ArbMedVV - regelmäßige Tätigkeit in FSME-Endemiegebieten

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  • Moin,

    wir haben mehrere Beschäftigte, die sich in niederer Vegetation auf Freiflächen, Wiesen, Äckern und im Wald bewegen aber keine Forstarbeiter o.ä. sind. Es handelt sich hierbei um Besichtigungstermine von Stadtplanern, die Bauerwartungsland begutachten, eine verfallene Waldhütte inspizieren, auf Wiesen rumlatschen und schauen, ob diese als ökologische Ausgleichsflächen geeignet sind etc.. Gemäß Teil 2 (1) Ziffer 3 Buchstabe m des Anhangs zur ArbMedVV (Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen einschließlich gentechnischen Arbeiten mit humanpathogenen Organismen) hat der Arbeitgeber eine Pflichtvorsorge bei regelmäßigen Tätigkeiten in niederer Vegetation oder direkter Kontakt zu frei lebenden Tieren hinsichtlich
    a) Borrellia burgdorferi oder
    b) in Endemiegebieten Frühsommermeningoenzephalitis-(FSME)-Virus
    zu veranlassen.

    In der FSME-Karte des Robert-Koch-Instituts sind wir als Endemiegebiet ausgewiesen. Soweit so gut. Da es keine Kommentierung zur ArbMedVV gibt (oder ich zu doof bin, eine zu finden), stehe ich nun vor der Frage, wann eine solche Tätigkeit regelmäßig ist. Ist einmal pro Monat schon regelmäßig? Ist einmal pro Quartal regelmäßig? Wöchentlich? Die regelmäßige/erste Arbeitsstätte ist natürlich das Büro. Irgendeine Idee, wo ich noch nachschlagen könnte?

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

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  • Moin Frank,

    ich schätze, dass Du die Regelmäßigkeit und die daraus resultierenden Folgen im Rahmen Deiner Gefährdungsbeurteilung selbst festlegen musst.
    "Regelmäßig" ist ein sehr dehnbarer Begriff (hast Du ja schon selbst festgestellt), daher wird sich hier niemand aus dem Fenster lehnen und eine allgemeine Regel aufstellen.

    Nicht wirklich hilfreich, fürchte ich.

    Gruß aus dem Norden

    nj 1964

    Planung bedeutet den Zufall durch den Irrtum zu ersetzen.

  • Min,

    deswegen fragte ich ja, ob es evtl. eine Kommentierung, eine Durchführungsverordnung zur siebsten Umsetzungsregelung der Realisierungsanweisung zur ArbMedVV gibt, die ich nicht finde. ;)

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • Hi Frank,


    Min,

    deswegen fragte ich ja, ob es evtl. eine Kommentierung, eine Durchführungsverordnung zur siebsten Umsetzungsregelung der Realisierungsanweisung zur ArbMedVV gibt, die ich nicht finde. ;)

    Gruß Frank

    so was in der Art gibt es, nur ob die Antwort dir weiter hilft?

    "1.44. Wann ist eine Tätigkeit oder ein Kontakt „regelmäßig" im Sinne des Anhangs Teil 2 ArbMedVV (Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen ein-schließlich gentechnischen Arbeiten mit humanpathogenen Organis-men)?

    Bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen gibt es keine Grenzwerte, die Infekti-onskrankheiten sicher ausschließen. Das Risiko für eine Erkrankung hängt ab von der Expositionshöhe, von der Expositionsdauer, von dem Übertragungsweg, der In-fektiosität des Erregers und der individuellen Immunitätslage der oder des Beschäf-tigten. Die Regelmäßigkeit einer Tätigkeit oder eines Kontaktes wird dadurch charakterisiert, dass die wiederkehrende Exposition gegenüber dem biologischen Arbeitsstoff bestimmend für den Charakter der Tätigkeit oder des Kontakts ist (tätigkeits-/kontaktspezifisches Auftreten). Die Tätigkeit oder der Kontakt ist schon beim ersten Mal als „regelmäßig" anzusehen, wenn eine Wiederholung zu erwarten ist."


    Quelle: FAQ zur ArbmedV (Seite 16)

    Grüße
    Awen

    "Es gibt keine Trottel - nur Menschen, die wenig Glück beim Denken haben"

    ©sinngemäß nach Bruno Jonas, Kabarettist, Oktober 2016

  • Moin,
    das hier klick kommt einer Kommentierung wahrscheinlich am nächsten (du Doof :D ). Unter 1.44 wird deine Frage behandelt (ich hätts auch reinkopiert, aber die Formatierung schön zu machen ist mir zu doof). Ob ich das jetzt sinnvoll finde oder nicht ist eine andere Baustelle und war ja Gottseidank von dir auch nicht gefragt.

    Gruß
    Moritz

    Edit: pöh, da war Awen schneller und die macht sich auch die Mühe mit dem reinkopieren...

    Einmal editiert, zuletzt von moritz_p (31. Mai 2016 um 13:57)

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  • Moin,

    ich muss dieses alte Thema mal aus gegebenem Anlass wieder an die Oberfläche zerren. Nachdem wir nach und nach die Tätigkeiten beleuchtet haben, zeigt sich, dass die Infektionsgefährdung FSME mittlerweile auf Platz zwei bei unseren Pflichtvorsorgen liegt, und ein Ende ist noch nicht in Sicht.

    Menschen, von denen ich nie gedacht hätte, dass sie in niederer Vegetation unterwegs sind, turnen in diesen Bereichen zwischen den kleinen gemeinen Zecken herum. Vielleicht für den Einen oder Anderen auch mal eine Überlegung wert, bei den Tätigkeiten noch genauer hinzuschauen, weil die Beschäftigten das selbst nicht auf dem Schirm haben.

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • Genau dafür habe ich eine Schulungspräsentation gemacht die regelmäßig in den Einrichtungen (Kitas, Forstbetrieb, Jugendtreff) per E-Learning geschult werden.

    Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann.

    Francis Picabia 1879-1953

    Viele Grüße Mario

  • Genau dafür habe ich eine Schulungspräsentation gemacht die regelmäßig in den Einrichtungen (Kitas, Forstbetrieb, Jugendtreff) per E-Learning geschult werden.

    Wärest du bereit, diese zu teilen? Lässt du mich daran teilhaben?

    Man(n) ist erst dann ein Superheld, wenn man sich selbst für Super hält!
    (unbekannt)
                                                                                                                                                              
    „Freiheit ist nicht, das zu tun, was Du liebst, sondern, das zu lieben, was Du tust.“
    (Leo Tolstoi)

    *S&E* Glück auf

    Gruß Mick

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  • Da bin ich immer wieder froh, dass wir uns nur mit dem Holzbock auseinandersetzen müssen (Meist vom Hund absammeln). Hier ist eher großer Bärenklau und Co. ein Problem am Deich.

    Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst - Albrecht Müller

  • Die Präsentation ist leider knapp 6 MB zu groß zum anhängen.

    du hast doch meine email

    Man(n) ist erst dann ein Superheld, wenn man sich selbst für Super hält!
    (unbekannt)
                                                                                                                                                              
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  • Vielleicht für den Einen oder Anderen auch mal eine Überlegung wert, bei den Tätigkeiten noch genauer hinzuschauen, weil die Beschäftigten das selbst nicht auf dem Schirm haben.

    Definitiv!

    Vielen Dank für den Anstoß und das Provozieren von Quellen. :D

    Wir haben das tatsächlich dadurch, daß Mitarbeiter bei Begehungen und bei der Baukontrolle in teilweise hochgewachsenem Gras unterwegs sind. Das dann sowohl in Umspannwerken als auch im Wald rund um Freileitungsmaste.

    Auf die genauere Betrachtung bin ich über mein PRA2 gestoßen. Dort hatte ich das (gemeinsam mit der Betriebsärztin) beurteilt und war aufgrund der fast täglichen Exposition darauf gekommen, daß wir was machen müssen. Nach aktuellem Stand wenigstens Aufklärung/Unterweisung und den Hinweis, gezogene Zecken über den Hausarzt einschicken zu lassen, damit eine Borrelieninfektion schnell erkannt und therapiert werden kann, ehe sich die Viecher im Nervensystem einnisten.

    Und gegen FSME kann man sich impfen lassen.

    Gruß

    Thilo

    "...denn bei mir liegen Sie richtig!"

  • Nach aktuellem Stand wenigstens Aufklärung/Unterweisung und den Hinweis, gezogene Zecken über den Hausarzt einschicken zu lassen, damit eine Borrelieninfektion schnell erkannt und therapiert werden kann, ehe sich die Viecher im Nervensystem einnisten.

    Ach und der AG übernimmt die Kosten für die Untersuchung der Zecke?

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Ach und der AG übernimmt die Kosten für die Untersuchung der Zecke?

    Das müssen wir noch verhandeln.

    Meiner Ansicht nach wäre es ein sinnvoller Anreiz, wenn die Mitarbeiter im Auftrag des Arbeitgebers über längere Zeit auf Baustellen bzw. den relevanten Einsatzgebieten sind, die Exposition also schwerpunktmäßig auf die versicherte Tätigkeit zurückzuführen ist.

    Dazu kommt, daß ein wegen Borreliose ausgefallener Mitarbeiter durchaus einen großen Verdienstausfall für das Unternehmen darstellt. (Wenn man sich denn auf die betriebswirtschaftliche Sicht versetzen möchte)

    In dem Fall ist es dann auch egal, ob die Zecke in der Freizeit oder während der Arbeitszeit mitgenommen wurde - das Ergebnis für das Unternehmen ist dasselbe.

    In der Praxis wird sich die Frage vermutlich kaum stellen, weil wohl keiner der Mitarbeiter das tatsächlich tun wird.

    Gruß

    Thilo

    "...denn bei mir liegen Sie richtig!"

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  • [..]

    In der Praxis wird sich die Frage vermutlich kaum stellen, weil wohl keiner der Mitarbeiter das tatsächlich tun wird.

    Ich habe aktuell bereits 25 Zecken im Verbandbuch aus den Bereichen Kita, Kläranlage, Bauhof und Umweltamt stehen. Wenn ich den Mitarbeitern anbiete, dass sie mit jeder Zecke zum Einsenden zum Hausarzt / Betriebsarzt fahren, dann machen die das auch und sind mindestens 2 Stunden weg.

    Eine Analyse finde ich übertrieben, wäre es notwendig, würde in der DGUV Information 214-078 „Vorsicht Zecken“ entsprechendes stehen. Aber dort steht nur "Bissstelle markieren und beobachten".

  • Dazu kommt, daß ein wegen Borreliose ausgefallener Mitarbeiter durchaus einen großen Verdienstausfall für das Unternehmen darstellt.

    Das verhindert die Untersuchung der Zecke auch nicht.

    Nicht jede Zecke, die infiziert ist, führt zu einer Borreliose. Somit wird erst bei den typischen Symptomen, wie der Wanderröte mittels Antibiotika behandelt. Dabei muss man keine AU bekommen, oft sind die Anfangssymptome durchaus erträglich.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Hi,

    das RKI schreibt zur Frage, ob eine Untersuchung einer Zecke auf Infektionserreger sinnvoll ist:

    Eine Untersuchung von Zecken auf Infektionserreger wie Borrelien oder FSME-Viren wird nicht als sinnvoll angesehen.

    Also spart euch den Aufwand und investiert das Geld lieber in sinnvolle Schutzmaßnahmen (z.B. geeignete Arbeitskleidung, Zeckenabwehrspray, Hilfsmittel zur Zeckenentfernung) statt in sinnbefreite Zeckenuntersuchungen.

    schöne Grüße