Alternativen bei der Lötrauchabsaugung

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  • Moin,

    bei uns kocht gerade das Thema Lötrauchabsaugung hoch. Wir haben 4 THT-Bestückungsplätze. Die Lötstationen sind seit ein paar Jahren mit Lötspitzenabsaugung ausgestattet. Nun sind die über der Lötspitze positionierte Saugröhrchen zu schwer (geworden) und die Schläuche zu unhandlich und überhaupt... "man kann mit den Dingern nicht arbeiten". (DIe MA haben zum Großteil die Aufsätze demontiert. Die Schadstoffbelastung ist Ihnen egal.)

    Jetzt kam der Fertigungsleiter mit einem Alternativvorschlag. Genauer: Ich sollte mein OK zu diesem Gerät geben. Habe dies nach Sichtung der DGUV Information 213-725 (ex BGI/GUV-I 790-025) "Manuelles Kolbenlöten mit bleifreien Lotlegierungen in der Elektro- und Elektronikindustrie" und dem BIA Untersuchungsbericht "Lötrauchemissionen beim Einsatz von Absauggeräten - Weichlöten" abgelehnt. Meinen Vorschlag, Geräte mit Flächenabsaugung von Ersa, OKI oder Weller (war das schon Werbung?) zu betrachten, lösten nur ein "VIIIEEEL zu teuer - was da schon die Ersatzfilter kosten" aus.

    Stattdessen will er von mir Vorgaben zu Luftdurchsatz, Filterdicke, etc und Normen. Denn die Aussage der BIA ("Die höchsten Lötrauchemissionen wurden bei Tischgerätenermittelt. Diese sind nur unwesentlich geringer als bei den Versuchen ohne Absaugung.") akzeptiert er nicht, da ja schon 10 Jahre alt und die Technik doch immer Fortschritte macht. Auch ist die BG >>>>zensiert<<<<, da sie keine klaren Aussagen macht und nur Teures verlangt.
    Werde ihm jetzt Staubgrenzwert und ein paar andere Werte übermitteln. Dann kann er seinen Wunschlieferanten fragen, ob dieser die Einhaltung garantiert. (Wenn ja, sind wir doch alle :) )

    Da §§§§-Reiterei und Zahlenhickhack sicher nicht zielführend sind, suche ich nach anderen Lösungen und Argumenten.

    Daher - nach langer Vorrede - meine Fragen:

    • Welche Erfahrungen habt ihr mit Lötrauchentsorgung gemacht?
    • Wie ist die Akzeptanz der lötkolbenhaltenden Menschen am absaugunterstützten Lötplatz bei euch?
    • Was / Welche Alternativen habe ich übersehen?

    Eine durchschnittliche Dauer der Lötarbeiten (bleifrei) kann ich nicht angeben. Einmal können das an einem Platz drei Tage je 8h hintereinander sein. Mal eine Woche nur Nachlöten einzelner Lötstellen (nach der Wellenlötanlage). Oder auch 4 Wochen nur Bestücken, ganz ohne Löten.


    Gruß,
    Rainer


    Und ja... wir haben hier auch nichttechnische Probleme ||

    "Der Optimist glaubt, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben, und der Pessimist befürchtet, das der Optimist recht hat." (James Branch Cabell)

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  • Moin Rainer,

    für eine relativ kleine Sache macht ihr ein Riesenfass auf.

    Grundsätzlich: Absaugen --> ja.

    Betrachtet mehrere Aspekte, und da spreche ich als Löter mit mehr als 40 Jahren pers. Erfahrung, aus der praktischen Kiste.

    In der Therorie saugen und filtern alle Geräte. Das stelle ich einfach mal so hin. Wichtig für mich wäre jetzt das handling. Die kleinen Kisten sind bestimmt für den Hobbybastler zu gebrauchen, jemanden, der eine manuelle Stückzahl hat, den Reparateur, der etwas aus- und wieder einlötet. Dort saugen sie. Sie sollten einen ruhigen (leisen) Lüfterlauf haben. Der sollte so stark sein, das der Rauch auch bei einigen Abstand gut und sicher eingesaugt werden kann. Die Positionierung muss jeweils zur Lötstelle ausgerichtet sein. Das sieht bei dem Gestänge nicht so gut aus. Ein Schwanenhals wäre besser. Die Aktivkohlefilter sollten leicht beschaffbar sein. Wann ist der Filter voll? Gibt es eine Anzeige für einen Wechsel? Eine reduzierte Saugleistung ist schleichend. Das bekommt man nicht so schnell mit.
    Und so weiter. Viele Fragen.

    Für grösseren Lötmengen bedarf es einer grösseren Dunstabzugshaube über dem Arbeitsplatz oder seitlich daneben. Die macht aber auch mehr Krach.

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein wesentlicher Faktor das Lötzinn selber ist! Hier gibt es, je nach Flussmittel schon grosse Unterschiede. Einige qualmen recht üppig und stinken dabei noch unangenehm. Also achtet nicht nur auf die Metalllegierung, die ihr ja braucht, sondern auch auf die Seele des Lotes. Vielleicht einmal einen anderen Hersteller probieren?

    Es dürfte doch wesentlich sein, habe ich weniger Rauch, dann muss ich weniger absaugen oder meine kleine Anlage saugt dadurch einfach besser.

    Selbst wenn ihr euch an Werte klammern könnt, die Arbeitsplätze sind doch nicht gleichmässig. Vielleicht wird mal mehr oder weniger gelötet? Die Art der Lötungen: ein kleines SMD-Teilchen braucht weniger Lot, als ein Anschluss einer Hochstromverbindung. Damit mehr Zeit zum Löten, mehr Lot und mehr Rauch.

    Ferner, denkt an die Belüftung des Raumes. Der Gestank muss ja auch irgendwie weg.

    Viel Erfolg.

    .
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    ... viele Grüße vom Waldmann.


    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

  • Ich sollte mein OK zu diesem Gerät geben.

    Schönes Spielzeug. Wenn man es näher als 10 cm von der Lötstelle bzw. der Stelle der Rauchentstehung platzieren kann, könnte es funktionieren. Wahrscheinlich muss man aber auf <5cm an die Rauchentstehungsstelle heran, damit überhaupt eine Absaugwirkung zu erkennen ist.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Moin Rainer,

    Waldmann hat eigentlich schon alles sehr gut beschrieben und gute Tip,s gegeben. Ich kann dazu eigentlich nur noch beschreiben wie es bei uns in der Fertigung gehandhabt wird.
    Wir haben 4 WFE 4S Absaugungen von Weller bei uns im Einsatz. Da diese Geräte einen ziemlichen Lärm verbreiten haben wir sie in einen Raum gestellt und die Arbeitsplatze dann verrohrt und am Ende dann mit Schwanenhälse wie Waldmann es schon beschrieben hatte versehen.
    Vorher haben wir die Geräte direkt am Arbeitsplatz gestellt da war aber die Akzeptanz dieser Geräte wegen der Lärmentwicklung nicht groß.
    Jetzt werden die Absaugungen sehr gut genutzt. Die Filter dieser Geräte reichen bei uns ca. 2 Jahre die Geräte zeigen einen Filterwechsel an.
    Sind aber auch recht teuer. Wir nutzen die Absaugungen auch nur für Reparaturen, Änderungen und Prototypenfertigungen.
    Das Teil was Du uns da vorgestellt hast sehe ich wie Axel als Spielzeug an zumal es auch mit Filter die Luft im Raum verpestet.
    Meiner Meinung wirst Du nicht um eine gute und damit nicht ganz preisgünstige Lösung herumkommen.
    Zu Deiner Unterstützung kannst Du ja mal eure Aufsichtperson der BG einladen die haben einen Messdienst der die Schadstoffe messen kann und Lösungsvorschläge erarbeiten kann. Der ist für euer Unternehmen kostenlos. Bei uns hat der Messdienst der BG ETEM die Messungen durchgeführt. Diese Maßnahme ist übrigens bei unseren Mitarbeitern sehr gut angekommen.

    Mit freundlichen Grüssen aus Braunschweig!

    Hans-Jürgen