Suche nach Instrument zur Risikobeurteilung

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  • Tach zusammen.


    Im Rahmen meiner Praktikumsarbeit bin ich auf der Suche nach dem richtigen Werkzeug zur Risikobeurteilung.


    Es geht um die Arbeitsschutzaspekte beim Einsatz von tiefkalt verflüssigtem Stickstoff in einer Anlage zur Dotierung von Halbleitern. Der Stickstoff gelangt in flüssiger Form vom Außentank über Leitungen und Regeleinrichtungen in die Anlage, verdampft darin und wird außen am Gebäude in die Umgebung abgelassen.
    Ich habe daher hier den Fall, dass der Stickstoff in einem quasi geschlossenen System verbleibt. Der Stickstoff wird nicht in Dewar-Gefäße gefüllt, transportiert und im Labor manuell eingesetzt. Eine Tätigkeit im Zusammenhang mit flüssigem Stickstoff liegt nicht vor.


    Damit habe ich im Regelbetrieb der Anlage keine Gefährung durch den Einsatz von Stickstoff. Erst dann, wenn flüssiger Stickstoff unplanmäßig austritt, drohen Schäden durch tiefkalte Oberflächen, tiefkalte Medien und Ersticken.
    Eine Gefahrenquelle wäre zum Beispiel ein defektes Bauteil, etwa ein undichtes Absperrventil.


    Ich tue mich noch schwer damit, ein griffiges Instrument zur Risikobeurteilung zu finden und das Risiko für ein Auftreten der Gefährdungen in den Akzeptanz-, Besorgnis- oder Gefahrenbereich einzuordnen. Gesetzliche Grenzwerte und Messmethoden wie beim Lärm sehe ich hier nicht.
    Liege ich hier richtig mit den qualitativen und quantitativen Skalen zur Einschätzung der Schadensschwere und Eintrittswahrscheinlichkeit?


    Hat jemand von euch Erfahrungen damit?


    Danke schon mal.


    Gruß,
    Thomas.

    Arbeitsschutz ist wie Staubwischen.

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  • Hallo Thomas,


    es gibt eine Dissertation von 2012 an der Bergischen Uni Wuppertal mit dem Titel "Die Risikoanalyse und -bewertung in der Praxis
    der Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsplätzen".
    Darin werden einige Methoden gegenüber gestellt und eine davon an einem Praxisbeispiel angewendet.



    mfg.

    Uwe

  • Der Stickstoff gelangt in flüssiger Form vom Außentank über Leitungen und Regeleinrichtungen in die Anlage, verdampft darin und wird außen am Gebäude in die Umgebung abgelassen.

    Erkundige Dich, unter welchem Druck Deine Anlage steht. Sieht mir sehr nach einer Anlage aus, welche eine ZÜS-Prüfung zumindest für Teile davon (Außentank) benötigt.
    Ich gehe weiter davon aus, dass die Leitung nach innen als vakuumisolierte Edelstahlleitung ausgeführt ist. Diese Leitungen benötigen Überdruckventile, welche eine jährliche Prüfung und in der Regel einen Austausch alle 5 Jahre (siehe Bedienungsanleitung der Anlage) erforderlich machen. Relevant wäre natürlich auch, ob die Armaturen überhaupt thermisch so weit zu isolieren sind, dass man sie ungeschützt bedienen kann. Oft ist dies nicht der Fall. Je nachdem wie viel und wie schnell der Stickstoff ausströmt kann Lärm durchaus ein Thema sein. Weiterhin sehe ich die Gefahr, dass in das System evt. auskondensierender Sauerstoff eindringen kann.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Erkundige Dich, unter welchem Druck Deine Anlage steht. Sieht mir sehr nach einer Anlage aus, welche eine ZÜS-Prüfung zumindest für Teile davon (Außentank) benötigt.Ich gehe weiter davon aus, dass die Leitung nach innen als vakuumisolierte Edelstahlleitung ausgeführt ist. Diese Leitungen benötigen Überdruckventile, welche eine jährliche Prüfung und in der Regel einen Austausch alle 5 Jahre (siehe Bedienungsanleitung der Anlage) erforderlich machen. Relevant wäre natürlich auch, ob die Armaturen überhaupt thermisch so weit zu isolieren sind, dass man sie ungeschützt bedienen kann. Oft ist dies nicht der Fall. Je nachdem wie viel und wie schnell der Stickstoff ausströmt kann Lärm durchaus ein Thema sein. Weiterhin sehe ich die Gefahr, dass in das System evt. auskondensierender Sauerstoff eindringen kann.

    Der Projektleiter hat heute eine Mail mit Unterlagen des Lieferanten erhalten. Ich werde das durchforsten und auch auf Deine Hinweise abklopfen. Beim Industriegaseverband beispielsweise bin ich auf weniger konkrete Angaben gestoßen. Der Operator an der Anlage wünscht sich jedenfalls einen möglichst niedrigen Druck. Wir werden sehen, was an dieser Stelle geht.
    Lärm ist auch im Regelfall ein Thema und will geprüft werden, da der Stickstoff in der Anlage beim Verdampfen sehr stark expandiert und schnell ausströmt. Das Problem des auskondensierenden Sauerstoffs habe ich bislang eher außerhalb des Systems gesehen, da es zu lokaler Ex-Atmosphäre kommen kann.


    Danke für die ganzen Hinweise. Werde das schlechte Wetter nutzen und zu Hause in mich gehen. ;)

    Arbeitsschutz ist wie Staubwischen.

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  • Hallo @caterpilar


    wie hast du denn jetzt deine Ausgangsfrage gelöst? Kannst Du deine Risikoanalyse veöffentlichen?

    Man(n) ist erst dann ein Superheld, wenn man sich selbst für Super hält!
    (unbekannt)
                                                                                                                                                              
    „Freiheit ist nicht, das zu tun, was Du liebst, sondern, das zu lieben, was Du tust.“
    (Leo Tolstoi)

    *S&E* Glück auf


    Gruß Mick

  • wie hast du denn jetzt deine Ausgangsfrage gelöst? Kannst Du deine Risikoanalyse veöffentlichen?

    Den Praktikumsbericht werde ich in den nächsten Tagen hochladen. Anonymisiert ist das kein Problem.



    Hier die Kurzfassung:
    Beim Sauerstoff konnte ich mich an qualitativen Werten entlang hangeln. Spezifische Verfahren gab es dafür nicht:
    Nach arbeitsmedizinischen Erkenntnissen gibt es Wirkungen auf Menschen abhängig von Wertebereichen der Sauerstoffkonzentration in der Luft (Tabelle im BAuA-Ratgeber zur Gefährdungsbeurteilung).
    Aus 1 Liter flüssigem Stickstoff werden bei Verdampfung 691 Liter Gas (aus der GisChem-Datenbank).
    Anhand der genannten Daten habe ich rein prospektiv die Gefährdungen im Besorgnisbereich eingeordnet und die Installation von Gaswarngeräten mit Alarmschwellen nach T 021 (BG RCI) empfohlen.


    Zur Beurteilung des Lärms habe ich begleitende Messungen während der Inbetriebnahme und evtl. erneuten Durchlauf des Handlungszyklus empfohlen, mit Verweis auf die Auslösewerte nach LärmVibrationsArbSchV.
    Auch hier pauschale Einordnung in den Besorgnisbereich, da wir noch nichts bestimmen können.


    Die Prüfung des Tanks übernimmt der Hersteller, da wir das Equipment nur mieten.



    Der TAP hat Wert auf smarte Ziele gelegt:
    Ersticken:
    "Bis zur Inbetriebnahme der Stickstoffversorgung des MBE-Labors sollen Maßnahmen umgesetzt sein, die die Beschäftigten vor einer Sauerstoffkonzentration geringer als 19 Vol.% wegen Sauerstoffverdrängung durch Stickstoff schützen."


    Lärm:
    "Bis zur Inbetriebnahme des MBE-Labors sollen Messungen des Schalldruckpegels im Labor vorbereitet sein, die durchzuführen sind, wenn erstmalig alle Aggregate arbeiten. Es sollen
    Maßnahmen ergriffen werden, wenn der Tages-Lärmexpositionspegel den unteren Auslösewert von 80 dB(A) übersteigt."


    So hat's geklappt.

    Arbeitsschutz ist wie Staubwischen.

  • @caterpilar


    Danke!!



    Die sollen haben nicht gestört?

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    Gruß Mick

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  • Dass statt sollen eben müssen steht.
    Sollen ist immer so unverbindlich.

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  • Ah, jetzt verstehe ich.


    Nein, das hat nicht gestört; wurde nie erwähnt oder bemängelt. Es ist mir auch selbst nicht aufgefallen.
    @AxelS Stimmt natürlich. "Müssen" ist verbindlich. Im Seminar wurde aber auch vor zu verbindlichen Zielen gewarnt. Da scheint es unterschiedliche Auffassungen zu geben.
    Hier bin ich aber ganz bei euch. "Müssen" wäre hier besser gewesen.

    Arbeitsschutz ist wie Staubwischen.

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  • Ich verwende auch immer das Wort "sollen" in seiner ganzen Pracht.Jemand von der Bezirksregierung hat mir mal gesagt: "Sollen ist müssen, wenn man kann!"

    und wenn ich nicht muss, kann ich nicht? :44:

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