für die Hinweise! Ich hab am letzten Freitag (aus gegeben Anlass) in der besagten Firma eine Unterweisungsrunde durchgeführt.
    Im direkten Austausch mit dem betroffenen Mitarbeiter kam heraus, dass in diesem Fall der Nullleiter Spannung geführt hat. (Voll Krass)
    Ich denke eine entsprechende Unterlage, Schuhe und geeignete Handschuhe sind als Sofortmaßnahme in Betracht zu ziehen.
    Ich werde den Hinweis von Dierk gerne aufgreifen und mich bei gleichgesonnen Verbänden zu diesem Problem kurzschließen.


    Grüße Dörk

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  • Aus gegebenem Anlaß: Ich habe im vergangenen Jahr ein Haus (BJ. '69) gekauft und bin jetzt beim Thema Strom. Dabei habe ich festgestellt, dass ich auch einer von diesen Kandidaten bin (und da bin ich nicht der einzige), dessen Ausgleich ausschließlich über die Wasserleitung läuft. Noch habe ich alle Leitungen aus Metall, aber dies wird sich auch bald ändern. Meines Wissens nach wirken neuere Wasseruhren sogar entsprechend unterbrechend...


    Anyway, mit Änderung des Anschlusses werden wir diesen Zustand ändern. Für die "Wasserwerker" wird aber ein solcher Zustand wahrscheinlich noch für die nächsten paar Jahre, insbesondere bei so alten Bauten, nie ganz auszuschließen sein.


    In diesem Sinne
    Der Michael

    "You'll Clean That Up Before You Leave..." (Culture/ROU/Gangster Class)

  • Anyway, mit Änderung des Anschlusses werden wir diesen Zustand ändern. Für die "Wasserwerker" wird aber ein solcher Zustand wahrscheinlich noch für die nächsten paar Jahre, insbesondere bei so alten Bauten, nie ganz auszuschließen sein.

    Das zeigt das 50Jahre zeit zum umrüsten noch immer nicht ausgereicht haben und man noch so viele Normen haben kann wen niemand sie Umsetzt bzw sie umgesetzt werden

    Mfg Dierk

    Elektriker aus Leidenschaft :thumbup:

  • Klar, ist ja auch:


    1. nicht so ganz einfach - wer reißt schon gerne alle Wände auf,
    2. nicht so ganz billig - neue UV, Kabel, Dosen, Wände etc.,
    3. nicht zwingend notwendig - "Funktioniert doch alles!",
    4. nicht unbedingt bekannt - welcher Hauskäufer ist schon Elektrofachmann,
    5. nicht interessant für Verkäufer - in der momentanen Lage geht alles über den Tisch...


    In diesem Sinne
    Der Michael


    PS: ...und, nur um das einmal zu sagen, eine "Umrüstpflicht" beim Hauskauf halte ich hier für nicht zielführend..

    "You'll Clean That Up Before You Leave..." (Culture/ROU/Gangster Class)

  • Was mich hier wundert ist die Rumraterei. Anscheinend gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Wurde eine Unfallanalyse durchgeführt? Der Mitarbeiter hat ja wohl richtuig Glück gehabt!
    Wie kommt es, dass der Nullleiter Spannung führt?
    Wie ist / wäre denn jetzt hier die Haftung? Hausbesitzer ist ja wohl verantwortlich.

    Man(n) ist erst dann ein Superheld, wenn man sich selbst für Super hält!
    (unbekannt)
                                                                                                                                                              
    „Freiheit ist nicht, das zu tun, was Du liebst, sondern, das zu lieben, was Du tust.“
    (Leo Tolstoi)

    *S&E* Glück auf


    Gruß Mick

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  • Spannendes Thema...


    Wie ich hier herauslese, scheint Fakt zu sein, dass diese Art von elektrischer Gefährdung bei den Wasserwerken grundsätzlich bekannt ist - entsprechend auch bei der BG.


    Umso mehr wundert mich, dass die Schutzmaßnahmen doch recht rudimentär sind, und (auch hier) spekuliert werden muss, wie man diese Unfälle vermeiden kann. Oder es trifft sich geballtes Unwissen im Forum - was ich eher nicht glaube :)


    Im Prinzip müssten Schutzmaßnahmen schon seit den 30er Jahren erdacht worden sein...? Dass dies (wohl) nicht der Fall ist, entsetzt mich - ehrlich gesagt - und hier sehe ich ein BG-Versagen - WENN es so ist. Ich habe jetzt nicht recherchiert.


    Außerdem bin ich dankbar lesen zu dürfen, dass es dem Mitarbeiter (trotzdem) gut geht. Ob er eine Körperdurchströmung hatte, konnte ich aus den Postings nicht ergründen, aber wenn, dann hoffe ich, dass er wusste, dass er sich sofort ins Krankenhaus begeben muss, und zur Beobachtung dort bleiben muss (oder dass jemand dafür gesorgt hat, dass dies geschieht). Diese Folge von Stromunfällen müsste auf jeden Fall sehr intensiv unterwiesen werden.

    Einmal editiert, zuletzt von zzz ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Umso mehr wundert mich, dass die Schutzmaßnahmen doch recht rudimentär sind, und (auch hier) spekuliert werden muss, wie man diese Unfälle vermeiden kann. Oder es trifft sich geballtes Unwissen im Forum - was ich eher nicht glaube

    erst mal ruhig mit den Pferden, natürlich sollte jedem Zählerwechsler bakannt sein wie er ein Zähler sicher zu wechsel hat. Voraussetzung ist auch das die Hausinstllation i.O. ist. In vielen Fällen hat sich das ohnehin erledigt das die Hausanschlüsse in PE sind und falls das nicht der Fall sein sollte hat die BGETEM in 2012 auch noch eine passenden Artikel dazu geschrieben.


    Wie gesagt es wird auch in den jeweiligen DIN-Normen beschieben usw. Das wechseln eines Zählers ist also kein Hexenwerk. Es kommt halt auf die ganzen Faktoren an die zusammenspielen...

    Alle sagten: Es geht nicht. Da kam einer, der das nicht wusste und tat es einfach.(Goran Kikic)

    Wer nichts weiß, muß alles glauben. (Marie von Ebner-Eschenbach)
    „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
    (Sapere aude)