Kinaesthetics

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  • Moin


    nachdem wir oft Kinaethetics-Schulungen empfehlen, sofern in verschiedenen Krankenhausbereichen Bewegungsabläufe noch optimierbar sind, hab ich mich nun selber einmal zu einer internen Schulung (für Pflegekräfte) angemeldet.


    Ganz, ganz kurz gefasst ist MH-Kinaethetics ein Bildungssystem zur Gestaltung gesundheitsfördernder pflegerischer Interaktionen, das sich positiv auf den Patienten auswirkt, aber auch bei den Pflegenden z. B. eine Reduzierung berufsbedingter Rückenerkrankungen durch Heben und Tragen bewirken soll.


    Als ersten Eindruck kann ich schon sagen, dass die Methoden zum Patiententransfer wirklich weniger körperlich anstrengend sind, als das, was ich mal gelernt habe. Auch aktiviert man den Patienten mehr selber zu tun, was später den Pflegeaufwand reduziert.
    Was ich ein bisschen kritisch sehe ist, dass die Pflegenden teilweise Vollkontakt z. B. zum ganzen Oberkörper des Patienten haben. Da bin ich nicht sicher, wie es mit der Übertragung von potentiellen Erregern und dadurch z. B. der Ausbreitung eines unbekannten MRSA Status aussieht.


    Da wohl inzwischen die meisten Krankenhäuser Kinästhetics praktizieren, würden mich einerseits Eure Meinung dazu interessieren aber auch speziell, ob bei jemanden Kinästhetics in Bereichen mit "unbelebten" Dingen praktiziert wird. Unser Reinigungsdienst und der Transportdienst wurde bei uns auch geschult.


    Denn unsere Trainerin erwähnt, dass sie z B. letztens Beschäftigte einer Autobahnmeisterei schulte und nach erster Scheu fanden sie es wohl recht gut.
    Es soll auch solche Schulungen für Bürotätigkeiten geben.

    Grüßle
    de Uil


    „Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwende ich das generische Femininum. Diese Formulierungen umfassen gleichermaßen alle Personen; alle sind damit selbstverständlich gleichberechtigt angesprochen und mitgemeint.“


    Omnia rerum principia parva sunt. [Der Ursprung aller Dinge ist klein.] (Cicero)

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  • Hallo de Uil,

    dein Beitrag ist zwar schon eine ganze Weile her, da ich neu im Forum bin, möchte ich trotzdem darauf antworten.


    Leider ist es so, dass es sehr viele Einrichtungen im Gesundheitswesen gibt, die auf das kinästhetische Konzept setzen. Auch ich bin kinästhetisch geschult, würde das dort erlernte jedoch nie alleine auf alle Patienten/Bewohner anwenden. Es ist eines von vielen Konzepten in der Pflege, was sich auf den Menschen konzentriert, der in seiner Bewegungskompetenz stark eingeschränkt ist. Jedoch nicht auf die Pflegekraft. Ein gestürzter Mensch, der nicht alleine aufstehen kann, wird aber immer noch am sichersten mit dem Lifter aufgehoben und nicht mit physiologischen Bewegungsmustern! Und er erleichtert sehr den beruflichen Alltag von Mitarbeitern die in der Pflege und Therapie arbeiten.

    Wenn wir die Schulungen nach T O P einordnen, dann sind sie auf der personenbezogenen Ebene anzusiedeln, also auf der, die bekanntlich am wenigsten wirksam ist. Menschen sind halt individuell im Wissen, Können und Wollen. Und genau das ist auch das Problem, weshalb die Umsetzung oft nicht funktioniert und die Rückenbelastung des Personals weiterhin bestehen bleibt.

    Der Ansatz muss auf der technischen und organisatorischen Ebene erfolgen. Sprich die Anschaffung technischer und kleiner Hilfsmittel zum Bewegen von Menschen. Die Bereitstellung von finanziellen und personellen Ressourcen und die regelmäßigen Schulungen und Unterweisungen der Mitarbeiter in der ergonomischen Arbeitsweise. Und genau diesen Ansatz verfolgt auch die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege in ihren Seminaren.

    Rückengerechtes bzw. ergonomisches Arbeiten bedeutet meist körpernahes Arbeiten. Zum Eigenschutz können Einmalkittel getragen werden. Sicherlich nicht ganz ökologisch, jedoch eine Möglichkeit.