Lohnt sich eine Zertifizierung?

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  • Lohnen sich QM - Zertifikate?

    ja und nein...

    1 - Ja, sie lohnen sich für denjenigen der Struktur und Übersichtlichkeit in seinem Unternehmen haben will.
    2 - Nein, sie lohnen sich nicht für denjenigen der einfach nur ein Blatt Papier mit einem hübschen Logo haben möchte um Aufträge an Land zu ziehen.

    Da ich vornehmlich Bauherren aus der Energiebranche betreue, ist es hier zu 95 % Bedingung um an den Ausschreibungen überhaupt teilnehmen zu können. Hier haben vieleicht beide einen Nutzen. Erst mal.

    Nur für den unter Punkt 1 hat es den positiven Effekt dass alles wie im FF funktioniert. Er hat eine gute Struktur, hat sein geprüftes Equipment mit samt aller Nachweise, hat seine qualifizierten Mitarbeiter, hat seine Material Bestellungen im Griff. Sein Auftrag wird pünktlich abgewickelt und seine Rechnung wird zügig geschrieben und bezahlt.

    Für den unter Punkt 2. Ohne tatsächlich existierende Struktur weiss er grad nicht wo sein Equipement rumschwirrt, er muss erst mal überall herum telefonieren um das zu ermitteln. Dann verliert seine Sekrtärin viel Zeit damit die Unterlagen der Mitarbeiter zusammen zu suchen und ach... wo sind denn die Prüfnachweise der Maschinen abgeblieben? Und stellt dann fest, dass geforderte Qualifizierungen gänzlich fehlen bei seinen Mitarbeitern. Schnell Nachschulen oder einen Subunternehmer finden der vom Auftraggeber akzeptiert wird. usw... sein Auftrag verzögert sich, er hat natürlich hundert Ausreden, alle andern sind schuld und sowie so ist der Kunde auch Sch..... Was will der auch dauernd von ihm. Der soll seine Rechnungen gefälligst bezahlen und gut ist. (Anwälte, Mahnungen, mehrkosten durch defektes Equipment, und und und...)

    Tja, und bei der nächsten Ausschreibung wird unsere Nummer 1 sicherlich wieder gute Chancen haben. Jedoch bei der Nummer 2 siehst nicht so dolle aus. Denn auch die Bauherren haben eine Funktionierendes QM und halten die Erfahrungen mit ihren Auftragnehmern fest.

    Also, Fazit, Zerifikate die so gelebt werden wie sie gedacht sind machen Sinn. Ansonsten, rausgeschmissenes Geld.

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  • Lohn es sich eine Firma zu zertifizieren?

    In gewisser Weise schon, da man ohne Zertifikat schon garnicht in den genuss kommt seine Dienstleistung anzubieten.
    Die Normen schreiben teilweise vor das die Zulieferer der Zulieferer auch zertifiziert sein müssen und wenn nicht muss ein Lieferantenaudit durchgeführt werden.
    Dies soll dann sicherstellen das der erteilte Auftrag ohne Komplikationen abgewickelt werden kann.

    Wer nicht mit der Zeit geht , der geht mit der Zeit.


    Gruß aus dem bayrischen Wald

    Andy

    Diskutiere nicht mit Idioten, denn sie ziehen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung! :19:

  • Guten Morgen,

    pauschal kann man es gar nicht sagen sondern muss den Einzelfall betrachten. Wenn das Unternehmen auch so gute Strukturen und Prozesse hat und gut aufgestellt ist, dann kann das Zertifikat auch einfach nur ein teures Blatt Papier sein. Man sollte sich immer folgende Fragen stellen: Wofür brauche ich das Zertifikat? Meistens ist es ein enormer Wettbewerbsnachteil keines zu haben, da es heute schon fast vorausgesetzt wird.

    Man bekommt sehr häufig folgendes Feedback: "Zertifizierte Unternehmen sind klasse, da findet man wenigstens saubere Prozesse und Strukturen vor." Würde ich jetzt so nicht unterschreiben, da es auch hier Ballerbuden gibt...

    Als Qualitätsmanager finde ich zertifizierte Unternehmen nachtürlich klasse, aber für gute Strukturen brauchst du den Zettel nicht.

    Gruß


    Logistiker

  • Hi,

    wer saubere Prozesse und Strukturen hat, der kann das Audit ohne Mehraufwand durchlaufen. Wenn er Glück hat kommt ein fähiger Auditor und das Unternehmen kann tatsächlich einen Mehrwert aus dem Audit ziehen (auch wenn das meiner bisherigen Erfahrung nach leider die Minderheit der Audits betrifft). Das Problem ist tatsächlich, dass in gewissen Bereichen gewisse Zertifikate für die Auftragsvergabe vorausgesetzt werden und dadurch die Gelddruckmaschine Auditierung / Zertifizierung läuft. Ohne Zertifikat kein Auftrag ist der aktuelle Trend der Zeit. Leider bekommt dabei jeder, der das Audit bezahlt, auch das Zertifikat (ist zumindest meine Erfahrung und aus Sicht der Sifa, des UMB und des Qualitätsmanagers kann ich mich nur immer wieder wundern, welche Unternehmen alles welche Zertifikate erhalten ;). Würde das System nicht in der Praxis so ad absurdum geführt, wäre es tatsächlich sinnvoll (ein gut aufgestelltes / durchstrukturiertes Unternehmen arbeitet sicherer, effizienter und besser als die Chaosbude). In der aktuellen Form sehen viele Unternehmen die Audits nur als notwendiges Übel, das für die Auftragsvergabe benötigt wird, bezahlen für das Zertifikat und sehen den Sinn dahinter nicht (zumindest drängt sich dieser Verdacht vielerorts auf, dass gar keine klaren Strukturen und definierten Prozesse gewünscht sind).

    schöne Grüße,

    Markus

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  • Also ich verstehe das ähnlich wie MrH. Ein gut strukturiertes Unternehmen, welches sein QM täglich oder doch mindestens regelmäßig lebt, hat dadurch nicht unbedingt mehr Arbeit. Die Korrekturen, Weiterführung und kontrolle der täglichen Prozesse geht in den geöhnlichen Arbeitsprozess über und stellt auch dann keine zusätzliche Belastung für die Mitarbeiter dar. Ein Prozess, der ordentlich in einer VA beschrieben ist, muss nicht ständig überarbeitet werden.
    Es haben nur die Unternehmen "Mehrarbeit", die ihre Prozesse nur alle drei jahre leben.

    Mich stört nur (speziell in der Automobilbranche) Autobauer in die Unternehmen gehen und Lieferantenaudits durchführen, die Messlatte für europäische Standorte sehr hoch legen, es aber trotzdem zulassen, dass in Ländern (Asien) produziert wird, deren gesetzl. Anforderungen hinsichtlich Arbeits- und Umweltschutz nicht vorhanden sind. Ergo auch gar nicht abgefragt werden können. Ich denke da so an Galvanikbetriebe.
    Es gibt auch in Deutschland Themen (z. B. Härtereien), die nicht ganz unproblematisch sind.

    Man(n) ist erst dann ein Superheld, wenn man sich selbst für Super hält!
    (unbekannt)
                                                                                                                                                              
    „Freiheit ist nicht, das zu tun, was Du liebst, sondern, das zu lieben, was Du tust.“
    (Leo Tolstoi)

    *S&E* Glück auf

    Gruß Mick

  • Hallo,
    ich bin froh, dass unser Unternehmen zertifiziert ist. Definierte und dokumentierte Prozesse erleichtern die Einarbeitung neuer Mitarbeiter, stellen eine einheitliche Arbeitsweise sicher und machen dadurch eine Vertretbarkeit der Stelleninhaber leicht möglich.
    Aber ja, es muss von der U-leitung gewollt und getragen weren. Nur dann werden Verbesserungsvorschläge aus den Standorten wirklich geprüft und für alle umgesetzt.
    Fehlt dieses Wollen, dann wird QM von der Belegschaft auch nicht mitgetragen und als Belastung wahrgenommen. Ergebnis: Zertifikat hängt an der Wand und macht alle 3 Jahre wirklich mehr Arbeit.

    Horst

  • Ich bin mit Stefan ganz einverstanden. Zertifikat ist mehr als ein Papier.
    Zertifikat verleiht dem Unternehmen einen bestimmten Qualitätsstatus. Selbstverständlich kann ein Zertifakat neue Kunden bringen.

    Viele Grüsse,
    Risk

  • Zertifikat verleiht dem Unternehmen einen bestimmten Qualitätsstatus.

    Ja, der zertifizierte Betrieb war in der Lage den Auditor zu bezahlen. Ob das jetzt allerdings ein Qualitätsstatus ist, da habe ich dann doch so meine Zweifel.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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  • Ein Zertifikat verleiht meiner Ansich nach einem Unternehmen keinen Qualitätsstatus. Dazu bin ich in diesem Bereich (QM, UM, OHSAS und jetzt auch ISMS) zu lange unterwegs. Erst einmal muss man schauen, was ist das für ein Zertifikat. Wurde das Zertifikat von einem akkreditierten Unternehmen ausgestellt (z.B. TÜV, DEKRA, DQS, DNV, ...), oder nicht (z.B. IsoCert). Da gibt es nämlich auch Unterschiede. Man kann hier bei den Zertifikaten schon von einer unterschiedlichen "Wertigkeit" sprechen.

    Es kommt immer daruaf an, was das Unternehmen mit der Erlangung einer Zertifizierung bezweckt, was hier aber auch schon beschrieben wurde.

    Meiner Ansicht nach hat jedes gestandene Unternehmen am Markt für sich gewisse Qualitätsstandards /Abläufe definiert, die es einhält. Wenn man diese verschriftlicht ist es "leichter" eine Zertifizierung zu erlangen, da die Voraussetzungen schon gegeben sind. Bei Unternehmen ohne eigene definierte Standards, wird es schwerer, bzw. dauert es länger das Zertifikat zu erhalten, für den Fall dass eine Ersnthaftigkeit dahinter steckt.
    Wer nur den Pappendeckel an der Wand haben und sich mit der Zertifizierung profilieren will zieht während des Audits eine Show ab. Jedoch spätestens beim erten Kundenauftrag, welcher die Vorgaben der Zertifizierungen beinhaltet, wird dieser Kunde auch gleich wieder ein EX-Kunde sein.


    Mit einer gewissen Ersnthaftigkeit, die hinter der Erlangung eines Zertifikates steht, ist dies Vorteilhaft für das Unternehmen. Alle anderen werfen nur unnötig Geld zum Fenster raus, da die Kunden es früher oder später eh bemerken, dass da was nicht stimmt.

    „Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusehen, sondern auf die Zukunft vorbereitet zu sein.“

    Perikles, griechischer Staatsmann,
    493-429 v. Chr.

  • Wurde das Zertifikat von einem akkreditierten Unternehmen ausgestellt (z.B. TÜV

    Warum erscheinen mir dabei vor meinem inneren Auge immer Brustimplantate?

    Ein akkreditiertes Unternehmen hat anhand von Aktenlage geprüft. Da war dem Betrug Tür und Tor geöffnet.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Ich bin mit Stefan ganz einverstanden. Zertifikat ist mehr als ein Papier.
    Zertifikat verleiht dem Unternehmen einen bestimmten Qualitätsstatus. Selbstverständlich kann ein Zertifakat neue Kunden bringen.

    Leider nein. Papier an der Wand = Die Prozesse wurden im Audit nachgewiesen... nur gelebt wird was anderes.
    In der Automobilbranche wird man leider dazu genötigt diverse kostenintensive Papiere zu besitzen.
    Damals mit 16949..14001 war nur der Anfang. Nun noch 50001...18001 und in den nächsten Jahren kommen noch weitere dazu.
    Kleinere Firmen sind irgendwann nicht mehr in der Lage die Forderungen zu erfüllen und dürfen nicht mehr an die großen Konzerne liefern.

    Was bringen die ganzen Zertifikate? Im ersten Moment sichere Prozesse, bis irgenwann jemand übertreibt und die Arbeitsleistung nicht mehr im Tagesgeschäft zu schaffen ist.
    Denn dann entstehen neue Prozesse, um diese kostengünstig und schnell zu umgehen. Zum Audit-Tag ist natürlich alles wieder sauber.

    Denn auch zwischen Auditor A und B liegen Welten... hätte unser Kunde auch unseren TÜV Auditor, wäre er das Zertifikat schon längst los.

  • Da hat mika2013 vollkommen recht. Eine schön inszinierte Show und man hat den Pappendeckel an der Wand.

    Die "Großen" fordern immer mehr von den kleinen Zulieferern. Nur dass sie teilweise das Gegenteil bewirken ist ihnen nicht bewusst. Im Moment ist die ISO 27001 (Informationssicherheit) groß im kommen, das wird das nächste was auf die Unternehmen zukommt.

    Eine weitere große Sache ist zurzeit auch das Thema Nachhaltigkeit, oder was man damit verkaufen will. Es gehören dazu vier Themenkreise (Umwelt, Arbeitspraktiken und Menschenrechte, Faire Geschäftspraktiken, und nachhaltige Beschaffung). Nur hat das Ganze mit dem Ursprung "Nachhaltigkeit" nichts mehr zu tun. Was die wenigsten wissen, ursprünglich stammt die Nachhaltigkeit aus dem Bereich Forst- und Waldwirtschaft. Kurz: für jeden gefällten Baum muss ein neuer gepflanzt werden (kurzer Exkurs :whistling: )

    „Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusehen, sondern auf die Zukunft vorbereitet zu sein.“

    Perikles, griechischer Staatsmann,
    493-429 v. Chr.

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  • Ich bin fast ein wenig erschrocken, wie viele eine Zertifizierung lediglich als Zirkusveranstaltung sehen.
    Sind das wirklich eure eigenen Erfahrungen, oder vermutet ihr das alles nur?
    Ich bin unter anderem in der Mineralölindustrie tätig und da gibt es kaum bis keine Unternehmen, die für die großen 5 tätig werden dürfen, wenn nicht wenigstens eine SCC-Zertifizierung vorliegt. Und welcher Unterschied dadurch bei den Arbeiten entsteht kann ich fast täglich bei kleinen Bauunternehmen sehen, die als Sub auf großen Baustellen arbeiten und Arbeitssicherheit immer noch als Übel ansehen.
    Natürlich ist es immer möglich ein System auszunutzen, bzw. zu umgehen. Sieht man ja in der Automobilindustrie.
    Aber ich gehe doch davon aus, dass die meisten es auch ernst nehmen und nicht nur auf das Papier aus sind

    Gruß
    Stephan

    Respekt, Verständnis, Akzeptanz, Wertschätzung und Mitgefühl

  • Aber ich gehe doch davon aus, dass die meisten es auch ernst nehmen und nicht nur auf das Papier aus sind

    Die Hoffnung stirbt zuletzt.

    In der Kw xx kommt der Zertifizierer für Audit xy, ihr wißt ja was der so hören und sehen will. Dann räumt diese Bereiche mal auf. Der Rest kann so bleiben, da ist der noch nie hingegangen.
    Und denkt an die Unterlagen, Hauptsache der Papierkrieg ist in Ordnung.

    Ein System lebt nur, wenn die Belegschaft mit einbezogen wird. Wenn das Ganze von Oben verordnet wird kommt kann die Firma sich das Geld für das Audit auch sparen.

    Mfg

    FS

  • Moin,

    was ist das für ein Zertifikat

    nicht nur der von Dir ausgeführte Aspekt des Zertifizierers, sondern auch der Geltungsbereich des Zertifikats ist interessant ...
    zu Zeiten der ersten QMS gab es ISO 9001, ISO 9002, ISO 9003 ... bei 9001 war die Entwicklung enthalten, bei 9002 nicht - um den Zertifizierer nicht in die Entwicklungsabteilung zu lassen, hatte BMW damals "nur" ISO 9002 ... die meisten Möbelhäuser hatten ISO 9003: dort wurde i.d.R. nur die Buchhaltung und Reklamationsbearbeitung betrachtet - mit der Qualität der verkauften Möbel hatte dies nichts, aber auch gar nix, zu tun ...

    Durch die Definition der Gültigkeitsbereiche macht man das heute auch noch so ... :D

    "Mit zunehmendem Abstand zum Problem wächst die Toleranz." (Simone Solga)
    "Toleranz ist das unbehagliche Gefühl, der andere könnte am Ende doch recht haben." (Robert Lee Frost)
    "Geben Sie mir sechs Zeilen von der Hand des ehrenwertesten Mannes - und ich werde etwas darin finden, um ihn zu hängen." (Kardinal Richelieu)
    "Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse" (Antoine de Saint-Exupéry)

    "Wie kann ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?" (Edward Morgan Forster)

  • Ich bin fast ein wenig erschrocken, wie viele eine Zertifizierung lediglich als Zirkusveranstaltung sehen.


    Hier bin ich mit Stephan ganz einverstanden. Sehr oft sieht eine Zertifizierung wie ein Zirkus aus.

    Viele Grüsse,
    Risk

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