Praktikum eines Menschen mit Behinderung

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  • Moin,
    ich habe grade erfahren, dass am Montag ein Praktikant bei uns aufschlagen soll, der für sein Maschinenbaustudium ein Betriebspraktikum machen soll (warum auch früher informieren...). Inhalt soll dabei manuelle Fertigung sein. Bei uns handelt es sich ganz überwiegend um Rohrleitungsbau, das heißt Einsatz von Winkelschleifern, Umgang mit schweren Lasten, usw. usf..
    Mein Problem bei der Sache ist, dass der Praktikant unter einer schweren Hämophilie B leidet. Ohne mich da jetzt ganz genau auszukennen halte ich es für eine ziemlich dämliche Idee, dem Jungen dann eine Flex in die Hand zu drücken. Insgesamt würde ich den gefühlsmäßig eigentlich ganz von mechanischen Gefährdungen weg haben wollen und deswegen auch nicht in die Werkstatt schicken.
    Meine Idee wäre es jetzt mal mit dem Praktikumsleiter bei der Uni zu sprechen, wie er sich die ganze Nummer vorstellt.
    Den Jungen 4 Wochen lang irgendwas kopieren zu lassen halte ich auch nicht für besonders zielführend.
    Wenn da jemand eine tolle Lösungsidee hat wäre ich super super dankbar.

    Gruß Moritz

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  • Hi Moritz,

    ich würde versuchen vorab Kontakt mit dem Menschen zu bekommen. Es ist eigentlich davon auszugehen, dass er vom Integrationsfachdienst (ifd) begleitet wird. Mit dem für ihn Zuständigen würde ich Kontakt aufnehmen und ggf. gemeinsam den Arbeitsplatz ansehen.

    https://www.integrationsaemter.de/Fachlexikon/In…enst/77c438i1p/

    Hardy

    Multiple exclamation marks are true sign of a diseased mind.
    (Terry Pratchett)
    Too old to die young (Grachmusikoff)

  • Hi Moritz,

    Praxistipp: rede erstmal mit dem Betroffenen selbst!
    Er kennt sich bestens mit seiner Krankheit aus und hat sicher schon oft Gespräche geführt, in denen er anderen seine Krankheit und die damit verbundenen Besonderheiten erklärt hat. Wäre der Einsatz in der Metallbearbeitung für ihn lebensgefährlich (= unverantwortlich) würde er das Praktikum nicht antreten. Also mach dir nicht unnötig einen Kopf, sondern hol dir die Informationen aus erster Hand und sprich mit ihm selbst das weitere Vorgehen ab.

    Er kann dir sicher genau erklären, ob, und wenn ja, welche Einschränkungen ggf. vorhanden sind und worauf besonders zu achten ist (auch im Hinblick auf die Erste Hilfe im Falle eines Unfalls). Hämophilie ist meines Wissens gut behandelbar und wenn der Betroffene medikamentös gut eingestellt ist, sehe ich auch kein Problem darin, ihn praktisch in der Metallbearbeitung einzusetzen.
    Er wird vielleicht etwas vorsichtiger als andere an die Sache rangehen, aber das schadet nicht (ich für meinen Teil hab eh kein Verständnis für gewisse Spezialisten, die der festen Überzeugung sind, sich aus unterschiedlichsten Gründen regelmäßig bei der Metallbearbeitung verletzen zu müssen und nichts gegen die Unfallzahlen machen zu können ;).

    schöne Grüße,

    Markus

  • Ich habe ersteinmal nachlesen müssen, was Hämophilie ist. Ich denke, dass Du im Vorfeld auch die Erste-Hilfe Mitarbeiter informieren musst. Dazu würde ich den Betriebsarzt mit ins Boot holen.
    Ich denke nicht, dass hier das Integrationsamt helfen kann, da die sich mehr mit dem Thema Barrierefreiheit und Arbeitsmittel beschäftigen. Wir haben die bei der Einrichtung von einem Schwerbehinderten Arbeitsplatz genutzt. Die besorgen so Dinge wie unterstützende Arbeitsmittel oder medizinische Hilfsmittel (Gleitbrett, elektrische Liegen etc.). Beteiligen sich aber nicht bei der Infrastruktur (Arbeitsplatz an sich).

    Man(n) ist erst dann ein Superheld, wenn man sich selbst für Super hält!
    (unbekannt)
                                                                                                                                                              
    „Freiheit ist nicht, das zu tun, was Du liebst, sondern, das zu lieben, was Du tust.“
    (Leo Tolstoi)

    *S&E* Glück auf

    Gruß Mick

  • Moin,
    danke erstmal für die Antworten! Ich hab mich, wie von MrH vorgeschlagen, erstmal länger mit dem Praktikanten unterhalten. Laut seiner Aussage ist die Erste-Hilfe bei Schnittverletzungen genauso zu handhaben wie bei "normalen" Menschen. Also erstmal Druckverband drauf. Da das dann allerdings nicht von selber zugeht muss er im Zweifelsfall dann aber ins Krankenhaus. Ansonsten sind wir drüber eingekommen, dass er wahrscheinlich auch gut Maschinenbau studieren kann ohne selbst geflext zu haben und deswegen lässt er das (da hab ich einfach ein blödes Gefühl bei). Ansonsten kann er andere Arbeitsschritte normal durchführen. Wird schon alles klappen!

    Gruß
    Moritz

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  • Moin,

    Ansonsten sind wir drüber eingekommen, dass er wahrscheinlich auch gut Maschinenbau studieren kann ohne selbst geflext zu haben und deswegen lässt er das (da hab ich einfach ein blödes Gefühl bei).

    die Frage ist vermutlich überflüssig - aber hast Du für die Tätigkeit eine Gefährdungsbeurteilung erstellt?
    Ich habe dies vor der Beschäftigung eines Praktikanten in einem Labor gemacht.

    "Mit zunehmendem Abstand zum Problem wächst die Toleranz." (Simone Solga)
    "Toleranz ist das unbehagliche Gefühl, der andere könnte am Ende doch recht haben." (Robert Lee Frost)
    "Geben Sie mir sechs Zeilen von der Hand des ehrenwertesten Mannes - und ich werde etwas darin finden, um ihn zu hängen." (Kardinal Richelieu)
    "Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse" (Antoine de Saint-Exupéry)

    "Wie kann ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?" (Edward Morgan Forster)

  • Moin,
    tja Gefährdungsbeurteilung... Dokumentiert hab ich da nix (ist ja im Normalfall auch eigentlich Vorgesetztenarbeit).Im Gespräch sind wir meiner Meinung nach die wesentlichen Punkte durchgegangen, in diesem Fall heißt das halt, dass Verletzungen eine größere Schadensschwere haben und deshalb nicht alle Tätigkeiten ausgeführt werden.
    Kann man aber bestimmt auch schöner machen, dann wäre es allerdings halt auch von vorteil nicht 20 Minuten vor Feierabend über so eine Geschichte informiert zu werden.

    Gruß
    Moritz

  • Moin,

    Dokumentiert hab ich da nix

    DOCH!
    Du hast hier darüber geschrieben, das Problem geschildert und auch Antworten bekommen.
    ... Das kann man doch als (unsystematische) Gefährdungsbeurteilung durchgehen lassen ... :whistling:

    Und das bringt mich natürlich auf eine Idee, und zwar die Frage:
    inwiefern kann man Anfragen auf dieser Internet-Plattform als Bestandteil einer Gefährdungsbeurteilung werten?

    ... ich mache hierzu einen eigenen Themenstrang auf ...
    Anfrage bei Sifapage = Bestandteil einer Gefährdungsbeurteilung?

    "Mit zunehmendem Abstand zum Problem wächst die Toleranz." (Simone Solga)
    "Toleranz ist das unbehagliche Gefühl, der andere könnte am Ende doch recht haben." (Robert Lee Frost)
    "Geben Sie mir sechs Zeilen von der Hand des ehrenwertesten Mannes - und ich werde etwas darin finden, um ihn zu hängen." (Kardinal Richelieu)
    "Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse" (Antoine de Saint-Exupéry)

    "Wie kann ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?" (Edward Morgan Forster)