Rollstuhlfahrer im Betrieb

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  • Moin,


    wir bekommen bei uns im Betrieb einen neuen Auszubildenden, der auf den Rolli angewiesen ist. Der Zugang zum Gebäude ist barrierefrei. Im Erdgeschoß befindet sich eine behindertengerechte Toilette. Im Haus kann der neue Kollege zwischen den Stockwerken nur per Fahrstuhl wechseln. Soweit alles kein Problem. Wie habt Ihr solche Fälle bei Euch geregelt, wenn der Fahrstuhl defekt ist, gewartet wird etc.? Ich will jetzt gar nicht die Punkte Brand, Räumung etc. beleuchten, aber hin und wieder ist der Fahrstuhl nicht nutzbar, so dass der Kollege bereits ein Problem hätte, wenn er die Toilette aufsuchen oder in den Feierabend gehen möchte.


    Baulich ist da nix zu machen. Zweiter Fahrstuhl als "Backup" scheidet aus, Treppenlift ebenfalls. Im Ereignisfall muss dann ein Evakuierungsstuhl bereitstehen. Nur den Kollegen jedesmal zum Pinkeln ins EG zu schieben, wenn der Fahrstuhl defekt ist, ich weiß ja nicht.... :/ Momentan tendiere ich dazu, den Kollegen vom Gebäudemanagement ans Herz zu legen, die Wartungsarbeiten außerhalb der Arbeitszeit zu legen, aber für den Fall eines Ausfalls des Fahrstuhls habe ich jetzt außer des Evakuierungsstuhl keine wirklich Idee. Aber vielleicht hat einer von Euch irgend einen Tipp?


    Edit: Erschwerend kommt hinzu, dass die Steuerung des Fahrstuhls bei sommerlichen Temperaturen muckt und der hersteller schon seit Wochen auf Fehlersuche ist. Letzte Woche ging das Ding einen kompletten tag nicht.


    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

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  • Moin,


    ohne die Randbedingungen zu kennen: kann der Azubi seinen Arbeitsplatz evtl. im Erdgeschoss eingerichtet bekommen?


    Dann wäre es ein dummer Zufall ,wenn der Fahrstuhl gerade ausfällt oder eine Evakuierung notwendig wäre, weil er gerade einmal in den oberen Etagen ist. Und vielleicht (keine Ahnung ob das zu organisieren geht) kann man ihm die Wege nach oben ganz ersparen?


    Gruß aus dem Norden


    nj 1964

    Planung bedeutet den Zufall durch den Irrtum zu ersetzen.

  • Moin,


    die Azubis "wandern" während ihrer Ausbildung durch verschiedene Abteilungen, insofern ist es mit dem Verlagern ins Erdgeschoß problematisch. Natürlich könnte man ihm im Erdgeschoß einen Arbeitsplatz einrichten und dann versuchen, ihn in die Arbeit der jeweiligen Abteilungen einzubinden, aber das sehe ich absolut kritisch. Dann kommt alle halbe Stunde mal ein Mitarbeiter, legt ihm Arbeit auf den Tisch, erläutert ihm vielleicht noch ein bischen was und lässt ihn dann mit der Arbeit im "Fremdteam" sitzen. Er soll ja auch die Arbeitsabläufe kennenlernen.


    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • Hi Frank,


    ich hatte zuletzt das tolle Erlebnis bei einer BSB - Fortbildung bei der BG auch über das Thema sprechen zu dürfen (Inklusive "Selbstversuch Rolli - Fahren" und "Selbstversuch Bilndheit")!
    Vor allem war einer der Dozenten auch "Rolli - Fahrer".


    Ein Tipp: Sprich mit dem Azubi einmal selbst, wenn du es nicht schon getan hast. Je nach Ursache der Behinderungm bist du erstaunt, was die Jungs alles leisten können.
    (Auch was Rollstuhl und Treppen angeht). Ansosnten genügend Paten finden, die darin trainiert werden, entweder den Rollstuhl mit Person einen Treppenabsatz herunterlassen zu können (das geht, wenn der Fahrer selbst mithelfen kann recht gut) und natürlich auch mit dem Evac - Chair...!


    Der Dozent war ein freier Dozent, der auch Behindertensport trainiert. Wenn Du Interesse hast, kann ich in den Unterlagen mal nach Kontaktdaten schauen und Dir Per PN zukommen lassen.

    in diesem Sinne


    Gruß
    Thorsten


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    Es genügt nicht, unseren Kindern einen besseren Planeten hinterlassen zu wollen.
    Wir müssen auch unserem Planeten bessere Kinder hinterlassen!

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  • eigentlich sollten die Toiletten auf jeder Etage Barrierefrei sein.
    Aber wegen einem Azubi der jetzt "zufällig" auf den Rolli angewiesen ist will man wohl keine umständlichen Umbauarbeiten vornehmen. Oder ist es womöglich aufgrund der bestehenden Lage gar nicht möglich?

  • Der kommt erst Ende August, aber man will sich ja nicht erst Gedanken machen, wenn man das Problem schon im Vorfeld etwas planen kann.

    Gerade dann würde ich versuchen im Vorfeld Kontakt mit Ihm aufzunehmen.
    Irgendwelche Maßnahmen im guten Glauben und mit Blick auf den rechtlichen Rahmen in die Wege zu leiten, ohne mal mit dem Kollegen gesprochen zu haben sehe ich kritisch.
    Entweder plant ihr am Ende komplett am Bedarf des Kollegen vorbei oder schießt meilenweit über das Ziel hinaus.


    Habt ihr eigentlich schon eine Schwerbehindertevertretung? Die solltest Du im Zweifelsfall nicht vergessen ;)

    in diesem Sinne


    Gruß
    Thorsten


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  • Guudsje,


    Du bist doch sonst auch so ein Pragmatiker...


    Wie lange ist den so ein Fahrstuhl zur Wartung/Reparatur außer Betrieb?!? 1/2 Tag, 1 Tag, vielleicht 2Tage?!? OK, worst case - 1 ganze Woche!!!!!!! Da besteht doch sicher die Möglichkeit, einen Arbeitsplatz temporär zu verlegen, oder?! Also, wenn in meinem Büro die Maler sind, muß ich auch raus, deswegen wird man als Backup kein Ausweichbüro bauen.


    Wenn ihr grundsätzlich die Möglichkeit habt behindertengerecht zu arbeiten, ist das doch eine super Sache. Versuche einfach im Auge zu behalten, daß Du (wahrscheinlich) niemals die perfekte Lösung finden wirst. Und Fahrstuhl fahren ohne Backup wird der Junge höchstwahrscheinlich auch jeden Tag irgendwo...


    In diesem Sinne
    Der Michael


    PS: Und wenn er ausgelehrnt hat, kann man ja immer noch über einen permanenten Arbeitsplatz im Erdgeschoß nachdenken... ;)

    "You'll Clean That Up Before You Leave..." (Culture/ROU/Gangster Class)

  • Moin,


    anders gefragt.
    Will denn der Rolli-Fahrer die Action um seine Person oder will der einfach nur wie alle anderen behandelt werden?


    Und im schlimmen Fall wird der Rolli eben von zwei netten Kollegen einmal getragen oder der Fahrer bleibt einen Tag im Erdgeschoss.


    Ich würde sagen, erst mal die Füße stillhalten. Alles andere ergibt sich irgendwie. Der Behinderte hat viele Jahre Erfahrung im Umgang mit "Normalos"!

    .
    .
    .
    ... viele Grüße vom Waldmann.





    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

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  • Habt ihr eigentlich schon eine Schwerbehindertevertretung?

    Yep. ist bereits mit im Boot.

    Da besteht doch sicher die Möglichkeit, einen Arbeitsplatz temporär zu verlegen, oder?

    Auf das Naheliegendste kommt man manchmal nicht.

    Und im schlimmen Fall wird der Rolli eben von zwei netten Kollegen einmal getragen oder der Fahrer bleibt einen Tag im Erdgeschoss.

    Tragen über Treppen durch ungeübte Personen? Ich weiß ja nicht, da stelle ich ihm lieber ein Dixi-Hüschen ins Büro. :D


    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • Er muss doch immer das letzte Wort haben.


    Treppe runter gehts auch per Evakuierungsstuhl. Rauf? Unsere Poststelle hat eine komische Sackkarre mit 6 Rädern, nein


    duck und wech.

    .
    .
    .
    ... viele Grüße vom Waldmann.





    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

  • Moin,


    so gerade mit einem Kollegen telefoniert. Für den Fall eines längeren Ausfalls des Fahrstuhls stellt der Kollege im EG einen voll ausgestatteten Arbeitsplatz zur Verfügung. :thumbup: Danke Michael für den Tipp, da habe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen.


    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • Hi Frank,


    hast Du auch daran gedacht Dir für die Einrichtung dieses Arbeitsplatzes Unterstützung, durchaus finanzieller Natur, bei der Fachstelle für schwerbehinderte Menschen/ Integrationsamt zu beantragen? Genaueres kann Dir Dein Vertrauensmann der schwerbehinderten Menschen sagen.


    Das zuständige IGA sollte sein:


    https://www.integrationsaemter…takt/89c1397i7/index.html


    Insgesamt würde ich mir die bei der Problematik, speziell den technischen Fachdienst des Integrationsamts ins Boot holen.


    Hardy

    Multiple exclamation marks are true sign of a diseased mind.
    (Terry Pratchett)
    Too old to die young (Grachmusikoff)

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  • hi...


    einmal was zum Thema Rollstuhl und Treppe:

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    Klar, Treppen sind für Rolli - Fahrer immer anspruchsvoll, aber je nach körperlicher Fitness und Erfahrung im Gerät ist einiges möglich. Klar ist auch, dass das keine Lösung für den Evakuierungsfall ist, da es über mehrere Etagen definitv zu lange dauert. Da geht ohne Evac - Chair inklusive ausreicheder Anzahl geschulten und trainierten Personals gar nix.

    in diesem Sinne


    Gruß
    Thorsten


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    Einmal editiert, zuletzt von Thorsten S. ()

  • Guudsje: So, kann ich dann nochmal auf die Sache mit dem "...geteert und gefedert durchs Dorf treiben..." zurückkommen?!?!?!?!?


    Hey, ass gut, dafür sind wir hier ja da, oder?!


    Viel Spass und schöne Woche.


    In diesem Sinne
    Der Michael

    "You'll Clean That Up Before You Leave..." (Culture/ROU/Gangster Class)

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  • Hi,


    zum normalen Betriebsalltag: hier hat der Michael bereits alles relevante gesagt. Die kurze Zeit, welche der Fahrstuhl ggf. ausfällt, lässt sich sicher irgendwie überbrücken (bei geplanten Arbeiten ggf. auch, indem der Mitarbeiter auf Fortbildung oder in den Außendienst geschickt wird oder eh gerade Urlaub hat ;).


    zum Brandfall: hier muss ich widersprechen! Es ist bei Weitem nicht immer und überall ein Evakuierungsstuhl erforderlich, nur weil ein Rollstuhlfahrer anwesend ist. Je nach Gebäudebeschaffenheit (Brandabschnittstrennung, Bauart der Treppe), Rollstuhl und anwesendem Personal sind folgende Vorgehensweisen alternativ möglich:
    - ein Helfer schiebt den Rollstuhlfahrer im Rollstuhl sitzend die Treppe hinunter,
    - zwei Helfer tragen den Rollstuhlfahrer im Rollstuhl sitzend die Treppe hinunter,
    - der Rollstuhlfahrer sucht in der Ebene einen sicheren Bereich auf und wartet dort ggf. auf Rettung durch die Feuerwehr.


    Auch hier gibt es nicht nur eine Möglichkeit, das Schutzziel zu erreichen ;).


    schöne Grüße,


    Markus

  • Moin Markus,


    wir haben bislang keine Evakuierungsstühle. Momentan sieht der Plan so aus, dass ein Rolli in den Bereich unseres rauchfreien Treppenhauses geschoben wird und dort mit einem Brandschutzhelfer auf einem Treppenabsatz auf Hilfe durch die Feuerwehr wartet, während andere Brandschutzhelfer beim Einweisen der Feuerwehr mitteilen, wo sich die Beiden Personen befinden. Das ist sicherer, als einen Rollifahrer im Ereignisfall die Treppe herunter zu wuchten.


    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • Moin Frank,


    vielleicht ist die Rettung von Behinderten ja ein Thema, das auf der nächsten Sensibilisierungsveranstaltung der SiBe und Evakuierungshelfer auf den Tisch kommt?


    Die Rettungsstühle müssen auch zum Umfeld passen. Wir haben viele Veranstaltungsstätten, die nicht ebenerdig sind. Im Fall der Fälle eben auch kein Fahrstuhleinsatz. Da macht es dann Sinn. Unter 400 Besuchern können schon mal eine Handvoll Rollies sein.
    Vielleicht passt der Stuhl ja auch in euer Umfeld?


    (Wir haben die "grünen", die sind aus den "gelben" entstanden. Fast das gleiche Produkt. Etwas anders, der Preis ist ein wenig besser und der Service (so man ihn denn braucht) ist auch ok.)

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    ... viele Grüße vom Waldmann.





    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)